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Die neue Lust auf alkoholfreies Bier

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Alkoholfreies Bier schmeckt doch gar nicht, oder? Mitnichten. Die Hopfenkaltschale ohne Nachwirkung ist längst nicht mehr so schlecht wie ihr Ruf - und das Angebot wächst. Wie kann das sein?

Der Deutsche Brauer-Bund rechnet damit, dass der Marktanteil von alkoholfreiem Bier weiter zunehmen wird. Foto: Franziska Gabbert/dpa-tmn
1 / 8Der Deutsche Brauer-Bund rechnet damit, dass der Marktanteil von alkoholfreiem Bier weiter zunehmen wird. Foto: Franziska Gabbert/dpa-tmn © Franziska Gabbert
Bierfreunde finden im Getränkeregal ein wachsendes Angebot an alkoholfreien Bieren. Foto: Franziska Gabbert/dpa-tmn
2 / 8Bierfreunde finden im Getränkeregal ein wachsendes Angebot an alkoholfreien Bieren. Foto: Franziska Gabbert/dpa-tmn © Franziska Gabbert
Der tiefe Schluck aus dem Bierglas muss am nächsten Tag keine Nachwirkungen haben. Schon rund sieben Prozent des in Deutschland getrunkenen Biers sind alkoholfrei. Foto: Franziska Gabbert/dpa-tmn
3 / 8Der tiefe Schluck aus dem Bierglas muss am nächsten Tag keine Nachwirkungen haben. Schon rund sieben Prozent des in Deutschland getrunkenen Biers sind alkoholfrei. Foto: Franziska Gabbert/dpa-tmn © Franziska Gabbert
Aus den wenigen Pilsnern oder Weizen ohne Alkohol aus früheren Jahren ist mittlerweile eine kleine Sortenvielfalt entstanden. Foto: Franziska Gabbert/dpa-tmn
4 / 8Aus den wenigen Pilsnern oder Weizen ohne Alkohol aus früheren Jahren ist mittlerweile eine kleine Sortenvielfalt entstanden. Foto: Franziska Gabbert/dpa-tmn © Franziska Gabbert
Professor Martin Krottenthaler lehrt Brautechnologie und Technologie der Getränkeherstellung an der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf. Foto: HSWT/dpa-tmn
5 / 8Professor Martin Krottenthaler lehrt Brautechnologie und Technologie der Getränkeherstellung an der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf. Foto: HSWT/dpa-tmn © HSWT
Mareike Hasenbeck ist Biersomelière und schreibt unter www.feinerhopfen.com über Bier. Foto: Elena Hasenbeck/feinerhopfen.com/dpa-tmn
6 / 8Mareike Hasenbeck ist Biersomelière und schreibt unter www.feinerhopfen.com über Bier. Foto: Elena Hasenbeck/feinerhopfen.com/dpa-tmn © Elena Hasenbeck
Plopp! Alkoholfreie Biere gibt es in immer mehr Variationen. Auch aus der traditionellen Bügelflasche. Foto: Franziska Gabbert/dpa-tmn
7 / 8Plopp! Alkoholfreie Biere gibt es in immer mehr Variationen. Auch aus der traditionellen Bügelflasche. Foto: Franziska Gabbert/dpa-tmn © Franziska Gabbert
Alkoholfrei heißt nicht automatisch ganz frei von Alkohol. Bis zu 0,5 Volumenprozent sind erlaubt. Foto: Franziska Gabbert/dpa-tmn
8 / 8Alkoholfrei heißt nicht automatisch ganz frei von Alkohol. Bis zu 0,5 Volumenprozent sind erlaubt. Foto: Franziska Gabbert/dpa-tmn © Franziska Gabbert

Freising (dpa/tmn) - «Wie Schwimmen ohne Wasser» oder «Da fehlt irgendwas», sind nur zwei Meinungen zu alkoholfreiem Bier.

Fragt man näher nach, hält sich die Erfahrung der meisten Biertrinker mit dem alkoholfreien Stoff aber in Grenzen - oder der letzte Kontakt mit der Materie ist ziemlich lang her. So auch beim Autor dieser Zeilen.

Der Blick ins Getränkeregal gut sortierter Supermärkte offenbart: Das alkoholfreie Bier springt seit einiger Zeit mit viel Kraft aus der Nische. Da warten mittlerweile neben den paar Pilsnern der großen Brauereien und Weizen etliche neue Biersorten - darunter auch Lagerbier, Ale, Altbier und auch die Craftbier-Szene entdeckt das Bier ohne Prozente. Was ist da nur passiert?

