ESC 2016: Enttäuschung für Jamie-Lee - Ticker zum Nachlesen

Stockholm - Popsongs und Balladen, Akrobatik-Einlagen und Trickkleider: Die ESC-Teilnehmer ziehen wieder alle Register. Starke Konkurrenz für Deutschlands Hoffnung Jamie-Lee in Stockholm. Unser Live-Ticker.
Update vom 10. Februar 2017: Nun steht fest, dass Levina Deutschland beim ESC 2017 vertreten wird. Wir haben bereits zusammengefasst, welche Länder und welche Interpreten beim Eurovision Song Contest in Kiew teilnehmen werden.
+++ HN und MB verabschieden sich leicht geknickt - bis nächstes Jahr.
+++ HN: Für Jamie-Lee bleibt der erschütternde letzte Platz. Das hat sie wahrlich nicht verdient. Sie hat einen guten Job gemacht, das kann ihr keiner absprechen.
ESC 2016: Ukraine gewinnt, Jamie-Lee ist Letzte
+++ HN: DIE UKRAINE HAT GEWONNEN!
+++ HN: Sollte ich mich etwa doch geirrt haben und meine Australierin macht's? Aber die fetten Punkte der Zuschauer kommen noch, da könnten die Russen noch vorbeiziehen.
+++ MB: Die Schweden schaffen's schon mal nicht mehr. Eine Sorge weniger.
+++ MB: Okay, ich steig grad aus, was das Punkteschleudern angeht. Aber irgendwie kann das vom Spannungsbogen auch nicht das non plus ultra sein.
+++ MB: Jetzt wählt das Volk!
+++ MB: Die Reihenfolge nach dem Ende der Jurywertung: Australien klar vor der Ukraine klar vor Frankreich, Malta und Russland.
+++ MB: Frankreich ist auf Rang drei hochgeklettert. Vorne klarer Zweiter die Ukrainer, und noch klarer auf der 1 die Aussies.
+++ MB: Ha! Ich nehme alles über die Briten zurück, weil: Das Volk ist das wichtigste der Rockgeschichte (zumindest in Europa), und deren Einwohner haben Georgien zwölf Punkte gegeben! Thanks!! Australien wird zumindest bei der Jury klar das Rennen machen.
+++ MB: Das waren ja eigentlich zwölf Punkte aus Australien für uns. Weil die Flaggenfarben dieselben sind und das Land kurz hinter Aachen liegt. Zum Beispiel. Die zwölf Punkte gehen also nach Belgien. Hmpf. Aber haaaarscharf...
+++ MB: Australien weiterhin vorne, vor der Ukraine und Schweden. Deutschland noch auf einem Punkt. Barbara Schöneberger ist grad dran. Es ist "pretty raining" in Hamburg, aber wir haben Spaß. Deutschland gibt zwölf Punkte an Israel.
+++ MB: Pause beim ESC 2016: Jury-Voting bisher: Australien vor den Schweden. Sprich: Nicht die Hälfte der Punkte sind vergeben, sondern ein Viertel - weil nach der Jurywertung (die Hälfte rum) ja noch das Publikum kommt (also stehen noch drei Viertel aus, gelle?).
+++ MB: Ich komme nicht umhin, meinen (immer noch mit Fotos beschäftigten) bienenfleißigen Kollegen zu bewundern. Er war für Australien, und Australien führt ziemlich deutlich. Respekt!
+++ MB: Australien führt - würde die Frage aufwerfen, wer den ESC nächstes Jahr ausrichten würde. Wahrscheinlich ein geldiger Staat. Vielleicht kommen wir ja auf Umwegen zur Show?
+++ MB: Kurzzeitig hat Schweden die Führung übernommen. Doch der Ästhetik-Restgott hat dazwischen gehauen und Australien wieder auf die 1 gehievt. Mal sehen, wie's weitergeht.
+++ MB: Es ist und bleibt lächerlich: Malta gibt Großbritannien zwölf Punkte. LOLLOLLOL!!!
+++ MB: Alles wie immer. Ich lieg komplett daneben, und die Russen sind immerhin schon auf Rang zwei nach fünf Durchgängen. Hossa! Georgien gibt uns einen - den ersten - Punkt! Die Außenseiterchancen nehmen Gestalt an.
ESC 2016: Die Abstimmung hat begonnen
+++ MB: "Okay, let's start!" - Österreich beginnt mit der Abstimmung, Teil 1 - das sagt die Jury: Australien hat 12 Punkte. Das neue System geht zwar schneller (ist ja auch schon gleich Mitternacht), aber die Spannung ist natürlich deutlich reduziert. Die Punkte 1 bis 10 werden sofort eingeblendet, und nur der 12er kommt extra.
+++ MB: Vielleicht noch ein Musikerwitz, den mir Kollege Nogge mal erzählt hat: Unterhalten sich zwei Musiker der Volkstümlichen Musik. Fragt der eine: "Du, was ist denn die Dominante von G-Dur?" - Sagt der andere: "Bist Du deppert? G-Dur ist doch die Dominante!" (Verstanden?)
+++ MB: Nur zur Info: Wir schlafen nicht, wir suchen zu jedem Teilnehmer ein Foto aus und exportieren das Ding fürs Online. Das dauert länger, als uns lieb ist. Allerdings hat sich ja auch der ein oder andere Song gezogen. Bald geht's weiter!
