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Afrikas Süden zwischen Löwenjagd und Massentourismus

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KAZA ist das größte grenzüberschreitende Naturschutzgebiet der Erde. Es erstreckt sich über fünf Länder und umfasst einzigartige Safari-Hotspots im südlichen Afrika. Doch während manche hier für Löwenleben kämpfen, wollen andere nichts lieber als die Jagd zurück.

Unentdeckter Naturschatz am Sambesi: die Sioma Falls. Foto: Jacques Marais/KAZA TFCA
1 / 13Unentdeckter Naturschatz am Sambesi: die Sioma Falls. Foto: Jacques Marais/KAZA TFCA © Jacques Marais
Abendstimmung am Sambesi: Der Fluss wird abseits der Victoriafälle von Touristen seltener besucht. Foto: Jacques Marais/KAZA TFCA
2 / 13Abendstimmung am Sambesi: Der Fluss wird abseits der Victoriafälle von Touristen seltener besucht. Foto: Jacques Marais/KAZA TFCA © Jacques Marais
Die Victoriafälle sind einer der spektakulärsten Attraktionen Afrikas - und gehören zum Unesco-Welterbe. Auch die Fälle liegen im Areal des Kaza-Schutzgebiets. Foto: Julia Ruhnau
3 / 13Die Victoriafälle sind einer der spektakulärsten Attraktionen Afrikas - und gehören zum Unesco-Welterbe. Auch die Fälle liegen im Areal des Kaza-Schutzgebiets. Foto: Julia Ruhnau © Julia Ruhnau
Mit einem Boma - einem traditionellen Holzgehege - schützen Viehzüchter im südlichen Afrika ihre Nutztiere vor Löwen und anderen Raubtieren. Foto: Jacques Marais/KAZA TFCA
4 / 13Mit einem Boma - einem traditionellen Holzgehege - schützen Viehzüchter im südlichen Afrika ihre Nutztiere vor Löwen und anderen Raubtieren. Foto: Jacques Marais/KAZA TFCA © Jacques Marais
Löwen im Hwange-Nationalpark in Simbabwe - das Fell der Tiere ist eine beliebte Trophäe für ausländische Jagdtouristen. Foto: Julia Ruhnau
5 / 13Löwen im Hwange-Nationalpark in Simbabwe - das Fell der Tiere ist eine beliebte Trophäe für ausländische Jagdtouristen. Foto: Julia Ruhnau © Julia Ruhnau
David Kuvawoga arbeitet für die NGO Painted Dog Conservation, die sich in Simbabwe für den Schutz der bedrohten Wildhunde einsetzt. Foto: Painted Dog Conservation
6 / 13David Kuvawoga arbeitet für die NGO Painted Dog Conservation, die sich in Simbabwe für den Schutz der bedrohten Wildhunde einsetzt. Foto: Painted Dog Conservation © Painted Dog Conservation
Putzig: Afrikanische Wildhunde im Chobe-Nationalpark in Botsuana. Die Tiere gelten als gefährdet. Foto: Julia Ruhnau
7 / 13Putzig: Afrikanische Wildhunde im Chobe-Nationalpark in Botsuana. Die Tiere gelten als gefährdet. Foto: Julia Ruhnau © Julia Ruhnau
Dieser Ranger zeigt eine Drahtschlinge, mit der Wilderer in Simbabwe den Tieren nachstellen - oft verfangen sich die vom Aussterben bedrohten Wildhunde darin und sterben. Foto: Jacques Marais/KAZA TFCA
8 / 13Dieser Ranger zeigt eine Drahtschlinge, mit der Wilderer in Simbabwe den Tieren nachstellen - oft verfangen sich die vom Aussterben bedrohten Wildhunde darin und sterben. Foto: Jacques Marais/KAZA TFCA © Jacques Marais
Anti-Wilderei-Einheit auf Patrouille im Busch - die Wilderei ist eine große Bedrohung im südlichen Afrika. Foto: Jacques Marais/KAZA TFCA
9 / 13Anti-Wilderei-Einheit auf Patrouille im Busch - die Wilderei ist eine große Bedrohung im südlichen Afrika. Foto: Jacques Marais/KAZA TFCA © Jacques Marais
Viehzüchter Peter Sibanda vor seinem neuen Boma, der zum Schutz seiner Kühe vor Raubtieren aufgestellt wurde. Foto: Julia Ruhnau
10 / 13Viehzüchter Peter Sibanda vor seinem neuen Boma, der zum Schutz seiner Kühe vor Raubtieren aufgestellt wurde. Foto: Julia Ruhnau © Julia Ruhnau
Safari-Fahrzeug unterwegs im Busch - das Kaza-Naturschutzgebiet will vom Tourismus profitieren. Foto: Jacques Marais/KAZA TFCA
11 / 13Safari-Fahrzeug unterwegs im Busch - das Kaza-Naturschutzgebiet will vom Tourismus profitieren. Foto: Jacques Marais/KAZA TFCA © Jacques Marais
Das KAZA-Schutzgebiet im südlichen Afrika erstreckt sich über fünf Länder. Foto: picture-alliance/dpa-infografik
12 / 13Das KAZA-Schutzgebiet im südlichen Afrika erstreckt sich über fünf Länder. Foto: picture-alliance/dpa-infografik © dpa-infografik
Botsuana ist für seine Elefantenpopulation berühmt - vor allem im Chobe-Nationalpark sind viele der Tiere unterwegs. Foto: Jacques Marais/KAZA TFCA
13 / 13Botsuana ist für seine Elefantenpopulation berühmt - vor allem im Chobe-Nationalpark sind viele der Tiere unterwegs. Foto: Jacques Marais/KAZA TFCA © Jacques Marais

