Arbeitszeugnis: Diese fünf Punkte sind wichtig

In Arbeitszeugnissen ist nicht alles so positiv gemeint, wie es klingt. Ein Karriere-Experte erklärt, auf welche Formulierungen Sie besonders achten müssen.
Wer Arbeitszeugnisse wirklich verstehen will, braucht schon fast ein Fachbuch. Weil Arbeitszeugnisse stets positiv formuliert sein müssen, verfassen Personaler sie so geschickt, dass die eigentliche Botschaft dahinter kaum einer versteht.
Geheime Zeugnis-Codes verstecken eigentliche Botschaft
Das führt sogar soweit, dass mit bestimmten "Zeugnis-Codes" sogar Schulnoten vergeben werden. Aber nicht nur das was gesagt wird ist für die Qualität des Zeugnisses ausschlaggebend.
Auch die Reihenfolge und was weggelassen wird, spielt eine entscheidende Rolle. Mit diesen versteckten Botschaften kann ihr alter Arbeitgeber durchaus Schaden anrichten - ob bewusst oder aus reiner Unwissenheit.
Karriere-Coach und Diplom-Psychologe Jürgen Hesse weiß, worauf es beim Arbeitszeugnis ankommt. Auf dem Online-Portal stern.de verrät er die wichtigsten Punkte, auf die Sie beim Arbeitszeugnis achten müssen.
Checkliste Arbeitszeugnis: Darauf müssen Sie achten
1. Formale Fehler
Unzählige Tippfehler im Arbeitszeugnis? Das darf nicht passieren. Ob Absicht oder Schusseligkeit ist egal - wichtig ist, dass Sie das Zeugnis fehlerfrei erhalten. Sonst fällt dies im schlimmsten Falle auf Sie zurück. Achten Sie auch auf einen fehlerfreien Firmenbriefkopf und auf eine Unterschrift vom Chef persönlich.
2. Beschreibung der Tätigkeit
Ihre Tätigkeit muss klar aus dem Zeugnis hervorgehen - so detailliert wie möglich. Was laut Hesse nicht geht: "Wenn Ihre Tätigkeitsbeschreibung Formulierungen enthält, die man als abwertend interpretieren könnte, die mehrdeutig auszulegen sind und die eher Selbstverständlichkeiten oder Nebensächlichkeiten in den Vordergrund stellen und ausführlich beschreiben." Positiv ins Auge stechen dem neuen Chef dagegen Selbstständigkeit und Eigenverantwortung des Mitarbeiters.
3. Leistungsbeurteilung
Zu jedem Arbeitszeugnis gehört auch eine Beurteilung Ihrer Leistung - sowohl der Gesamtleistung wie auch in einzelnen Fachkenntnissen, der Arbeitsweise oder dem Arbeitsstil. Dies drückt der alte Arbeitgeber durch Formulierungen wie "stets zur vollsten Zufriedenheit" (= sehr gut) aus.
Sollten Sie das Wort "bemüht" vorfinden, spricht das dagegen klar gegen Sie. Ebenfalls negativ: "im Großen und Ganzen", "im Allgemeinen" oder "im Wesentlichen".
Beim Verhalten sollten Sie außerdem besonders auf die Reihenfolge der genannten Personen achten. Positiv wäre: Das vorbildliche Verhalten gegenüber Vorgesetzten, Kollegen, sonstigen Mitarbeitern und Kunden. Steht der Vorgesetzt am Ende der Liste, deutet dies laut Hesse auf einen Konflikt hin.
4. Wer hat gekündigt?
Den neuen Arbeitgeber interessiert natürlich auch, warum der Bewerber sein altes Unternehmen verlassen hat: Hat er selbst gekündigt oder wurde er etwa entlassen? Positiv gewertet wird, wenn Sie das Unternehmen auf eigenen Wunsch verlassen, die Firma das sehr bedauert, sich für die geleistete Arbeit bedankt und man Ihnen alles Gute für die berufliche Zukunft wünscht. Wird das Thema dagegen kaum oder gar nicht erwähnt, bedeutet dies wohl, dass man sich im Streit getrennt hat.
Die meistgestellten Fragen zur Kündigung lesen Sie hier.
5. Gesamteindruck
Personaler lesen aus dem Arbeitszeugnis den vorherrschenden Tenor heraus. Kühl, mit vielen Floskeln und komplizierten Sätzen geschrieben, bedeutet meist nichts Gutes.
Schlechtes Arbeitszeugnis: Was Sie selbst tun können
Wenn Sie mit Ihrem Arbeitszeugnis nicht einverstanden sind, bitten Sie zunächst Ihren Arbeitgeber um Korrektur. Im schlimmsten Falle können Arbeitszeugnisse auch vor dem Arbeitsgericht verhandelt werden.
Zum Weiterlesen: Woran Personaler sehen, dass Sie verzweifelt sind, alle Do's and Don'ts bei der Bewerbung und die schwierigsten Bewerbungsfragen großer Unternehmen.
Von Andrea Stettner