+++ MB: Es wird Zeit, dass es weitergeht. So viel Englisch um diese Uhrzeit kann ja auch nicht gesund sein.
ESC 2016: Schnell noch abstimmen!
+++ MB: Schön, dass Nogge was über den Timberlake-Song schreibt. Dann setz ich mich nicht in die Nesseln. Ein Wort zu Max Martin (nicht Martin Max...), den Nogge vorher erwähnt hat: Der Schwede hat u. a. Songs beigesteuert für Bryan Adams, Bon Jovi, den Backstreet Boys, Britney Spears, Céline Dion, Ace of Base ... Alter Schwede! (Stimmt nicht: Der Mann ist erst 45.)
+++ HN: "Can't stop the feeling" singt Timberlake und der Stempel "Sommer-Hit" ist ihm jetzt schon aufgedrückt. Grooviges Feel-good-Gefühl macht sich da in den Füßen breit. Die Metapher ist natürlich bis zum Umfallen schief, aber Sie wissen schon, was ich meine.
+++ HN: Dass aus Schweden jede Menge gute Musik kommt, zeigt der Zusammenschnitt aus den letzten Pop-Jahrzehnten, den wir vor Herrn Timberlake präsentiert bekommen. Auch der ESC ist extrem schwedifiziert: Viele Lieder des heutigen Abends wurden von Schweden geschrieben und/oder produziert. Schade, denn die einzelnen Länder können das doch sicher mindestens genauso gut, sie müssten sich nur trauen! Bei Justins neuem Hit, den er jetzt vorstellt, hatten ebenfalls zwei Schweden die Hände im Spiel. Den Musik-Kennern wird der Name Max Martin sicher etwas sagen.
ESC 2016: Gleich singt Justin Timberlake
+++ MB: Ich hoffe für Georgien, wie gesagt, aber da stehe ich wohl wieder europaweit alleine da. Ich glaube, die Dame aus Österreich mit französischem Song hat ganz gute Chancen. Alles, bloß nicht der Russe - das Lied war wirklich bodenlos. Technik essen Songqualität auf. Grad darf Justin Timberlake - huch, ein Weltstar - ein bisserl was sagen, etwas uninspiriert, gleich wird er singen. Aber bei einem Publikum von 200 Millionen Leuten - da kann man schon mal schwach werden. Jacko hat schon vor einem Bruchteil gesungen. Wetten, dass..?
+++ HN: Ich bleibe dabei, Bieber: Die Australierin sollte gewinnen. Wird sie aber nicht, und zwar schon aus einem Grund: Sollten die Aussies den Sieg einholen, wird der ESC im nächsten Jahr nicht in Australien stattfinden, sondern ein anderes Land müsste dann einspringen und den sauteuren Musik-Wettstreit ausrichten. Das tut sich keiner freiwillig an und deswegen werde die Punkte zumindest von den Länder-Jurys ausbleiben.
+++ MB: Aus is und gar is (um beim Schnellkochtopf zu bleiben). Der letzte Song könnte es so auf Rang 12 oder so bringen, aber mehr auch nicht. Glaube ich. Und jetzt abstimmen für den Sieger des ESC: Tel. 01373/3636 und die Endziffer Ihres Favoriten. Aber falls Sie für Jamie-Lee stimmen wollen, müssen Sie über die Grenze fahren ;)
+++ HN: Die Armenierin bringt wenigstens mal ein paar Folklore-Anleihen in ihre "Liebeswellen", wie der Song auf deutsch heißt. Aber sie ist wie ein Schnellkochtopf - viel zu viel Druck drauf. Das hört man ihren Spitzentönen auch an, die schießen weitgehend über das Ziel hinaus.
ESC 2016: Gleich ist's durch!
+++ MB: Mei, Nogge, mir fällt auch nix ein zu dieser Fast-Null-Nummer. Klingt wie akustische Fish & Chips. Junkfood halt. Das ist falsch verstandenes britisches Understatement. Sponge drüber. Farewell!
+++ HN: Bieber, bitte schreib du was zu Joe and Jake aus England. Der Song ist so belanglos, dass ich kurz eingenickt bin. Ich glaube, die Briten haben es längst aufgegeben, beim ESC zu punkten.
+++ MB: A ganz a Fesche, heast, die frankophile Alpen-Lolita. Ihr Charme und ihr entwaffnendes Lachen kommt super an, das Lied ist in Ordnung. Tut nicht weh, tut eher gut, macht aber auch nix mit einem. Erst, wenn man wieder der 19-Jährigen beim Singen zuschaut. Ich bin mir sicher: Die Ösis hängen uns mindestens um 10 Plätze ab. Wurscht - wir rächen uns bei der EM...
+++ HN: Die Österreicher liefern die versprochene Franzosen-Chanson nach. Zoe macht optisch einen auf Bardot, dafür klingt der Song nach "Moi, Lolita" (Alizee) oder "Voyage, Voyage" (Desireless) - wie man sich das halt so vorstellt im Land des Baguettes. Très charmant.
+++ MB: E-Gitarren! Rotz-Riff! Chromatik! Hossa! Ich bin dankbar, ich bin wach, ich bin angetan! Da mecker ich über die Gleichförmigkeit, und schon kommt der für mich dringend nötige Ausreißer. Die Georgier will ich als Sieger beim ESC 2016! Aber das heißt: Der Song schafft es garantiert nicht nach vorne. Weil ich NIE richtig liege. Schade eigentlich...