Alles eine Frage der Technik, sagt Prof. Martin Krottenthaler von der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf. Früher wurde beim alkoholfreien Bier meist nach einer gewissen Zeit die Gärung gestoppt. Heute lässt man das Bier fertig gären und entzieht ihm anschließend den Alkohol.

Ganz neue Aromen sind möglich

Während der Gärungsstopp mit dem Kältekontaktverfahren für recht viel Restsüße im Bier sorgt, haben teurere Verfahren wie Umkehrosmose, Dialyse oder Vakuumverdampfung einen entscheidenden Vorteil. «Geschmack und Aromen des Biers bleiben erhalten», sagt Krottenthaler. So hat man am Ende ein «richtiges» Bier, nur eben ohne die Prozente. Aber das ist nicht alles.

«Seit einigen Jahren darf Bier auch nachgehopft werden», erklärt Krottenthaler, der Brauwesen unterrichtet. Soll heißen: Dem Bier werden noch weitere Hopfensorten zugesetzt. Zum Beispiel Cascade, Citra oder Polaris. So kann man dem Bier nachträglich zusätzliche Aromen wie Citrus, Minze, Ananas oder Holunderblüte verleihen. Krottenthaler: «Da gibt es richtige Geschmacksbomben, wo man vor lauter Hopfen gar nicht schmeckt, dass der Alkohol fehlt.»

Ein Trend, den auch die Ayinger Biersommelière und Bloggerin Mareike Hasenbeck verfolgt. «Durch die neuen Rohstoffkombinationen sind ganz andere Aromen möglich», sagt sie. Besonders die Kreativbrauszene jenseits der großen Brauereien bringe mittlerweile erstaunliche Biere mit Aromen wie Mango, Schokolade oder Kaffee heraus.

Bier mit Tee-Aromen

Und auch jenseits des Reinheitsgebots gebe es alkoholfreie Stouts mit Kaffeebohnen oder ausgefallene Sorten wie ein Weizen-Pale-Ale mit Earl-Grey-Tee. Hasenbeck serviert bei Bier-Verkostungen gerne mal ein anonymes Alkoholfreies: «Wenn ich sage, dass es ein alkoholfreies Bier ist, fallen die meisten Leute aus den Wolken.»

Der Trend zum alkoholfreien Bier lässt sich auch an Zahlen festmachen. Mittlerweile ist das Ohne-Bier eine feste Größe auf dem deutschen Biermarkt. Es kommt laut Statistischen Bundesamt auf 7,21 Prozent Marktanteil. Binnen weniger Jahre rechnet der Deutsche Brauer-Bund mit einem Anteil von gut zehn Prozent. Deutschland sei damit weltweit führend beim Brauen alkoholfreier Biere. Und mehr noch: Das Ohne-Bier gleicht den Absatzrückgang beim alkoholhaltigen Bier aus, erklärt der Brauer-Bund.

Neben dem klassischen Alkoholfreien gibt es auch immer mehr Biere, die ganz ohne Alkohol auskommen. Zur Erklärung: Ein alkoholfreies Bier darf maximal 0,5 Volumenprozent Alkohol enthalten. Die 0,0-Prozent-Biere sind wirklich frei von Alkohol. «Da lässt man die Entalkoholisierung einfach laufen, bis kein Alkohol mehr da ist», erklärt Martin Krottenthaler.

0,5 Prozent, 0,0 Prozent - eher eine psychologische Grenze

Den Unterschied zwischen dem normalen Alkoholfreien und den Nullnullern nennt der Professor eine «psychologische Schwelle». «Die 0,0-Prozent-Biere sind da qualitativ nicht besser, aber vielleicht besser für das Gewissen.» Dafür kann es einen geschmacklichen Unterschied geben: «Entalkoholisierte Biere sind trocken im Abtrunk», sagt er. Soll heißen: nicht so süß wie manches Ohne-Bier mit gestoppter Gärung.

Moderne Brautechnik, neue Verfahren, Hopfen, andere Hefen - das alles erklärt vielleicht die technische Seite des immer größeren Angebots an alkoholfreiem Bier. Aber warum trinken die Leute plötzlich auch mehr davon? Martin Krottenthaler sieht das eine als Ursache des anderen, sprich: besseres Bier wird lieber getrunken.

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