Schneller Puls ist ein Alarmsignal: Herz-Professor Alexander Leber warnt vor Schlaganfall

Schneller, unregelmäßiger Puls kann ein Alarmsignal für Herzrhythmusstörungen sein. „Ein Schlaganfall droht“, warnt Herz-Professor Alexander Leber.
Albtraum Schlaganfall: Jedes Jahr erleiden in Deutschland etwa 270 000 Menschen einen solchen GAU im Gehirn. Die Folgen sind oft dramatisch. Sie reichen von einer dauerhaften Behinderung bis zum Tod. Umso wichtiger ist es, die Risikofaktoren zu kennen und Alarmsignale rechtzeitig zu realisieren. Dazu gehört ein häufig schneller, unregelmäßiger Puls. „Solche Symptome können auf Herzrhythmusstörungen hindeuten. Sie sind häufig der Auslöser für einen Schlaganfall“, erläutert Professor Alexander Leber, Direktor der Kardiologie im Münchner Isarklinikum.
Blutpfropfen kann aus dem Herzen ins Gehirn gelangen und dort einen Schlaganfall verursachen
„Etwa jeder dritte Schlaganfall wird durch Herzrhythmusstörungen ausgelöst“, weiß Leber. Genauer gesagt von Vorhofflimmern, der häufigsten Herzrhythmusstörung. Das Tückische daran: „Vorhofflimmern an sich ist harmlos. Aber diese Herzrhythmusstörung kann eine gefährliche Kettenreaktion in Gang setzen. Denn dadurch können sich im Herzen Blutgerinnsel bilden. Diese können dann mit dem Blutfluss leicht ins Gehirn geschwemmt werden und dort kleine Äderchen verstopfen. Dadurch sterben binnen kurzer Zeit Gehirnzellen ab“, erklärt Leber.
Herzrhythmusstörungen: Blutverdünnende Medikamente sollen vor Hirninfarkt schützen

Die Blutpfropfen - in der Fachsprache Thromben genannt - bilden sich zum überwiegenden Teil im Bereich der linken Vorkammer, dem sogenannten Vorhofohr. „Dort ist während des Vorhofflimmerns der Blutfluss vermindert“, erläutert Leber. „Aus diesem Grund werden Patienten mit einem erhöhten Schlaganfallrisiko bei Vorhofflimmern in der Regel blutverdünnende Medikamente verordnet.“ Dazu zählen beispielsweise der Arznei-Klassiker Marcumar oder moderne Nachfolgepräparate wie Xarelto, Pradaxa, Eliquis oder Lixiana.
Herz-Professor Leber rät: Regelmäßig selbst den Puls kontrollieren
Bei der Diagnose von Vorhofflimmern ist der Arzt auf die Mithilfe des Patienten angewiesen. „Um Vorhofflimmern rechtzeitig zu erkennen, sollten Sie regelmäßig ihren Puls tasten und kontrollieren, beispielsweise am Handgelenk. Wenn Sie dabei öfter eine Art Pulsrasen feststellen, vereinbaren Sie am besten einen Termin bei Ihrem Hausarzt oder beim Kardiologen und schildern ihm Ihre Erlebnisse“, rät Herz-Spezialist Leber. Ein normales EKG liefert in vielen Fällen keine näheren Erkenntnisse zu Vorhofflimmern, weil es außerhalb dieser Herzrhythmusstörungen unauffällig ausfällt. Deshalb verordnen viele Mediziner bei Verdacht auf Vorhofflimmern ein Langzeit-EKG.
Normaler Herzryhtmus liegt zwischen 60 und 80 Schlägen pro Minute
Der normale Herzrhythmus liegt zwischen 60 und 80 Schlägen pro Minute. Bei körperlicher oder psychischer Belastung erhöht sich die Pulsfrequenz, weil mehr Blut durch den Kreislauf gepumpt werden muss. „Durch verschiedene Einflussfaktoren wie zum Beispiel Alkohol oder Kaffee kann es auch bei Menschen ohne Herzerkrankung zu vereinzelte Extraschlägen kommen. Diese sind meistens harmlos. Fast jeder von uns hat schon mal einen Herzstolper verspürt“, berichtet Leber. „Wenn es jedoch zu einer Schädigung des Erregungsleitungssystem des Herzens kommt, können krankhafte Rhythmusstörungen entstehen.“
Fast fünf Prozent aller Menschen über 64 sind von Vorhofflimmern betroffen
Bei Vorhofflimmern werden die Herzvorhöfe vollkommen unkoordiniert erregt, der Blutfluss in den Vorhöfen wird stark vermindert. „Von dieser Erkrankung sind fast fünf Prozent aller Menschen über 64 Jahren betroffen“, so Leber. „Anfangs tritt dieses Flimmern nur für einige Minuten oder Stunden auf, wir Ärzte sprechen von Episoden. Später kann dieser Zustand auch permanent anhalten. Das typische Symptom ist ein arrhythmischer und meist schneller Puls, der häufig als Herzstolpern oder Herzrasen wahrgenommen wird.“
Bluthochdruck und Erkrankungen der Herzklappen sind oft der Auslöser
Die häufigsten Ursachen für Vorhofflimmern sind nach Erläuterungen von Herz-Spezialist Leber Bluthochdruck und Erkrankungen der Herzklappen, die mit der Zeit zu einer Überdehnung und Vergrößerung der Herzvorhöfe führen. „Darüber hinaus können auch eine Schilddrüsenüberfunktion oder eine Schlafapnoe Vorhofflimmern auslösen.“ Das Risiko steigt mit dem Alter.
Gute Heilungschancen mit einem Eingriff im Herzkatheterlabor
Allerdings bestehen gute Heilungschancen. Neben blutverdünnenden Medikamenten wird auch die sogenannte Katheterablation eingesetzt. „Bei diesem Eingriff im Herzkatheterlabor werden die Leitungsfasern im Vorhof, die das Flimmern verursachen, mithilfe von Hochfrequenzstrom oder mit Kälte- oder Laserballons verödet. Diese Therapieform hat heutzutage eine Erfolgsquote von etwa 70 bis 80 Prozent“, sagt Leber.