+++ HN: Päderasten werden jetzt enttäuscht: Die "Young Georgian Lolitaz" bestehen ausschließlich aus Herren. "Midnight Gold" klingt nach Oasis und ist damit stilistisch wohltuend anders. Blöderweise geht der Song nirgendwo hin, einen Refrain, der seinen Namen verdient, sucht man vergebens. Aber der Mut der Georgier, es mal beim ESC so richtig krachen zu lassen, ist bewundernswert. Ich prophezeihe mal ein Endergebnis nahe der 0-Punkte-Grenze.
+++ MB: Mit "Walk On Water" kennt man sich auf Malta natürlich aus. Mich beschleicht das Gefühl, dass der ESC 2016 deutlich fader ist als 2015. Gleichförmiger, stromlinienförmiger, clever hingeschrieben auf Erfolg. Aber wo sind die Ausreißer? Wo sind die Unverwechselbaren? Ich bräuchte jetzt ein Hot Water mit gemahlenen Kaffeebohnen, aber wir haben natürlich keine Zeit. Oh, die Georgier haben schöne erste Takte. Aber Nogge ist erst mal dran...
+++ HN: Ira Losco aus Malta kommt zu zweit auf die Bühne, sie ist nämlich schwanger. Optisch gleicht sie Mariah Carey, stimmlich leider nicht. Das Lied "Walk on Water" hat einen treibenden Beat, überzeugen kann sie mich aber nicht wirklich. Anstatt übers Wasser geht es für mich eher unter.
ESC 2016: Das Leid als gesungene Tagesschau
+++ MB: Nicht nur anstregend, sondern auch enervierend. Die Melodien werden immer wieder von (dramaturgischen) Pausen durchbrochen, dazu gibt's markerschütternde Vokal-Ausfälle. Mich erinnert das alles an eine gesungene Tagesschau. Brauche ich nicht, bei allem Respekt vor dem hehren Anliegen.
+++ HN: Nicht nur Missbrauch von Frauen, auch Deportation wird heuer zum Thema beim ESC. Das verdanken wir der Krim-Tatarin Jamala und ihrem Lied "1944", mit dem sie die Ukraine vertritt. Das Leid nimmt man ihr völlig ab, interessant auch das extrem reduzierte Arrangement. Auf Dauer ist der Song aber ziemlich anstrengend.
+++ MB: "You're the one I need", singt Justs. Das habe ich noch nie gehört! Was für ein lyrischer Erguss! Ansonsten beweist der Mann aus Lettland Mut zur (Lätta-)Diät, der Song ist zumindest in den Strophen deutlich schlank.
+++ HN: Der Lette heißt Justs, sieht genau so aus, wie man sich einen Justs vorstellt, und singt "Heartbeart". Da möchte man schon vorab Regenbogen furzende Einhörner kotzten. Die Elektrobeats reißen's da auch nicht raus.
+++ MB: Kurz wird's mal dunkel, aber das sorgt bei mir auch nicht für Erhellung. Die Stimmung ist stark, der Refrain geht gut ab, und ich finde das den bisher schmissigsten Beitrag einer Disco-Duse. Allerdings bin ich mir gaaanz unschlüssig, ob das ankommt.
+++ HN: Die Spanierin kommt uns mit einer Disco-Hymne. "Say yay!" ist tanzbar und kann von jedem mitgegrölt werden, aber da krallt sich nichts in die Gehörgänge. Akustisches Fastfood. In Spanisch hätte es vielleicht mehr hergegeben, aber es musste ja auch hier Englisch sein. Schade.
ESC 2016: Tränen bis zum Ural
+++ MB: Wenn Sergeys Song (Peter Urban: "Der russische Marco Reus", lol) den ESC 2016 gewinnt, dann verliere ich den Glauben an musikalische Qualität. Fabelhafte Video-Projektionen, klar - aber ein so dünnes Liedchen, dass ich von München bis zum Ural weinen könnte.
+++ HN: Die Russen gelten als die großen Favoriten - an dem Lied kann es nicht liegen, dafür sind die Video-Projektionen großartig. Allerdings haben wir so was schon im Vorjahres-Sieger gesehen.
ESC 2016: Königin der Nacht mit Überrollbügel
+++ MB: Rückung ja, Berückung weniger. Die nächste Orchester-Ballade, aber interessant ist diese Krönung zeitgenössischer Schneiderei mit einer Art Überrollbügel, der zu Beginn der zweiten Strophe abgerollt wird. Die Fürstin des Lichts wird, wage ich zu behaupten, sich in etwa auf Platz 10 einkleiden.
+++ HN: Zwei Österreicher haben der Kroatin das Lied "Lighthouse" auf den Leib geschrieben. Von dem sieht man aber unter dem Kleid jedoch zunächst nichts - bis - Simsalabim - es sich in einen "Königin der Nacht"-Outfit verwandelt. Die gute Stimme erinnert mich an die Sängerin von den Cranberries ("Zombie"). Und neben dem Trick-Kleid haben wir hier endlich auch die ESC-mäßige Rückung im Song.
