Elf Prozent aller Coronavirus-Patienten üben diesen Beruf aus

Die Ansteckungsgefahr steigt, je häufiger Menschen mit Covid-19-Patienten in Kontakt kommen. Längst nicht nur Ärzte sind gefährdet.
- Keine Überraschung: Menschen mit Gesundheitsberuf stecken sich häufiger mit Covid-19 an als andere Berufsgruppen - was durch eine wichtige Investition verhindert werden könnte.
- Ärzte, (Alten-)Pfleger, Rettungsassistenten und andere Menschen in ähnlichen Berufen machen rund elf Prozent der Coronavirus-Fälle aus - das entspricht über 20.000 Patienten.
- Seit Mitte April stecken sich jeden Tag im Schnitt mehr als 230 Ärzte, Pfleger und andere Mitarbeiter in Gesundheitsberufen mit Sars-CoV-2 an.
Sie therapieren und versorgen Coronavirus-Infizierte und laufen dabei selbst Gefahr, sich anzustecken. Obwohl in Kliniken, Arztpraxen und Pflegeeinrichtungen strenge Vorsichts- und Hygienemaßnahmen gelten, zählen Gesundheitsberufe wie Mediziner und Pflegepersonal zu den am häufigsten von Covid-19* betroffenen Berufsbildern.
Täglich stecken sich mehr als 230 Ärzte und Pfleger mit Covid-19 an
Das Robert Koch- Institut als Bundesoberbehörde für Infektionskrankheiten und nicht übertragbare Krankheiten meldete bis Mitte Mai 2020 mehr als 11.800 Corona-Fälle alleine in Krankenhäusern, Praxen, Dialyseeinrichtungen und bei Rettungsdiensten. Insgesamt seien mehr als 20.400 Mitarbeiter aus dem Gesundheitswesen von Covid-19 betroffen, wie die Tagesschau meldete.
Recherchen der Süddeutschen Zeitung zufolge haben sich seit Mitte April täglich im Schnitt mehr als 230 Pfleger, Ärzte und andere Mitarbeiter im Gesundheitssektor mit Sars-CoV-2 infiziert. Mindestens 894 Betroffene mussten dabei stationär behandelt werden, mindestens 60 Menschen starben an den Folgen*.
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Fehlende Schutzausrüstung mitverantwortlich für Anzahl der Betroffenen
Ein wesentlicher Grund für die überdurchschnittlich hohe Anzahl an Infizierten im Gesundheitssektor liegt auch in der fehlenden Schutzausrüstung, wie die Tagesschau meldete. So gaben Mitte Mai 38 Prozent der Mitglieder der Ärztegewerkschaft Marburger Bund in einer Umfrage an, nicht über eine adäquate Schutzkleidung zu verfügen. Nicht nur FFP-2 und FFP-3-Schutzmasken waren der Umfrage zufolge nicht ausreichend verfügbar, auch bei Schutzkitteln und Schutzausrüstungen kam es zu Engpässen. Selbst der einfache Mund-Nasen-Schutz* sei vielfach nicht im erforderlichen Umfang verfügbar gewesen.
Nicht nur in Kliniken, auch in Pflegeheimen eine ähnliche Situation: Der Deutsche Berufsverband für Pflegeberufe machte bereits im April darauf aufmerksam, dass viele Heime Schutzausrüstung anders als vorgesehen mehrfach verwenden müssen. "Auch das hat sicherlich dazu beigetragen, dass dort die Pandemie-Lage zunehmend eskaliert und steigende Zahlen Infizierter verzeichnet werden müssen, oft mit tödlichen Folgen", zitiert die Tagesschau Verbandssprecherin Johanna Knüppel.
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jg
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