Victoria Falls (dpa/tmn) - Als Peter Sibanda am Morgen nach seinen Ziegen sieht, findet er nur noch leblose Überreste auf seinem Grundstück vor. Alle vier Tiere liegen tot auf dem Erdboden des Bomas, einem Gehege aus Pfählen, das Viehhalter im südlichen Afrika traditionell zum Schutz vor Raubtieren anlegen.

Die hungrige Löwin auf Beutezug hat es nicht abgehalten. Etwa zehn Kilometer weiter wühlen sich schwere Reifen durch den sandigen Untergrund einer schmalen Piste. Eine Gruppe Reisender sitzt unruhig auf den gepolsterten Sitzen eines Safari-Fahrzeugs und will vor allem eines: endlich Löwen sehen. Im Fokus: ein kleines Rudel von vier Tieren, sandfarben, kräftig und in der Hitze der höher steigenden Sonne vor allem aufs Faulenzen im Schatten aus.

Der Mann am Steuer, der den Besuchern nun das Sozialverhalten der Tiere erklärt, ist derselbe Mann, der gerade erst Ziegen im Wert von Hundert US-Dollar an eines der Raubtiere verloren hat. Seinen Lebensunterhalt verdient er als Mitarbeiter einer Lodge nahe des Hwange-Nationalparks in Simbabwe. Wildtiere sind für den 56-Jährigen und seine Mitmenschen Teil des Lebens. «Unser Erbe», wie Sibanda sagt, potenzielle Bedrohung und Einnahmequelle zugleich. Für viele Touristen im südlichen Afrika sind sie der Grund ihrer Reise.

Ein ambitioniertes Projekt

Der Hwange-Nationalpark vor Sibandas Haustür ist das größte geschützte Gebiet Simbabwes - aber nur ein kleiner Baustein eines viel ambitionierteren Projekts: Die Kavango Zambezi Transfrontier Conservation Area, kurz KAZA, ist das größte grenzübergreifende Naturschutzgebiet der Welt. Fünf Länder, 520.000 Quadratkilometer, eine Fläche größer als Spanien. Innerhalb seiner Grenzen liegen 36 Nationalparks und zwei Unesco-Weltnaturerbestätten, die Victoriafälle und das Okavango-Delta.

Die Verantwortlichen kämpfen hier - in Namibia, Sambia, Simbabwe, Angola und Botsuana - für den Naturschutz, über Ländergrenzen hinweg. Und für einen Weg, die Menschen vor Ort von der artenreichen Wildnis um sie herum profitieren zu lassen.

Eine Möglichkeit, wie Einheimische aus den Tieren Kapital schlagen können, ist die Trophäenjagd. Abenteuerlustige Ausländer zahlen Tausende Dollar, um ein Löwenfell mit nach Hause zu nehmen. In Botsuana ist das Jagen jedoch 2014 gesetzlich verboten worden. Vielen Gemeinden fehlt nun eine wichtige Einnahmequelle.

Wilderei hat Hochkonjunktur

Im krisengebeutelten Simbabwe zeigt sich ein weiteres Problem der KAZA-Staaten. Die Wilderei hat Hochkonjunktur, was vor allem an der Armut liege, sagt Enoch Zulu. Er steht auf dem feuchten Boden am Rande des Hwange-Nationalparks zwischen simbabwischen Teakbäumen und hält eine dicke Drahtschlinge in der Hand. Um ihn herum warten in der Kühle der Morgenluft zehn junge Männer und Frauen in khakifarbener Kleidung samt zwei junger Schäferhunde auf seine Anweisungen. Die kleine Anti-Wilderei-Einheit geht jeden Tag auf Streife und versucht, ihren Teil beizutragen, dass weniger Antilopen im Topf landen oder Elefanten nicht mehr für den Elfenbeinhandel sterben.

