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Frankfurter Tatort im Ersten: Viel Klischee und manches Späßchen

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«Tatort: Falscher Hase» im Ersten
„Falscher Hase“ ist grotesk, lustig und traurig. © Bettina Müller/HR/dpa

Der Frankfurt-Tatort war am Sonntag in der ARD zu sehen: „Falscher Hase“ ist grotesk, lustig und traurig.

„Und wieder ein neuer Kälterekord in Hessen“ (Radiostimme im TV-Krimi): Der neue Frankfurt-Tatort hat keine Angst davor, dem aktuell doch ziemlich schwitzenden, sich dunkel erinnernden Publikum Büros zu zeigen, in denen die Heizung ausgefallen ist und die Ermittler eingemummelt sind wie Inuit. Auch scheint es bei der Polizei ein leckes Wasserrohr zu geben, denn es plätschert aus der Decke. Man könnte sagen: Immerhin ist das Wasser im Gebäude nicht gefroren.

Frankfurt Tatort in der ARD: Keine Angst vor Klischee-Gebrauch

Der neue Frankfurt-Tatort hat außerdem erneut keine Angst vor manchem Späßchen, auch nicht vor kräftigem, aber augenzwinkerndem Klischee-Gebrauch. Der junge knackige Möchtegern-Mafioso hat selbstverständlich eine Affäre mit der Frau seines Chefs, der dummerweise der tatsächlich harte Hund im Schwarzhandel-Business und sein Bruder ist. 

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Der Jüngere will, ganz im Nachwuchsmanager-Sprech, „mitgestalten“, seine „wirklich gute Idee“ (Rick über Rick, Friedrich Mücke) besteht darin, „Löwengebisse, echte Löwengebisse“ zu schmuggeln. Stolz ist er auf die „Roter Adler“-Schriftzeichen im Nacken – nun ja, man kann sich schon denken, dass da was ganz anderes steht, es ist trotzdem lustig. Die Zuschauerin und alle (zwei) doofen Kleinganoven im Film lachen sich schepp. 

Frankfurt Tatort zeigt Tat und Täterin sogleich

Und schließlich hat der neue Frankfurt-Tatort – geschrieben von Lars Hubrich und Emily Atef, die ihn auch fabelhaft und mit durchweg tollen Schauspielern inszeniert hat – gar keine Angst, die Tat und die Täterin sogleich zu zeigen. Kein Raten also in dieser Beziehung, aber man ist doch sehr gespannt, ob und wie die unaufgeregten Kommissare, Margarita Broich als Anna Janneke und Wolfram Koch als Paul Brix, dieser Frau auf die Schliche kommen werden: Sie heißt Biggi und wird von Katharina Marie Schubert großartig und exakt wie eine Biggi gespielt, die einen vorzüglichen Falschen Hasen kocht („der Trick ist: Buttermilch und Gelatine, eine Anchovis und Sojasoße“) und ihren Hajo, Peter Trabner, von ganzem Herzen liebt. 

Ihn so sehr liebt, dass sie ihm zwecks Versicherungsbetrug ins Bein schießt („Hajo, du musst mal stillhalten ...“). Sonst müsste er sich doch vor die Belegschaft stellen und ihr sagen, dass die Solartechnik-Firma pleite ist, sich kein Gramm seltener Erden mehr leisten kann. 

Frankfurt Tatort als blutig-groteske Krimi- und Mafiafilmparodie

Biggi ist auch praktisch, sehr praktisch veranlagt. Die Dinge gehen trotzdem schief, sehr schief. Eine Zeitung titelt bald mit großen Buchstaben: „Zyklopenkiller schlägt wieder zu“. „Falscher Hase“ handelt das als lustige Tragödie und in Form einer blutig-grotesken Krimi- und Mafiafilmparodie ab; aber auch durchaus mit Mitgefühl für die, die es trifft, weil sie im falschen Moment am falschen Ort sind. 

„Der Jürgen hat ja niemandem was getan“, sagt die Witwe des Security-Mannes – Judith Engel gibt ihr Herzensschwere – und erzählt nachher von einer Ehe, in der man sich kaum gesehen hat. Wenn die Polizei nicht plötzlich vor ihrer Türe gestanden hätte, sagt sie, wäre das Fehlen ihres Mannes ihr wohl erst nach ein paar Tagen aufgefallen. Doch war man einmal glücklich. 

Manchmal ist „Falscher Hase“ albern. Manchmal erzählt er erstaunlich viel und zart über die Liebe. Manchmal trägt er dick auf. Manchmal zeichnet er ganz fein. Man kann seine Freude an ihm haben.

Gedreht wurde der Frankfurt-Tatort übrigens auch in der Wetterau* in Hessen. Die ehemalige Metzgerei Rühl in Reichelsheim hatte sich im November in eine Filmkulisse verwandelt. Dass Frankfurt insgesamt immer mehr zur Filmstadt* wird, liegt nicht nur an seiner einzigartigen Hochhaus-Skyline.

Von Sylvia Staude

„Tatort: Falscher Hase“ am Sonntag (01.09.2019) ab 20.15 Uhr in der ARD

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Der ARD-Stuttgart-Tatort "Hüter der Schwelle" erzählt dagegen von Hexerei und Hokuspokus. Dabei hätte er sich ruhig etwas mehr trauen können. 

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