+++ MB: Gut, Nogge, wir sind halt keine 20 mehr. Aber dem guten Donny muss man lassen, dass er stark performt und der Song deutlich Teenie-Potenzial hat. Zarte Klavier-Arpeggien zu Beginn und ein relativ explosiver Disco-Refrain. Abwechslung, hier ward's Ereignis.
+++ HN: Der Litauer sieht aus wie der Wunsch-Schwiegersohn schlechthin. Auf diese Nacht hat er gewartet, singt er. Hat das ESC-Publikum auf dieses Lied gewartet? Eingängig genug ist es ja...
ESC 2016: Abgerollte Lakritzschnecken
+++ MB: ... vor allem, wenn man outfittechnisch an eine Domina erinnert. Oder ist das Absicht, und ich habe es mal wieder nicht kapiert? Fest steht: Eine Frau sieht Rot, und der Refrain fällt nicht ab. Das Kleid, bemerkt Peter Urban, sei aus "abgerollten Lakritzschnecken". Kein Kommentar.
+++ HN: Im Lied der Serben ("Shelter") geht es um sexuelle und psychische Gewalt gegen Frauen. So ein Thema ist natürlich wichtig, doch hat es in einer Pop-Ballade beim ESC etwas zu suchen?
+++ MB: Mal ehrlich: Wenn man die Augen schließt, sieht man zwar kein weiteres Beispiel dafür, dass mittlerweile jeder einen Satansgruß machen darf, aber viel übrig bleibt nicht. Der physische und lichttechnische Aufwand hinter Gittern ist üppig. Immerhin. Wir halten freudig erregt fest, dass die Nummer aus Zypern immerhin beschwingter war.
+++ HN: Die Zypri-oten machen sich mit ihrem Pseudo-Rock ein wenig zu Idi-oten. Ein simpler Popsong im Rock-Pelz, wie er von Sunrise Avenue nicht schlechter geschrieben hätte werden können. Geklaut ist er dagegen von den Killers ("Somebody told me").
ESC 2016: Australien mit Riesen-Stimme
+++ MB: Das Herz bemerkt ich wohl, allein mir fehlt der Glaube. Gut, die Frau kann singen und sieht gut aus. Aber die nächste Ballade mit Herzschmerz und ganz viel Gefühl. Herrschaft, wagt sich mal jemand im Refrain aus der Deckung? Macht mal einen Tempowechsel oder so? Nun gut, die Frau hat's schon drauf. Down under wird sie nicht in den Rängen sein.
+++ HN: Mein Favorit aus Australien ist an der Reihe. Dami Im hat südkoreanische Wurzeln, vor allem aber ein grandioses Lied, eine Wahnsinns-Stimme, gut aussehen tut sie sowieso. Bieber, siehst du die Herzen in meinen Augen?
+++ MB: Fast schamlos geklaut von Gloria Gaynor - nicht nur die Melodielinie des Refrains, sondern auch (für Eingeweihte) die Quintschrittsequenz darunter. Übrigens sieht Michal Szpak ziemlich aus wie der junge Kirk Hammett. Bitte nicht schimpfen, liebe Metallica-Fans. Ich kann ja auch nix für den ESC 2016 ...
+++ HN: Hartmut Engler sucht gerade seine Zirkus-Direktor-Uniform, doch die hat der Pole geklaut. Er spricht sich übrigens "Spack" aus. Hihi. Auch seinen Refrain haben wir bereits im Ohr, damals hieß das Lied "I will survive".
ESC 2016: Ein frischer Franzose - langt das schon?
+++ MB: Mir fällt vor allem das mitsingtaugliche Backvocal-"Huhuhuhu" (oder hab ich mich verhört?) ins Ohr. Das ist ein frischer Franzose, und bei dem, was wir bisher gehört haben - ich glaube, der hat bisher die besten Chancen.
+++ HN: Von den Franzosen erwartet man ein französischsprachiges Chanson, doch das haben heuer die Ösis im Gepäck. Der Monsieur singt auf Englisch, der Refrain ist eingängig ("Youuuuuuuuuuu"), der Beat tanzbar und peppig - könnte locker in die Top 5 kommen.
ESC 2016: Manga-Mega-Bühne für Jamie-Lee
+++ MB: Die Bühne ist schon mal megamangaschön. Und dann die Strophe - okay, das riecht nach mehr, bereitet den Refrain schön vor, und dann: nix! Sie führt zu nix. Es geht wabernd weiter, kein Zug, kein Biss. Der "Ghost" materialisiert sich nicht. Schade drum. Raab, hilf! Wir brauchen Pep und Witz in diesen harten Zeiten. Aber wir grübeln mal wieder... Ich glaube, das Wort Außenseiterchancen hat einen deutlichen Akzent auf Außenseiter. Aber Jamie-Lee hat sich gut geschlagen. Respekt!
+++ HN: Jamie-Lee ist dran! Bis zum Schluss haben ihr die Wettbüros nur Außenseiter-Chancen eingeräumt. Als Sandwich-Einlage zwischen zwei Favoriten hat sie es aber auch extrem schwer heute Abend. Da hilft auch die Extra-Portion explodierter Plüschtiere, die sie auf dem Kopf drapiert hat, nichts.
+++ MB: Und das soll einer der Favoriten sein?? Weiblicher Bieber-Fan? Nogge, meinen Sie mich?? Ach so, den Justin... Also, dieses Lied ist eine schwere Enttäuschung. Trocken wie Smörrebröd, und dass Frans aus derselben Stadt wie Kommissar Wallander kommt, macht sein Lied auch nicht spannender. Achtung! Jamie-Lee!!
