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Heftige Kritik an RTL-Alkoholexperiment

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RTL-Reporter Jenke von Wilmsdorff hat 25 Tage lang gesoffen wie ein schwerer Alkoholiker © RTL / Willi Weber

Köln - Der RTL-Reporter Jenke von Wilmsdorff ist für ein TV-Experiment für vier Wochen zum schweren Alkoholiker geworden. Ein Kamerateam hat ihn begleitet. Nun soll der Selbstversuch ausgestrahlt werden. Doch es gibt heftige Kritik.

Jenke von Wilmsdorff ist seit elf Jahren als Reporter für das RTL-Wochenmagazin "Extra" unterwegs. Jetzt bekommt er mit "Das Jenke-Experiment" sein erstes Doku-Format. In zunächst vier Folgen widmet er sich Themen wie Alter, Armut und Alkohol - auf eine ziemlich extreme Art und Weise. Das Alkohol-Experiment ist zugleich von Wilmsdorffs erster Selbstversuch und steht schon vor der Ausstrahlung am Montag, 11. März, in der Kritik.

So ist das Jenke-Experiment gelaufen.

Denn Jenke von Wilmsdorff hat dafür vier Wochen lang gesoffen bis der Arzt kam - vor laufenden Kameras. Und das ist durchaus wörtlich zu nehmen: Erst als bei dem 47-Jährigen nach 25 Tagen im Vollrausch zwei Blutgerinnsel festgestellt wurden und sein Arzt die Notbremse zog, brach von Wilmsdorff den Selbstversuch ab. Davor war das Ziel, dass der Reporter - wenn er nicht gerade schlief - nie unter 1,0 Promille Alkohol im Blut hat. Dafür trank von Wilmsdorff Longdrinks, Bier, Whiskey und ersetzte Omlette durch Eierlikör. Sogar sein Müsli löffelte der 47-Jährige mit Alkohol - nämlich mit Portwein statt Milch.

Gesundheitsminister Bahr: "vollkommen unangemessen"

Bundesgesundheitsminister Daniel Bahr hat diese Alkoholexzesse, die RTL am Montagabend ab 21.15 Uhr zeigen will,  scharf kritisiert. „Alkoholsucht ist eine Krankheit, die für die Menschen, die davon betroffen sind, ein schweres Schicksal bedeutet. Gleiches gilt für ihre Angehörigen und das Umfeld dieser erkrankten Menschen. Es ist aus meiner Sicht vollkommen unangemessen, auf diese Art und Weise mit diesem Schicksal umzugehen“, sagte der FDP-Politiker der "Bild am Sonntag".

Der Sender verteidigte das Format. Michael Wulf, Geschäftsführer des Produktionsunternehmens infoNetwork, erklärte der Nachrichtenagentur dpa auf Anfrage: Armut oder Alkoholsucht seien höchst relevante Themen. "Genau deshalb nehmen wir sie ins Programm." Die Kritik Bahrs wies er entschieden zurück. Belehrungen, wie ein journalistisch verantwortungsvoller Umgang mit solchen Themen aussehe, brauche es nicht. "Alkohol ist eine gefährliche und zerstörerische Droge!" Deshalb kämen in dem Beitrag auch ehemals alkoholkranke Menschen und Kinder zu Wort, deren Mütter alkoholabhängig seien.

"Nach dem Experiment war es schwer, dem Alkohol zu entsagen"

Redaktionsleiter Jan Rasmus sagte der "Bild am Sonntag": "Wenn man mit einer Reportage ein Thema, das gerne verharmlost oder sogar unter den Teppich gekehrt wird, anschaulich darstellen und die Zuschauer damit aufrütteln will, muss man dazu auch mal an die Grenze gehen."

Auch Jenke von Wilmsdorff bezog Stellung zu seinem Experiment: "Am meisten hat mich überrascht, wie schnell sich der Körper daran gewöhnt – sodass er Schwierigkeiten hat, dem Alkohol zu entsagen", zitiert ihn die "Bild"-Zeitung. Angeblich schaffte er es erst Wochen nach dem Selbstversuch, wieder für längere Zeit auf Alkohol zu verzichten. Der dpa hatte Jenke zu den Folgen seines Experiments gesagt: „Mir sind im Endeffekt zwei Blutgerinnsel entfernt worden, die laut Arzt dadurch entstanden sind, dass ich über eine so kurze Zeit intensiv Alkohol zu mir genommen habe.“

Doch nicht nur Gesundheitsminister Bahr fühlt sich verpflichtet, seine Bedenken gegenüber dem "Jenke-Experiment" öffentlich zu machen. Auch Suchtmediziner Karl Mann sieht die Ausstrahlung kritisch, da die Sendung manche Menschen zum Nachahmen des Experiments anstiften könnte. In der "Bild"-Zeitung warnte er deshalb: "Die Macht unseres Willens ist begrenzt. Das Eigenleben, das eine tägliche hohe Zufuhr von Alkohol im Gehirn annimmt, ist enorm."

Fernsehjournalist Jenke von Wilmsdorff nahm sich in einem neuen „Jenke-Experiment“ des Themas Mikro-Plastiks an. Die Zuschauer gaben sich im Anschluss extrem besorgt, kritisierten aber auch den ausstrahlenden Sender RTL.

dpa

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