Zuerst einmal: Sie müssen kein Schauspieler sein, um Opas alte Taschenuhr bei „Bares für Rares“ zu verkaufen - jeder darf und kann sich bewerben. Nach jeder Sendung kommt ein Aufruf, sich über eine bestimmte E-Mail Adresse zu bewerben. Als Antwort auf die Mail kommt ein „Castingbogen“ zurück. In diesem Formular werden verschiedene Informationen zur Person wie Beruf und Hobbys erfragt und natürlich auch einiges zur Rarität. Ab wie viel Euro man sie verkaufen würde, welche Geschichte man dazu erzählen kann und vieles mehr. Fotos von sich selbst und der Antiquität müssen auch angehängt werden.
Wie Stefan Unglaube, der Ansprechpartner beim ZDF für „Bares für Rares“, unserer Onlineredaktion verraten hat, durchlaufen die Bewerber ein gründliches und umfangreiches Casting. Falls die Casting-Redakteure Gefallen an der Bewerbung finden, kommt es zu einem Gespräch. Alles mit dem Ziel, „ein aussagekräftiges Bild der Verkäufer und der angebotenen Objekte zu bekommen“, so Unglaube.
Wenn man sich den Castingbogen genau anschaut, entdeckt man auch die Frage: „Haben Sie bereits an Fernsehsendungen teilgenommen? Wenn ja, wann und bei welchen Sendungen?“ Außerdem werden für viele Menschen sehr private Details wie der Familienstand erfragt - und wozu wird ein Foto vom Bewerber gebraucht? Geht es in der Show etwa in erster Linie um die Person, statt um das Objekt?
Von Ungaube kam diesbezüglich ein klares Nein. Natürlich gehören zu dem Erfolgskonzept der Show teilweise persönliche Geschichten, diese sollten sich aber auch stets auf das Objekt beziehen. Es wird also klar nach dem Objekt ausgesucht, wer bei der Show dabei sein darf.
So manch einer wird sich auch schon mal über das hohe Wissensgut der Experten gewundert haben: Egal, mit welchem Stück die Besitzer reinmarschieren - die Experten wissen nach einer kurzen Begutachtung genau, aus welchem Jahrhundert die Antiquität kommt, wer der mögliche Künstler ist und aus welchem Material sie besteht.
Hinter den Kameras beschäftigen sich die Casting-Redakteure der Produktionsfirma zusammen mit Kunsthistorikern mit dem Objekt und versuchen, alle wichtigen Informationen dazu anzusammeln. Es ist also nicht so, wie man beim Sehen der Show vermuten könnte: Die Experten wissen sicherlich viel, aber nun mal nicht alles. Dass sie Vorwissen zu den jeweiligen Exponaten übermittelt bekommen, ist also mindestens ein kleiner Fake.
Auch wenn die Experten schon vorab Informationen bekommen, sehen sie das Stück mit der Kamera zusammen das erste Mal.
Und übrigens: Die Händler wissen tatsächlich nichts von den Stücken, die ihnen auf den Tisch gelegt werden. Im Händlerraum passiert alles auch so, wie man es dann im Fernsehen sieht.
Böse Zungen behaupten, alle Menschen, die mit ihren Antiquitäten in der Schlange stehen und scheinbar „spontan“ zum Casting gekommen sind, um eine Begutachtung zu erhalten, seien nur Statisten - die für die Kameraaufnahmen bezahlt werden.
Da haben wir auch mal nachgehakt: „Alle Menschen, die in der Schlange stehen, bekommen ein Expertise, wir begleiten aber nur die spannenden Fälle komplett mit der Kamera“, so Stefan Unglaube. Also haben sich alle vermeintlichen Statisten einem Casting unterzogen und kriegen auch eine Begutachtung. Womöglich kriegen diese eher keine Händlerkarte, weshalb sie auch nicht mit der Kamera begleitet werden.
Trotz dieser Antworten kann es ja trotzdem sein, dass es ein Drehbuch gibt, an das sich die Verkäufer halten müssen. Ist das so? Auch hier gibt der zuständige ZDF-Redakteur Unglaube Entwarnung an alle „Bares für Rares“-Fans: Ein Drehbuch gebe es nicht, „und die Protagonisten sollen natürlich und spontan in unserer Sendung agieren“. Also fast so, wie es auch Lichter schon sagte.
Fakt ist: „Bares für Rares“ ist ein Erfolgskonzept, und das mit gutem Grund. Denn dort scheint - außer auf ein paar Kleinigkeiten - den Zuschauern wirklich nichts vorgegaukelt zu werden. Das kommt heutzutage ja nicht mehr allzu häufig vor. Also, Sie dürfen weiter fröhlich vor dem Fernseher sitzen und leicht schmunzeln, wenn Horst Lichter mal wieder sagt: „So erzähl mal, wo haste das Ding denn her?
Video: Glomex