+++ HN: Der 17-jährige Schweden-Bubi ist was für die weiblichen Bieber-Fans unter 12, sein Lied "If I were sorry" ist aber extrem schnarchig - und, sorry: Es ist ebenfalls abgekupfert, und zwar von Matt Simons' Hit "Catch and Release".
ESC 2016: Harte Aufgabe für die Friseur-Innung
+++ MB: Haakon muss grad "facebooken", aber er verpasst bei Poli Genova aus Bulgarien vor allem optische Details. Ein etwas angeschrägter Fummel nebst Schwerarbeit für den Friseur. Ein Stampfsong für die Gute Lilalaune.
+++ MB: Tja, mir stellt es bei solchen Songs und Performances das Resthaar auf. Männer mit eingebautem Welterklärungsmodulen bei Popballaden sind für mich schwer verdaulich. Dazu gesellt sich passenderweise eine ziemlich verkniffene Körpersprache. Noch zwei Songs, und mir san dran.
+++ HN: Der Mann aus Israel hat ebenfalls eine Ballade mitgebracht. Und jede Menge Eyeliner. So richtig in Fahrt kommt "Made of Stars" leider nicht, da helfen auch die Rhönradler im Hintergrund nicht.
ESC 2016: Blümchen aus Italien - es welkt ...
+++ MB: Sozusagen die italienische Variante des "Song of Earth". Die Dame macht ein bisserl auf Hippine und sieht dolcissime aus. Aber die Ballade könnte molto energia vertragen. Kein Wunder, dass die Pflanzen nicht so recht wachsen wollen.
+++ HN: Die Italienerin hat die Latzhose von Peter Lustig geerbt und lustige Glitzerblumen draufgeklebt. Kann man machen, muss man nicht. Das Lied verdankt einem Kümmert-Gate-Moment seinen Auftritt: Eigentlich war die Dame nämlich beim Vorentscheid nur Platz 2, doch die Sieger hatten plötzlich keine Lust mehr. Schade, dass der Song eine englische Strophe enthält, wo doch Italienisch die schönste Sprache der Welt ist. Langweilig ist es dennoch.
ESC 2016: Ready, Freddie? Nein, er hat wenig an
+++ MB: Ready, Freddie? Garderobentechnisch nicht, der Bub hat noch sein T-Shirt an und das Hemd vergessen. Ansonsten erinnert mich der Song mit seinem Pfeifen an "Joyride" von Roxette und im Refrain an das einstige russische Powerduo von Tatu. Aber der Mann ist heiß wie Kesselgoulasch, hat mir eine Frau anvertraut. Wenn sie meint...
+++ HN: Der Ungar sieht aus wie Ricky Martin und klingt auch wie er - nach einer völlig versoffenen Nacht. Die Herren im Background-Chor pfeifen, wie man es männlicher nicht schafft. Dazu wird eine Kodo-Trommel malträtiert.
+++ HN: Mit den Menschenrechten hat man es in Aserbaidschan ja nicht so, aber Musik machen können sie. Naja, man kann ja nicht überall gut sein. Ich habe mich ein wenig in den Rehaugen der Sängerin verloren, gebe ich zu.
+++ HN: Find ich auch. Punkt.
+++ MB: Aserbaidschan ist dran. Die Strophe ist ausgesprochen schön, passend zur Dame - und jetzt das Spannende: Schafft sie einen adäquaten Refrain? Sie schafft's... nicht. Da hat der Komponist das Lied ein bisserl versoßt. Aber irgendwie bisher für mich das überzeugendste beim ESC 2016..
Einverstanden, Nogge?
ESC 2016: Die Niederlande: Eagles ohne Flügel
+++ HN: Das Loch im Lied ist ein netter Gag. Früher waren die Trick-Kleider beim ESC ja ein gerne genommener Gimmick. Treten die Tulpen-Cowboys da einen neuen Trend los?
+++ MB: Die Slow-Down-Pause macht das Kraut auch nicht fett. Lagerfeuer, ick hör dir trapsen... Wir grüßen Glenn Frey auf Wolke 7 - Gott hab ihn selig, den Eagles-Sänger...
+++ HN: Die Niederländer versuchen es wieder mit einer tiefenentspannten Country-Ballade. Die Common Linnets hatten damit ja schon mal Erfolg. Doch sie riskieren viel - unter anderem eine Plagiats-Klage von den Eagles. Deren Klassiker "Take it easy" haben sie sich nämlich eindeutig als Vorbild genommen.
+++ MB: Die Dame aus Tschechien will wohl den Hradschin zum Schmelzen bringen. Etwas viel des Guten. Laaange Vokale zu laaangen Noten. Wird nix, sach ich mal...
+++ HN: Die Tschechin macht auf klassische Pop-Ballade. "I stand" heißt das Ding. Hier steht sie also und kann nicht anders. Schade, denn dem Lied fehlt das gewisse Etwas. Erst gegen Schluss gibt sie stimmtechnisch ein wenig Gas.
+++ MB: Tesoro heißt die Dame, also Schatz. Erinnert irgendwie an Geena Davis in den 80er-Jahren von Haarpracht und Gesicht. Passt zum Queen-Plagiat. Wenn der unter die ersten 10 kommt, fress ich einen Besen.
