Schlaganfall: Millionen Nerven sterben

Für Dr. Bernd Schade ist die Rechnung ganz einfach: „Schnell muss es gehen, denn Zeit bedeutet bei einem Schlaganfall Verlust von Nerven.“ In der Minute sind es 12 000 Meter, die verloren gehen. Und der Verlust geht auf Kosten der späteren Lebensqualität des Patienten. In schweren Fällen ist das der Tod des Patienten.
Unterschätzt werden nach Ansicht des Facharztes für Neurologie und Schlafmedizin an der Hephata-Klinik in Schwalmstadt die Anzeichen eines Schlaganfalls. Der Grund: „Im Gegensatz zum Herzinfarkt spürt der Patient beim Hirninfarkt keine Schmerzen.“ Doch ein Schlaganfall ist für die Gesundheit und das Leben äußerst gefährlich. Vor allem aber: Das Zeitfenster für eine erfolgversprechende Behandlung ist eng, sehr eng. Nach drei bis viereinhalb Stunden nach den ersten Symptomen sollte mit der Behandlung begonnen werden. Der Rat des Mediziners: Ohne Zögern in die Klinik. Denn jeder Aufschub ist gleichzusetzen mit dem Verlust von Millionen und Abermillionen an Nervenzellen und der Gefahr einer Behinderung. Um die Patienten möglichst rasch behandeln zu können, hat die Hephata-Klinik in Treysa einen strikten Behandlungsablauf erstellt. Nach Darstellung von Schade gehören dazu Computertomographie, Blutuntersuchungen und neurologische und anderen Untersuchungen. Die Zeit zwischen der Einlieferung und dem Behandlungsbeginn – die beste Therapie ist eine Infusion, um das Blut zu verdünnen und den Verschluss im Gehirn aufzulösen – liegt im Durchschnitt bei 40 Minuten. Doch nicht nur der schnelle Beginn der Behandlung, auch eine Überwachung der Lebensfunktionen ist für die Gesundung wichtig. In der Schlaganfall-Abteilung der Hephata-Klinik werden die Patienten in einer neuen Überwachungseinheit mit vier Betten rund um die Uhr per Monitor kontrolliert. Neben diesen vier neuen Betten gibt es acht weitere mit direkter medizinischer Kontrolle. Damit macht die Klinik einen Schritt hin zu einer zertifizierten Klinik für Schlaganfall-Patienten.
Wichtig für die Wiederherstellung der Gesundheit der Patienten sind weitere Therapien. Dazu zählen nach Darstellung von Dr. Schade Sprach- und Bewegungstherapie, Logopädie, Physio- und Ergotherapie. Dennoch: „Nicht jeder Patient kann gesund und völlig wieder hergestellt nach Hause gehen“, sagt Schade. Das hänge auch damit zusammen, dass das Wissen über die Gefährlichkeit eines Schlaganfalls nicht sehr weit verbreitet sei. Dem will Schade unter anderem mit Vorträgen entgegenwirken.
Handeln bei den ersten Symptomen
Häufig werden Schlaganfall-Symptome übersehen. Meist mit schlimmen Folgen. Bei folgenden Symptomen sollte man sofort die nächste Schlaganfall-Klinik aufsuchen:
• Lähmungserscheinungen oder Taubheitsgefühl in einer Körperseite
• herabhängende Mundwinkel
• Sprach- und Sprechstörungen
• Sehstörungen
• Verständnisschwierigkeiten (ras)