Bisher floss das Geld für das Kaza-Projekt vor allem in Infrastruktur - Straßen, Hauptquartiere für Ranger, Parkwächter - und in Tourismusprojekte. Seit 2014 gibt es das KAZA UniVisa, ein gemeinsames Visum für Sambia und Simbabwe. In der aktuellen, dritten Phase soll es nun vor allem um sogenannte Wildlife Dispersal Areas gehen, Gebiete, die für die ungehinderte Wanderschaft und Ausbreitung verschiedener Tierarten besonders wichtig sind - auch über Ländergrenzen hinweg.

Atemberaubendes Naturwunder

In einem dieser Gebiete liegt ein Naturparadies, das vom internationalen Tourismus noch recht unberührt geblieben ist. Der Sambesi, der sich an seiner breitesten Stelle in Sambia in die Victoriafälle verwandelt, bringt in seinem Oberlauf ein zweites, ähnlich atemberaubendes Naturwunder hervor. Etwas abseits der Straße stürzen die Sioma Falls an einer langen Kante in die Tiefe.

Sambia ist touristisch weniger erschlossen als beispielsweise Botsuana, wo sich am Rande des Chobe-Nationalparks Lodge an Lodge und Safariauto an Safariauto reiht. Im Sioma Ngwezi National Park, der zwischen den Wasserfällen und der angolanischen Grenze liegt, kamen in den letzten Monaten gar keine Besucher. Es ist dieses Ungleichgewicht, das KAZA versucht zu entzerren.

Im Wildhunde-Zentrum nahe des Hwange-Nationalpark richtet sich im Gehege ein Wildhund auf und spitzt die Ohren. Nach und nach erscheinen weitere Tiere, die mit ihrem dunkelbraun gefleckten Fell gut getarnt zwischen den Büschen liegen. Leise erzählt David Kuvawoga, einer der leitenden Mitarbeiter der NGO, ihre Geschichte.

Die Tiere lebten in der Nähe eines Dorfes und rissen regelmäßig Ziegen. Die Dorfbewohner waren so erzürnt, dass sie das Rudel samt Welpen fast massakriert hätten. Stattdessen wählten die Dorfbewohner nun eine extra für solche Fälle eingerichtete Hotline. Die Tiere wurden gerettet. Nun suchen Kuvawoga und seine Mitarbeiter einen Platz für sie im Nationalpark - fernab der Dörfer, aber gut sichtbar für die Augen der Touristen.

KAZA-Schutzgebiet (Englisch)

Interaktive Karte des KAZA-Schutzgebietes

Antragsseite für das E-Visum für Sambia (Englisch)

Informationen zum KAZA UniVisa (Englisch)

KAZA-Schutzgebiet

Reisezeit: Zu Beginn der Trockenzeit im Frühjahr sind die Temperaturen erträglicher als im Sommer oder Herbst, und die Landschaft ist noch grün. Während der Regenzeit in den Wintermonaten kann es zu heftigen Regenfällen und Überschwemmungen kommen.

Anreise: Mehrere Fluggesellschaften wie South African Airways, Emirates oder British Airways fliegen von verschiedenen deutschen Flughäfen mit Zwischenstopps in Johannesburg oder London ins KAZA-Gebiet. Als Zielflughäfen bieten sich Städte wie Livingstone in Sambia, Victoria Falls in Simbabwe oder Kasane in Botsuana an.

Einreise und Formalitäten: Nach Botsuana und Namibia können deutsche Touristen mit einem mindestens sechs Monate gültigen Reisepass gebührenfrei und ohne Visum einreisen. Für Sambia und Angola müssen Reisende vorab ein Visum beantragen, Simbabwe vergibt Visa bei der Einreise. Für Sambia und Simbabwe gibt es das KAZA UniVisa für 50 Dollar, man kann damit beliebig oft zwischen beiden Ländern wechseln, auch ein Tagesausflug nach Chobe in Botsuana ist möglich.

Übernachtung: In den Nationalparks gibt es von Zeltcamps (etwa 10 bis 40 Euro pro Nacht) über Lodges (ab etwa 100 Euro) bis hin zu luxuriösen Unterkünften (ab etwa 500 Euro pro Nacht) verschiedenste Übernachtungsmöglichkeiten für jeden Geldbeutel.

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