Neben gefährlicher Lungenentzündung: Ärzte beobachten neue Komplikation einer Coronavirus-Infektion

Je länger die Coronavirus-Pandemie anhält, desto mehr finden Forscher über die neuartige Lungenkrankheit Covid-19 heraus. Ärzte beobachten eine neue Komplikation.
- Eine Infektion mit Coronaviren kann schwerwiegende Komplikationen mit sich bringen - etwa eine lebensgefährliche Lungenentzündung.
- Mediziner beobachteten jetzt eine neue Folge von Covid-19: Patienten entwickelten Thrombosen.
- Diese Bildung von Blutgerinnseln machte teilweise sogar eine Amputation notwendig.
Thrombosen entstehen, wenn Blutgerinnsel Gefäße verstopfen und so der Blutfluss behindert wird. Hinter dem Thrombus (Blutpfropf) gelegenes Gewebe wird nicht mehr durchblutet, was je nach Lokalisation einen Herzinfarkt*, Schlaganfall oder eine Lungenembolie zur Folge hat. Als häufigste Ursache für eine Thrombose gelten Gerinnungsstörungen, Herzschwäche oder Bettlägerigkeit. Letzteres ist auch ein Grund, warum Intensivpatienten häufig betroffen sind. Doch auch Covid-19-Patienten sind gefährdet, an einer Thrombose zu erkranken, wie Mediziner jetzt beobachtet haben*.
Blutgerinnsel durch Coronavirus-Infektion
"Ich hatte 40-Jährige auf meiner Intensivstation, die Blutgerinnsel in den Fingern hatten und es sah so aus, als würden sie sie verlieren", sagte Shari Brosnahan, eine Intensivmedizinerin an der NYU Langone Health School gegenüber der Nachrichtenagentur AFP. Als einzige Ursache konnte die Medizinerin die Infektion mit dem Covid-19-Erreger Sars-CoV-2 ausmachen. Wie das asiatische Newsportal CNA berichtete, kam es bei Covid-19-Patienten auch zu mangelnder Durchblutung der Füße und Hände, deren Behandlung Ärzte vor eine große Herausforderung stellte - und die sogar Amputationen notwendig machten.
Auch bei dem US-amerikanischen Schauspieler Nick Cordero wurde als Komplikation einer Coronavirus-Infektion* eine Thrombose diagnostiziert. Die Ärzte sahen keine andere Möglichkeit, als dem 41-Jährigen, der wegen Covid-19 auf der Intensivstation behandelt wurde, das rechte Bein zu amputieren.
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Auffällig viele Thrombosen unter Covid-19-Patienten: Vorsorgliche Therapie mit Blutverdünnern?
Unter Coronavirus-Patienten kam es auffällig häufig zur Bildung von Blutgerinnseln, wie Forscher aus einer in der niederländischen Zeitschrift Thrombosis Research veröffentlichten Studie schlussfolgern. Bei fast jedem dritten von 184 untersuchten Covid-19-Betroffenen kam es zu thrombotischen Komplikationen. Die Wissenschaftler bezeichneten diesen Anteil als "bemerkenswert hoch" − auch wenn extreme Folgen wie Amputationen dem Ärzteblatt zufolge selten waren.
Eine Forschergruppe um Behnood Bikdeli vom Irving Medical Center in New York gibt auf Grundlage einer im Journal of The American College of Cardiology veröffentlichten Studie zu bedenken, dass es sinnvoll wäre, Coronavirus-Patienten prophylaktisch Blutverdünner zu verabreichen. "Ich habe in meiner Karriere hunderte Blutgerinnsel gesehen, aber noch nie so viele anormale extreme Fälle", zitiert das Ärzteblatt Bikdeli.
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Lungen von verstorbenen Patienten voller winziger Blutgerinnsel
Forscher diskutieren verschiedene Ursachen für die Thrombosen-Bildung bei Coronavirus-Infektionen. So erkranken meist Menschen mit Vorerkrankungen an schweren Covid-19-Verläufen*, bei welchen das Thromboserisiko etwa durch eine Herz-Kreislauf-Erkrankung erhöht ist. Doch auch das Virus selbst könnte die Blutgerinnsel verursachen, was auch bei anderen Viren vorkommt. Eine aktuelle Studie gibt Hinweise darauf, dass das neuartige Virus Sars-CoV-2 Blutgerinnsel fördern kann. Autopsien hatten ergeben, dass die Lungen mancher verstorbener Patienten voller winziger Blutgerinnsel waren.
Diese könnten auch der Grund dafür sein, warum künstliche Beatmung vielen Patienten mit Sauerstoffmangel im Blut nicht hilft, zitiert das Ärzteblatt Cecilia Mirant-Borde, Intensivmedizinerin an einem Militärkrankenhaus in Manhattan. Die Gerinnsel würden die Blutzirkulation in der Lunge und damit die Sauerstoffversorgung blockieren.
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jg
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