Das Aus für Maestro – erste Sparkassen haben EC-Karten schon umgetauscht
Die Maestro-Funktion läuft zum Juli 2023 aus. Verbraucher, die im Ausland mit der EC-Karte zahlen möchten, schauen dann in die Röhre. Einige Banken bekommen aber Aufschub, andere gehen neue Wege.
Sie ist die beliebteste Bezahlkarte in Deutschland: die Girocard. Im Alltag wird sie auch gern einfach EC-Karte genannt, und davon sind rund 100 Millionen im Umlauf. Das blau-rote Maestro-Logo ist darauf seit Jahren zu sehen. Doch das Kreditkartenunternehmen Mastercard verkündete, dass Sparkassen und Banken ab dem 1. Juli 2023 keine Girokarten mit Maestro-Symbol mehr ausgeben dürfen, da Maestro eingestellt wird. Stattdessen gibt es Karten ohne die Funktion – aber mit neuen Möglichkeiten.
Sparkassen haben EC-Karten schon umgetauscht
Ganz weit vorne mit dem Austausch der Girocards sind dabei die Sparkassen. Laut Handelsblatt.de sind beispielsweise schon alle 170.000 Karten bei der Sparkasse Siegen mit der neuen Mastercard-Funktion ausgestattet. Bei der Sparkasse Niederbayern-Mitte setzt man auf Visa und hat im Dezember mit dem Tausch der 110.000 Karten begonnen. In Köln bei der Kreissparkasse wird die neue Bankkarte (Mastercard und Visa als Co-Badge) ab Juni an die Kunden ausgegeben, der Austausch im Bestand ist ab Oktober 2023 geplant. Ab Juli werden voraussichtlich auch die Volks- und Raiffeisenbanken Karten ohne Maestro-Funktion ausgeben.
Maestro-Karten vor 1. Juli 2023 ausgestellt?
Wer noch eine neue Bankkarte mit Maestro-Logo bekam, muss keine Bedenken haben, dass diese ab Juli nicht mehr funktioniert. Die Karten dürfen voraussichtlich bis zum Ablaufdatum weiter genutzt werden. Danach wird Kunden dann eine neue Karte ausgestellt. Im Zweifel fragen Sie Ihre Bank.
S-Payment, Zahlungsdienstleister der Sparkasse, berichtete laut Handelsblatt.de, dass rund 60 Prozent der Sparkassen auf Mastercard-Girokarten setzen, der Rest auf die Visa-Variante. Ein deutlicher Zuwachs für das Kreditkarten-Unternehmen, denn bisher setzten nur wenige Sparkassen auf das Maestro-Pendant: V-Pay.

Maestro-Aus: Aufschub für einige Banken
Bei technischen Herausforderungen verspricht das Mastercard-Unternehmen Hilfe bei Migrationsplänen, die auch Übergangsfristen beinhalten können. Handelsblatt.de berichtet, dass etwa Kunden der Frankfurter Volksbank die Girocard mit Mastercard-Funktion noch bis Ende 2027 nutzen können. Commerzbank und Deutsche Bank halten sich aktuell mit Aussagen über zukünftige Auslandsfunktionen ihrer Bankkarten zurück – was auch hier Übergangsfristen nahelgt, wie Handelsblatt.de vermutet.
Privatbanken setzen auf Visa-Debitkarte
Einige Privatbanken, zum Beispiel Targobank, Santander, Hypo-Vereinsbank oder Comdirekt, haben neuerdings (oder schon länger) keine Girocards mehr. Sie setzen in großen Teilen auf eine Visa-Debitkarte. Vorteil hier: Die virtuellen Karten können auch mit Apple-Pay oder ähnlichen Bezahl-Apps verwendet werden. In der Vergangenheit war das bei Girokarten nur Sparkassen-Kunden möglich. Allerdings werden die Visa- oder Mastercard-Debitkarten nicht an allen Kassen in Deutschland aktzenptiert.
Definition: Was ist Maestro?
Mit der Maestro-Funktion können Kartenbesitzer auch im Ausland Geld abheben oder mit der Girocard bezahlen. Maestro ist ein Dienst des amerikanischen Mastercard-Unternehmens. Direkte Konkurrenz ist V-Pay vom Unternehmen Visa, mit dem man ebenfalls im Ausland Zahlungen tätigen kann. Auf den rund 100.000 Millionen Bankkarten in Deutschland findet sich in der Regel entweder das V-Pay- oder das Maestro-Logo.
Ausland: Geldabheben und Zahlungen ohne Maestro-Funktion
Durch die Abschaffung der Maestro-Funktion wird man in Zukunft im Ausland nicht mehr wie gewohnt mit der Girokarte Geld abheben können, meint Christian Urban von der Verbraucherzentrale NRW. Das bedeutet jedoch nicht, dass das gar nicht mehr möglich sein wird.
Die Beendigung der Maestro-Funktion betrifft eigentlich nur den Einsatz der Karte im Ausland.
In einer Mitteillung der Verbraucherzentrale heißt es laut dpd: „Banken können auf andere Systeme zurückgreifen, um den Auslandseinsatz zu ermöglichen. Ob das über ein anderes Zahlungssystem oder eine Zweitkarte sein wird, zeigt sich wahrscheinlich in den nächsten Monaten.“
Was steckt hinter der Abschaffung der Maestro-Funktion?
Mastercard selbst erklärt in einer Mitteilung, dass die Maestro-Funktion nicht mehr zeitgemäß sei und deswegen abgeschafft werde. „Wo das Wachstum im Onlinehandel das im Einzelhandel weit übertrifft, wird es Zeit, die Maestro-Karten zu erneuern“, schreibt das Unternehmen laut einer dpa-Pressemitteilung. Größter Nachteil bei der Maestro-Funktion ist, dass man mit ihr Online an den meisten Stellen nicht zahlen kann. Dafür wird dann eine Kreditkarte benötigt.
Aus für Maestro: Innerhalb Deutschlands kein Problem
Laut Verbraucherzentrale NRW wird die Girocard auch ohne Maestro-Funktion in Deutschland voll einsatzfähig bleiben. Das zukünftige Zahlen und Geld abheben geht also wie gewohnt weiter.
Die Verbraucherzentrale Baden-Württemberg vermutet laut dpa aber noch einen weiteren Grund hinter der Abschaffung. In einer Mitteilung heißt es, dass Mastercard mehr am Umsatz des Onlinehandels verdienen wolle. Die EC-Karte ist in Deutschland ein Standard-Zahlungsmittel. Sind Zahlungen wegen der fehlenden Maestro-Funktion nicht mehr möglich, müssten Kunden häufiger zur Kredit- oder Debitkarte (z.B. von Mastercard) greifen, statt zu Lastschrift.
Unterschied: Girokarten, Debitkarten und Kreditkarten
Mit allen drei Karten kann man am Automaten Geld abheben und bargeldlos zahlen. Bei der Kreditkarte werden dabei die Umsätze gesammelt und einmal im Monat vom Konto abgebucht. Bei der Debitkarte und der Girocard werden die Beträge gleich vom Konto abgebucht. Die Debitkarte sieht einer Kreditkarte ähnlich, verhält sich aber mehr wie eine Girocard, auch wenn man zukünftig mit der Debitkarte noch im Ausland zahlen kann. Nachteil hier: Viele Geschäfte in Deutschland bevorzugen Giro- oder Kreditkarte als Zahlungsmittel.