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Bares für Rares (ZDF): Experte erklärt den Goldenen Schnitt - an Bild von Heinrich Vogeler

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Den Goldenen Schnitt hat in der ZDF-Trödel-Show „Bares für Rares“ mit Moderator Horst Lichter ein Experte erklärt - an einem Bild von Heinrich Vogeler.
Den Goldenen Schnitt hat in der ZDF-Trödel-Show „Bares für Rares“ mit Moderator Horst Lichter ein Experte erklärt - an einem Bild von Heinrich Vogeler. © ZDF (Screenshot: Fuldaer Zeitung)

Den „Goldenen Schnitt“ hat in der ZDF-Trödelshow „Bares für Rares“ mit Moderator Horst Lichter ein Experte erklärt - an einem Bild von Heinrich Vogeler.

Köln - In der Folge der beliebten ZDF-Trödelshow „Bares für Rares“ mit Horst Lichter, die am 2. Februar 2023 ausgestrahlt wurde, brachte Rainer Nickel aus Altenstadt im Wetteraukreis in Hessen ein Bild von Heinrich Vogeler zum Verkauf in das Walzwerk in Pulheim bei Köln.

Der 63-jährige Prüftechniker hatte die Radierung - also ein in einem grafischen Tiefdruckverfahren hergestelltes Kunstwerk - auf einem Flohmarkt in Frankfurt gekauft. „Sehr schön - sehr handlich“, fasste Experte Colmar Schulte-Goltz seinen ersten Eindruck in Worte.

Bares für Rares (ZDF): Experte erklärt Goldenen Schnitt - an Bild von Heinrich Vogeler

„Schuckelig“, meinte Moderator Horst Lichter, der die Druckgrafik aber fälschlicherweise als Zeichnung erkannte. Nachdem jüngst bei „Bares für Rares“ im ZDF ein Händler zur Reinigung eines gerade gereinigten Gemäldes geraten hatte, wurde in der TV-Trödel-Show nun also erneut ein Gemälde angeboten.

Doch zunächst ging es vor der Expertise um die Heimat des Verkäufers - um die Wetterau. „Schöne Ecke! Da soll es auch Störche geben“, sagte Horst Lichter, dem kürzlich ein Gemälde eines Künstlers aus der Münchner Schule sehr gefallen hatte. „Ja, die gibt es sehr häufig dort“, entgegnete der Verkäufer zu dem Storch-Thema.

„Das ist ein Kunstwerk in seiner originalen Erhaltung, mit der originalen Verrahmung“, zeigte sich der „Bares für Rares“ sehr angetan von der Radierung mit dem Titel „Storch überm Weiher“. Die Vorlage stammt von dem Jugendstil-Künstler Heinrich Vogeler (1872-1942), der beispielsweise Clara Zetkin auf dem Totenbett zeichnete.

Der deutsche Maler, Grafiker, Architekt, Designer, Pädagoge, Schriftsteller und Sozialist hatte sich 1894 den Malern Fritz Mackensen, Hans am Ende, Otto Modersohn, Fritz Overbeck und Carl Vinnen in der Künstlerkolonie Worpswede angeschlossen. Dort entwickelte er einen besonderen Stil, wie Colmar Schulte-Goltz erklärte.

Die romantischen Radierung „Storch überm Weiher“ aus dem Jahr 1899 genüge idealen Vorstellungen über den „Goldenen Schnitt“. Das ist eine Gestatungs- und Proportionsregel, die ein Bild natürlich aussehen lässt. Das Kunst-Konzept ist bereits seit der Antike zur Zeit des Euklid bekannt. 

Der „Goldene Schnitt“ einer Strecke bezeichnet ihre Zerlegung in zwei Teilstrecken, sodass sich die längere Teilstrecke zur kürzeren Teilstrecke verhält wie die Gesamtstrecke zur längeren Teilstrecke. Viele Künstler setzten den Goldenen Schnitt bewusst ein, bei vielen Werken wurden Kunsthistoriker erst im Nachhinein fündig.

Als „Golden Schnitt“-Faustformel wird die Drittel-Regel verwendet - beispielsweise in der Fotografie. Man zieht gedanklich zwei waagerechte und zwei senkrechte Linien und erhält neun gleich große Bild-Teile. Das zu fotografierende Hauptmotiv wird nun an einem der vier Schnittpunkte angelegt.

Ein wunderschönes Motiv mit dem Klapperstorch! Das Format ist nicht so groß. Man findet immer ein Plätzchen dafür!

„Bares für Rares“-Händlerin Elisabeth Nüdling aus Fulda

Die Radierung „Storch überm Weiher“ schuf Heinrich Vogeler für die literarische Zeitschrift „Die Insel“ (ab 1901: Insel Verlag). Zu den ersten Veröffentlichungen des in Leipzig gegründeten Verlags gehörte der illustrierte Gedichtband „Dir“ und die Mappe mit Radierungen „An den Frühling“ - darunter auch „Storch überm Weiher“.

Das bei „Bares für Rares“ angebotene Kunstwerk stammt aus einer Wiederauflage von 1907, handsigniert von dem druckgrafischen Künstler Otto Felsing aus Berlin. Verkauft wurde die Druckgrafik von der Kunsthandlung Trittler in Frankfurt, wie ein Aufdruck auf der Rahmenrückseite angibt.

„Das Kunstwerk trägt durch die vielen Bezeichnungen und Aufkleber seine ganze Geschichte mit sich“, fasste Colmar Schulte-Goltz zusammen. Der Kunsthistoriker aus Essen taxierte den Wert auf 300 bis 350 Euro. Weil keine Signatur von Heinrich Vogeler vorhanden war - nur das Künstler-Monogram HV - gab es einen Abzug im Wert.

Video: „Schockgebot“ bei „Bares für Rares“ für Gemälde

Im Händlerraum, in dem Elisabeth Nüdling aus Fulda dieses Mal wieder dabei war und in dem es zuletzt ein „Schock-Gebot“ für ein Bild von Eberhard Viegner gegeben hatte, von dem viele Werke als „Entartete Kunst“ zerstört worden waren, fiel Christian Vechtel aus Münster gleich die fehlende Künstler-Signatur auf. „Da sind wir bei einem anderen Preis“, meinte der Händler. „Schade!“

Händlerin Elisabeth Nüdling riet dem Verkäufer vom Verkauf ab. „Ein wunderschönes Motiv mit dem Klapperstorch! Das Format ist nicht so groß. Man findet immer ein Plätzchen dafür!“ Weil die Grafik aber zu seiner Einrichtung nicht passte, verkaufte Rainer Nickel das Bild - für 270 Euro Julian Schmitz-Avila aus Bad Breisig.

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