Wegen Flugchaos: Flugbegleiterin fühlt sich in Uniform nicht mehr sicher
Flugstornierungen, Personalmangel und Chaos auf dem Flughafen: Das lässt viele Urlauber vor Wut kochen. Diese lassen sie am Bordpersonal aus.
Das Flugchaos will in Europa nicht abebben. Pünktlich zu den Sommerferien sind viele Flughäfen überlaufen und überlastet. Zahlreiche Urlauber müssen stundenlang dort ausharren, Flüge werden teilweise ganz storniert. Ein Grund hierfür ist auch der Personalmangel, der infolge der Coronakrise entstanden ist. Allerdings hat die Bundesregierung bereits angekündigt, türkische Arbeitskräfte bis Ende August anwerben zu wollen. Dennoch erhitzt das Flugchaos die Gemüter – nicht nur in der Politik, sondern auch bei den Urlaubern selbst.
Flugbegleiterin fühlt sich in Uniform nicht mehr sicher
Viele sind wütend über die Zustände an den europäischen Flughäfen und frustriert. Sie lassen ihrer Wut freien Lauf, treffen tut es meist das Bordpersonal. Das berichtet jetzt zumindest eine Flugbegleiterin gegenüber der britischen Tageszeitung The Guardian. Sie will anonym bleiben und nennt sich daher „Meryl Love“. Sie erzählt über ihre teils traumatischen Erfahrungen, die sie in diesen chaotischen Zeiten durchmachen muss.

Demnach werde sie regelmäßig auf Flügen von genervten Reisenden angepöbelt, beschimpft oder müsse sich zahllose Beschwerden über verlorenes Gepäck und Co. anhören. So werde sie dafür verantwortlich gemacht, etwa, wenn das Flugzeug stundenlang in der prallen Sonne stehen muss, bevor die Fluggäste aussteigen dürfen. Sie versuche dann zwar Verständnis zu zeigen und sich zu entschuldigen, auch wenn es gar nicht ihre Schuld ist.
Flugbegleiterin berichtet von heftigen Übergriffen
Aber mehr noch: Um nicht nach der Landung am Flughafen und ungeduldigen oder wütenden Reisenden belästigt zu werden, zieht sie sich nach der Sicherheitskontrolle sofort um. Früher habe sie, erklärt sie weiter, ihre Uniform anbehalten, bis sie aus dem Flughafen gekommen und nach Hause gefahren ist. Doch das habe sich jetzt geändert, weil sie sich nicht mehr wohlfühle. Habe man die Uniform als Flugbegleitung hingegen an, „wenn man nur in der Nähe des Flughafens ist, ist man ein inoffizieller Presse-Sprecher für die gesamte Flugzeugbranche“, meint Love. Das heißt, sie könne sich dann nicht mehr retten vor den zahllosen Anfragen, Tiraden und Angriffen der Urlauber.
Schließlich wolle sie nur unbemerkt aus dem Airport entkommen und nach Hause fahren. Doch auch auf dem Heimweg fühle sich die Flugbegleiterin nie ganz sicher. „Ich sitze in der U-Bahn und hoffe, dass mich niemand vom Flug erkennt.“ Erst, wenn sie zu Hause ankomme, könne sie endlich entspannen und den Stress abschütteln. „Das ist eine gute Sache an diesem Job, du nimmst die Arbeit nur selten mit dir nach Hause“, schließt sie.