+++ HN: So, Startnummer 1 ist die Belgiererin Laura Tesoro mit einem Cover von "Another one bites the dust" von Queen - ach nein, das ist nur die Bass-Linie, die sie für "What's the pressure" geklaut hat. Süße 19 ist sie, tanzen kann sie - und tanzbar ist das Lied. Schön funky, muss man ihr lassen.
+++ MB: Haakon hat grad Technik-Stress, dann mach ich mal weiter: Wenn Sie mit abstimmen wollen: Tel. 01373/3636 und die Endziffer des Songs. Das eigene Land dürfen Sie nicht wählen. Es sei denn, Sie fahren in ein Nachbarland. Soll ab und zu vorkommen beim ESC, wohl auch beim ESC 2016...
ESC 2016: Die Modenschau ist vorbei!
+++ MB: Hm. Farbenfroh und müde. Kein Vergleich zum überirdischen ESC-Starter damals in Deutschland. Wie findest Du das Kleid der Moderatorin, Haakon?
+++ HN: Die Teilnehmer kommen jetzt nach und nach auf die Bühne, begleitet von Models, deren Kreationen mit vogelwild nur sehr unzureichend beschrieben sind. Ich habe gerade einen Flashback zum GNTM-Finale. Und das ist alles andere als ein Kompliment.
+++ MB: 26 Beiträge sind dabei, und gerade beginnt eine Art Modenschau mit zweitklassigen Beats. Eieiei... Peter Urban sagt, unsere Jamie-Lee habe den "sehr guten Startplatz 10". Nogge sieht das ganz anders: "Weil er zwischen zwei Favoriten ist." Der Mann kennt sich aus... Wie findest Du die Ouvertüre, Meister Nogge?
+++ HN: Das beste Duo des Abends war für mich übrigens gerade die Pfarrerin und Olivia Jones. Das wird schwer zu schlagen sein.
+++ MB: Hihi. So, jetzt geht's los. Ohren auf und Daumen drücken!
+++ HN: Ich muss knallhart sagen: Die deutschen Bands oder Künstler, die ich mag, sind allesamt zu gut für den ESC.
+++ MB: Ganz sicher wird sich das noch ändern. Die vorgezogene Rede vom "Wort zum Sonntag" haben wir auch überstanden, wo doch glatt gesagt wird, dass Musik Grenzen überwindet. Hört, hört. Jetzt kommt die gute halbalte Sarah Connor. Man singt Deutsch, nach wie vor. Welche deutsche Band oder welchen deutschen Solisten würdest Du denn gern mal auf der ESC-Bühne sehen, Meister Nogge?
+++ HN: Oh ja, es waren wunderbar glückstrunkene Abende mit Freunden. Wobei... glücks- ist nicht ganz richtig. Trunken waren sie. Soweit ich mich erinnern kann. Freut mich aber, dass wir bei Loreen auf einer Ebene sind. Das wird sich heut Abend aber sicher noch ändern.
ESC 2016: Wir sind uns einig: Loreen waren stark
+++ MB: Schön, wie Du mich integrierst... In dem Fall gut, dass Du mich nicht nach meinem Lieblingssong fragst - weil es ebenfalls "Euphoria" ist. Nachhaltig in Erinnerung sind mir allerdings die großen Raab-Producer-Zeiten. Bei Gildo Horns Beitrag und Raab himself gab's im Keller meines Spezls Wahnsinns-Partys. Inklusive Wetten auf den Sieger. Ich erinnere mich, dass grundsätzlich die letzten 10 Plätze nach den ersten zehn Songs bei mir vergeben waren... Irgendwelche ESC-Partys mitgemacht, Kollege?
+++ HN: "Euphoria" von Loreen, den Siegersong 2012, fand ich tatsächlich stark. Und im vergangenen Jahr war "Love Injected" von Aminata aus Lettland ganz groß.
+++ MB: Höhö. Das ist wohl der einzige Name, der Dir eingefallen ist? Immerhin kennste Mozart von den von ihm erfundenen Marzipankugeln... Der Reiz ist für mich: Hier wird letztendlich ein Haufen Trash in Glitzerglimmer verpackt. Wobei es immer wieder ein paar Perlen gibt. Ich wiederhole die Frage, während Jamie-Lee im Kimono sagt, dass sie "noch nicht fertig" ist. Hoffentlich ist sie es nach der Show auch nicht. Also, Nogge: Dein Lieblings-Song aller ESC-Beiträge ist...?
+++ HN: Es wundert mich eh, dass ein waschechter Klassiker wie Du, für den die Musik mit Mozart endet, sich in die trivialen Niederungen des ESC begibt. Was ist der Reiz für Dich?
+++ MB: Geständnis?? Warum Geständnis??? ABBA gehört zum Größten unter der Pop-Sonne! Radikal reduziert, dabei unfassbare Melodien und punktgenaue harmonische Wendungen. Aber es ist wieder typisch, dass ein waschechter Jazzer den Sinn für das Große der vermeintlichen Einfachheit verloren hat ;) Meine erste Erinnerung war übrigens an Katja Ebsteins "Theater". Da war ich 1 (gelogen: 11) und saß bei meinen Großeltern auf der Couch und sah mir das Ding an. Und Dein Lieblings-Song aller ESC-Beiträge ist...?
