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Geruchs- und Geschmacksstörungen durch Corona: Ärzte therapieren mithilfe von „Riechtraining“

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Von: Juliane Gutmann

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Frau riecht an Rose
Viele Covid-19-Patienten klagen über den Verlust des Geruchssinns. „Riechtraining“ könnte helfen. © Maria Berentzen/dpa

Es gibt einige Viruserkrankungen, die Riechen und Schmecken beeinträchtigen – auch eine Infektion mit Coronaviren. Ein neuer Behandlungsansatz verspricht Besserung.

„Dass Virusinfektionen einen Riechverlust verursachen können, ist altbekannt, zum Beispiel von Rhino- oder Influenzaviren“, zitiert die Pharmazeutische Zeitung (PZ) Professor Dr. Thomas Hummel vom interdisziplinären Zentrum für Riechen und Schmecken des Universitätsklinikums Carl Gustav Carus in Dresden. Mediziner sprechen dann von einer postviralen Riechstörung – von welcher auch häufig Covid-19-Patienten betroffen sind. Allerdings schwanken die Zahlen hier enorm: Hummel zufolge werden je nach Bericht fünf bis 85 Prozent der Coronavirus-Infektionen von Geruchs- und Geschmacksverlust* begleitet.

In den meisten Fällen vergehen postvirale Riechstörungen ausgelöst durch Corona nach ein bis zwei Monaten. Doch es gibt auch Patienten, die noch lange Zeit nach ihrer Genesung über Geschmacks- und Geruchsverlust berichten. Dann können verschiedene Therapien versucht werden.

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Mit „Riechtraining“ gegen Corona-bedingten Geruchsverlust

Am Zentrum für Riechen und Schmecken in Dresden wird sogenanntes „Riechtraining“ gegen postvirale Riechstörungen mit Erfolg angewandt. Mediziner Hummel über das spezielle Training, dass das Riechvermögen zurückbringen soll: „Die Patienten sollen dabei jeden Morgen und jeden Abend für jeweils 30 Sekunden an vier verschiedenen Düften riechen. Dieses Training sollten sie konsequent über mindestens vier, teilweise aber auch bis zu neun Monate durchführen. Die Gerüche können dabei individuell gewählt werden. Wichtig ist nur, dass die Gerüche stark sind und einer der vier Düfte noch ein Gefühl wie ein Kribbeln, Stechen oder Kühlen auslöst“. Dabei können wohlriechende Düfte wie Zitrone und Rose, aber auch Menthol und Essig zum Einsatz kommen. Generell kann das „Riechtraining“ jedem Covid-19-Patienten mit Geruchs- und Geschmacksstörungen empfohlen werden, wenn diese über längeren Zeitraum anhalten, so Hummel.

Hummel und sein Team testen das Training bereits an Covid-19-Patienten. Es zeigten sich auch Verbesserungen, so Hummel der PZ zufolge, allerdings könne man noch nicht abschätzen, ob dies am „Riechtraining“ liegt oder ob sich die Beschwerden unabhängig davon gebessert hätten. Studien über den Effekt bei Covid-19 gebe es noch nicht: „Bei anderen Patienten mit postviralen Riechstörungen wissen wir durch placebokontrollierte und verblindete Studien, dass das Riechtraining eine Wirkung zeigt“, so Hummel. Von therapeutischen Alleingängen rät der Mediziner allerdings ab: Menschen mit Geruchs- und Geschmacksstörungen sollten immer einen HNO-Arzt aufsuchen, nur dieser könne die Ursache dafür finden und eine geeignete Therapie einleiten. (jg) *Merkur.de ist Teil des bundesweiten Ippen-Digital-Redaktionsnetzwerkes.

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