370.000 Reichsmark in Zigarettenschachtel gefunden: Woher stammen die Scheine?
Bei der Sanierung des Rathauses in Mühlheim fanden die Handwerker Tausende Reichsmark in einer Zigarettenschachtel. Doch wer hat die Scheine versteckt – und warum?
Im Kreis Tuttlingen wurden bei der Sanierung des Jahrhunderte alten Mühlheimer Rathauses 370.000 Reichsmark gefunden. Die Geldscheine waren in einer alten Zigarettenschachtel versteckt und wurden einst hinter ein Geländer geklemmt. Bei der Demontage fiel sie den aktuellen Zimmerleuten geradezu in die Hände.
370.000 Reichsmark – eine Botschaft aus der Vergangenheit
Auf der Zigarettenschachtel waren sowohl die Jahreszahl 1935, als auch verschiedenen Namen geschrieben. Gegenüber dem SWR sagte Projektleiter Gottlieb Riedinger, dass so etwas bis heute bei Zimmerern üblich wäre. Damit wolle man der Nachwelt zeigen, wer einst bei dem Gebäude am Werk war. Das bestätigte laut SWR auch Helmut Grunwald. Der Zimmermann aus dem Kreis Sigmaringen hinterlässt auch selbst auf Baustellen ab und zu eine Botschaft. Grunwald hatte mit einem Kollegen zusammen Schachtel und Geld im Rathaus gefunden.
Geld nicht der einzige Fund im Rathaus
Bei Sanierungen historischer Gebäude passiert es immer wieder, dass man auf ungewöhnliche und interessante Dinge stößt. So auch im Rathaus von Mühlheim an der Donau. Im Turm wurde zum Beispiel ein Brief eines Jungen gefunden, der darin Adolf Hitler verehrt. Auch Gewehrkugeln, die womöglich aus dem Dreißigjährigen Krieg stammen, wurden in einigen Holzbalken gefunden. Ein Traum für Ludwig Henzler, dem die Funde überreicht wurden. Der Hobbyhistoriker kümmert sich ehrenamtlich um das Mühlheimer Stadtarchiv. Übrigens: Unter anderem mit einem Ehrenamt kann man bis zu 840 Euro steuerfrei zur Rente hinzuverdienen.

Wie viel sind 370.000 Reichsmark wert?
Der historische Wert der vier Geldscheine im Gesamtwert von 370.000 Reichsmark übersteigt den eigentlichen um ein Vielfaches. Sie waren schon zum Druckzeitpunkt um 1923 kaum noch etwas wert, meint Ludwig Henzler zum SWR. Ganz anders übrigens als bei einigen D-Mark-Münzen, die teilweise viel wert sein können.
In der Zeit der Inflation in den 1920er Jahren kostete ein Liter Milch eine Milliarde Reichsmark. Die Scheine aus dem Versteck der Zimmerleute waren nichts mehr wert.
Trotzdem: Die Schachtel und Scheine sowie der Fundort zeigen recht deutlich, was und wie in der Vergangenheit am Rathaus gearbeitet und gebaut wurde. Und das soll der Nachwelt im Stadtarchiv auch erhalten bleiben – unbezahlbares Wissen also.