ESC 2016: Ein Geständnis
+++ Haakon Nogge: Du zwingst mich zu einem öffentlichen Geständnis: Mit 10 Jahren war ich großer ABBA-Fan. Als die beim Grand Prix Eurovision de la Chanson (so hieß der nämlich) gewannen (1974), war ich aber noch zu klein. Meine erste Erinnerung habe ich aber wohl in der Zwischenzeit erfolgreich verdrängt.
+++ MB: Nogge, was ist eigentlich Deine erste Erinnerung an den ESC, der früher doch irgendwas mit Eurovision de Chanson de sonstwas hieß?
+++ Jamie-Lee Kriewitz ist nicht die einzige ESC-Kandidatin, die ihre Bekanntheit einer Castingshow verdankt: Auch der Franzose Amir, das britische Duo Joe and Jake, die Italienerin Francesca Michielin und Australiens Popstar Dami Im waren bei „Idol“, „X Factor“ oder „The Voice“ dabei. Und das sind nur Beispiele.
+++ Besonders neugierig auf Jamie-Lee sind laut Google-Suche der letzten sieben Tage neben den Deutschen die Menschen in Montenegro und Island. Auch in Schweden tippten viele den Suchbegriff „Jamie-Lee“ vor dem ESC-Finale ein. Zu den meistgestellten Fragen gehörte übrigens: „Wie groß ist Jamie-Lee?“
+++ „Team Fanta“ steht auf einem Anhänger, den Jamie-Lee um den Hals trägt. Der Glücksbringer war aber gar nicht für sie gedacht. Smudo und Michael „Michi“ Beck von der Hip-Hop-Gruppe „Die Fantastischen Vier“ hatten ihn von einem Fan geschenkt bekommen. Als Jamie-Lees Coaches bei der Castingshow „The Voice of Germany“ verschenkten sie ihn kurzerhand an ihren Schützling.
+++ Jamie-Lee ist mit ihren 18 Jahren eins der Küken beim ESC. Sie ist aber längst nicht die jüngste Teilnehmerin aller Zeiten. 1986 gewann die erst 13-jährige Belgierin Sandra Kim. Heute müssen die Kandidaten mindestens 16 Jahre alt sein. Nach oben gibt's übrigens keine Altersgrenze: Noch mit 95 Jahren stand Emil Ramsauer mit der Schweizer Band „Takasa“ 2013 auf der Eurovision-Bühne.
+++ MB: Barbara Schöneberger kündigt grad schon mal im Regencape unsere Kandidatin an. Die hat laut Buchmachern (Einwurf Flo von rechts: "Welche Bücher verlegen die so??") Außenseiter-Chancen. Außenseiter ist ja ein weit interpretierbarer Begriff...
ESC 2016: Nogge sieht Australien ganz vorne
+++ MB: Für Nogge ist Australien der Favorit, ich bin mir nicht sicher - weil ich tatsächlich keinen einzigen Song (nicht mal den deutschen) vorab gehört habe. Der erste Eindruck zählt... Mal sehen, wer zum Schluss recht behält. Einig waren Nogge und ich uns allerdings beim letztjährigen Beitrag aus deutschen Landen. Nun gut, null Punkte haben wir auch nicht vorausgesehen. Mal sehen, ob heuer für unsere Jamie-Lee auch schwarzer Rauch aufsteigt ... .
+++ Matthias Bieber: Herzlich willkommen bei unserem diesjährigen ESC-Live-Ticker! Wir - das sind Online-Redakteur Haakon Nogge und tz-Kulturredakteur Matthias Bieber, die sich wegen des (zumindest eingebildeten) großen Erfolges des vergangenen Jahres wieder im Redaktionsstüberl eingefunden haben.
ESC 2016: Das müssen Sie wissen
Gäbe es einen Preis für die ausgeflippteste Kopfbedeckung beim ESC, würde ihn wohl Kandidatin Jamie-Lee Kriewitz gewinnen. Mit ihrem ausgefallenen Haarschmuck und dem Manga-Outfit sticht die ehemalige Gewinnerin von "The Voice of Germany" auf jeden Fall schon einmal optisch aus der Masse heraus. Doch sie wird es nicht leicht haben, sich auch musikalisch zu behaupten, denn die Konkurrenz ist stark.
Die junge Niedersächsin geht die Sache dafür allerdings erstaunlich entspannt an. Natürlich sei ihr schon einmal durch den kurios verzierten Kopf gegangen, wie es wäre, beim ESC-Finale zu gewinnen. Doch dass sie den ersten Platz mache, sei sehr unwahrscheinlich, sagt sie selber. "Und je mehr Hoffnungen ich mir mache, desto enttäuschter bin ich am Ende, deswegen lass ich das lieber.“ Sie sei bereits zufrieden, "wenn ich gut singe, einen guten Auftritt hinlege", sagte sie. "Dann kann ich mir selbst nichts vorwerfen, falls ich doch weiter hinten landen sollte." Von Lampenfieber also keine Spur.
Die Favoriten beim ESC 2016
Als Favorit wird übrigens ein Tag vor dem großen Finale Sergey Lazarev aus Russland gehandelt. Doch auch die Ukraine ist mit einem prophezeiten Platz bestens dabei. Ebenfalls unter den Top 5 finden sich Frankreich und Schweden, die ja auch noch Heimvorteil genießen.
