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Küssen wieder erlaubt? Impfstoff gegen Herpesvirus geht in die erste Runde

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Von: Juliane Gutmann

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Eine Infektion mit dem Epstein-Barr-Virus kommt häufig vor: Die Mehrheit der Menschheit soll das Herpesvirus lebenslang in sich tragen. Nicht immer ohne Folgen.

Die guten Nachrichten zuerst: Eine Infektion mit dem Epstein-Barr-Virus, kurz EBV, hat meist keine gefährlichen Folgen. Wie das Deutsche Zentrum für Infektionsforschung (DZIF) weiter informiert, sind späte Infektionen allerdings mit gewissen Risiken verbunden. So sollen vor allem Menschen, die sich erst im Erwachsenenalter infizieren, häufiger infolge Krankheiten entwickeln. Als Beispiele nennt das DZIF das Pfeiffersche Drüsenfieber sowie einige Formen von Krebs. Rund 200.000 Krebsfälle, so Schätzungen, würden weltweit jährlich auf EBV-Infektionen zurückgehen, heißt es weiter. Auch Multiple Sklerose soll durch Epstein-Barr-Infektionen getriggert werden.

Ein Impfstoff könnte die Lösung sein. Forschungszentren und Arzneimittelhersteller forschen daher an möglichen Impfstoffkandidaten, die das Risiko von Epstein-Barr-Infektionsbasierten Krankheiten reduzieren oder sogar verhindern sollen. Am Helmholtz Institut in München begann die Forschung an einem Impfstoff bereits vor rund 20 Jahren, wie das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) informiert. Dieser könnte 2023 in die klinische Prüfung gehen, so das BMBF. Wir sind sehr zuversichtlich, dass unser Impfstoff die Entstehung des Pfeiffer’schen Drüsenfiebers und des daran häufig gekoppelten chronischen Erschöpfungssyndroms sehr effizient verhindern wird“, so Professor Wolfgang Hammerschmidt von Helmholtz Munich und dem Deutschen Zentrum für Infektionsforschung (DZIF).

Ein Paar küsst sich
Küssen: Eine der schönsten Dinge überhaupt. Doch über den Speichel können Erreger übertragen werden, etwa das Epstein-Barr-Virus. © Petra Stockhausen/Imago

Durch Epstein-Barr-Virus ausgelöste Krankheiten verhindern durch eine Impfung?

In den USA sind Forschende bereits einen Schritt voraus, wenn es um die Impfung gegen das Epstein-Barr-Virus geht. Im NIH Clinical Center in Bethesda, Maryland, wurde 2022 eine klinische Studie eingeleitet, in welcher ein Impfstoff gegen das Epstein-Barr-Virus getestet wird. Geleitet wird die Untersuchung von Jessica R. Durkee-Shock vom National Institute of Allergy and Infectious Diseases (NIAID). Im Rahmen der ersten Phase der Impfstoffstudie soll das Vakzin auf Verträglichkeit und Sicherheit hin geprüft werden.

Dem Fachportal Eurekalert zufolge nehmen 40 Freiwillige im Alter zwischen 18 und 29 an der Studie teil. Bei der Hälfte davon gibt es die Annahme, dass sie bereits eine EBV-Infektion durchgemacht haben, die andere Hälfte hat sich bislang noch nicht infiziert. Die Teilnehmer erhalten eine Serie von drei 50-Mikrogramm-Injektionen des experimentellen Impfstoffs in den Oberarmmuskel, gefolgt von einer 30- bis 60-minütigen Beobachtung nach jeder Dosis. Die zweite und dritte Dosis wird 30 Tage bzw. 180 Tage nach der ersten Dosis verabreicht, wobei zwischen den einzelnen Impfungen Nachuntersuchungen stattfinden, so die Eurekalert-Information. Die Studie ist auf vier Jahre angelegt.

Die Hoffnung ist groß, dass die Studienergebnisse positiv ausfallen. Denn: "Ein Impfstoff, der eine Infektion mit dem Epstein-Barr-Virus verhindern oder deren Schweregrad verringern könnte, könnte die Häufigkeit von EBV-assoziierten bösartigen Erkrankungen und Autoimmunerkrankungen verringern", wird NIAID-Direktor Anthony S. Fauci von Eurekalert zitiert.

Mehr Informationen zur Studie „Safety and Immunogenicity of an Epstein-Barr Virus (EBV) gp350-Ferritin Nanoparticle Vaccine in Healthy Adults With or Without EBV Infection“

Startdatum: 29. März 2022

Untersuchungszeitraum: zirka vier Jahre bis 1. Juli 2025

Veröffentlicht auf dem Fachportal ClinicalTrials.gov

Umfang: 40 Studienteilnehmer

Studienleiterin: Jessica R Durkee-Shock vom Institute of Allergy and Infectious Diseases (NIAID)

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