Zwischen den beiden Letztgenannten startet die 18-Jährige mit ihrem Song "Ghost" für Deutschland beim ESC 2016 als Zehnte Interpretin des Abends - keine leichte Aufgabe. Auch wenn die Wettquoten sie gerade einmal im Mittelfeld landen sehen: Schlechter als ihre Kollegin im vergangenen Jahr wird Jamie-Lee wohl kaum abschneiden können. Wir erinnern uns mit Grausen an das Null-Punkte-Debakel von Sängerin Ann Sophie (25), die als Ersatz für Andreas Kümmert nach Wien fuhr, nachdem der vor einem Millionenpublikum beim Vorentscheid einen spontanen Rückzieher machte.
Moderiert wird das Finale des Eurovision Song Contest 2016 wie die beiden Halbfinales von Petra Mede. An ihrer Seite steht der ESC-Vorjahressieger Måns Zelmerlöw. Insgesamt treten in Stockholm Kandidaten aus 26 Ländern gegeneinander an. Als erste Künstlerin steht die Belgierin Laura Tesoro („What's The Pressure“) auf der ESC-Bühne.
Die Vorab-Aufreger des ESC 2016
Schon vor dem Finale hatte der ESC 2016 mit diversen Eklats und Skandälchen für Aufsehen gesorgt. Da wäre etwa die in Hamburg lebende Armenierin Iveta Mukuchyan. Die 29-Jährige, Schlusslicht in der Reihenfolge der Auftritte des Abends in der Globe Arena im Herzen der schwedischen Hauptstadt, schwenkte nach ihrem Auftritt beim ersten Halbfinales des ESC 2016 nicht nur die offizielle Staatsflagge ihres Landes, sondern auch die von Bergkarabach, mit dem Armenien seit Jahren Konflikte austrägt. Mit diesem demonstrativen Aufruf zum Frieden verstieß die Dame jedoch gegen die ESC-Regeln, die alles Politische aus dem Wettbewerb heraushalten wollen und daher auch die Flagge der umstrittenen Bergregion auf die Verbotsliste gesetzt hatten.
Auf dieser Liste findet sich auch die Flagge des Baskenlandes, was wiederum die Spanier kritisierten, weil sie sie damit auf einer Stufe mit der des Islamischen Staates gestellt sahen.
Textlich das gewagteste Lied beim ESC 2016 kommt sicherlich aus der Ukraine. In "1944" besingt die Krimtatarin Jamala die Vertreibung ihrer Minderheit unter Sowjetdiktator Josef Stalin. Viele dürften den Song aber als beißende Kritik an Russland wegen der Annexion der Krim 2014 verstehen.
Nicht politisch sondern durch ihre Blauäugigkeit motiviert war der Ausschluss eines Mitglieds der russischen Jury. Die Dame hatte trotz Anweisung zur Geheimhaltung die offizielle Punkteliste. Ebenfalls nicht dabei in Stockholm ist Rumänien. Das hat allerdings ausschließlich wirtschaftliche Gründe: Das hochverschuldete Land kann sich den ESC 2016 schlichtweg nicht leisten.
Dafür kann sich, auch wenn es gar nicht zu Europa zählt, Australien freuen, und das bereits zum zweiten Mal. Die Aussies sind nämlich als glühende Fans des Eurovision Song Contest auch heuer wieder im Rennen - mit Aussichten auf einen guten Platz sogar!
Neues Reglement beim ESC 2016 soll für Spannung sorgen
Unklar ist, wie sich das neue Reglement bei der Punktevergabe auswirken wird. Die Moderatoren der einzelnen Länder geben erstmals nur die Punkte der Jury bekannt - und von diesem auch nur die zwölf Punkte für das beliebteste Land. Alle anderen Punkte werden eingeblendet und addiert. Nach Bekanntgabe der Jury-Ergebnisse aus allen 42 Ländern geben dann die Moderatoren die Ergebnisse der Zuschauerabstimmung für die 26 Finalisten bekannt. Dies aber als Summe der ebenfalls von eins bis zwölf reichenden Zuschauerpunkte, die ein Land aus aus allen anderen Ländern bekommen hat.
Hat Deutschland beispielsweise insgesamt 60 Jury-Punkte bekommen und vom Publikum noch 80 Punkte, werden nur diese 80 Punkte von den Moderatoren verlesen. Das Ergebnis addiert sich dann mit einem Schlag auf 140 Punkte. Wie das Publikum jedes einzelnen Landes abgestimmt hat, wird nicht einzeln verlesen.
Die ESC-Organisatoren wollen mit dieser Neuerung die Spannung erhöhen, nachdem in den vergangenen Jahren stets deutlich vor dem Ende der Bekanntgabe der Punktevergabe aus den Ländern schon der Sieger feststand. Bei den Publikumsstimmen wird deshalb zuerst das Land mit den wenigsten Punkten benannt. Dann geht es aufsteigend bis hin zum Publikumsliebling weiter. Erst ganz am Ende soll so feststehen, wer den ESC gewonnen hat.
Dass Jury und Publikum unterschiedliche Vorstellungen haben, zeigte sich im Vorjahr: Schweden war Liebling der Jury, Italien der des Publikums. Für Deutschland stimmen übrigens die Sängerinnen Sarah Connor, Anna Loos und Namika sowie Alec Völkel und Sascha Vollmer von der Band The BossHoss ab.