1. lokalo24
  2. Politik

Afghanistan: Taliban erschießen Verwandten von Deutsche-Welle-Journalist

Erstellt:

Von: Isabel Wetzel, Max Schäfer, Tim Vincent Dicke, Christian Stör

Kommentare

Weitere 150 Menschen fliegt die Bundeswehr aus Afghanistan aus. Das Familienmitglied eines Journalisten der Deutschen Welle wird getötet. Alles News im Ticker.

<<< Ticker aktualisieren >>>

+++ 22.44 Uhr: Taliban-Kämpfer haben nach Angaben der Deutschen Welle das Familienmitglied eines Journalisten des deutschen Auslandssenders erschossen. Die Taliban hätten im Westen des Landes von Haus zu Haus nach dem DW-Journalisten gesucht, der aber inzwischen in Deutschland arbeite, teilte die Deutsche Welle mit. Ein zweiter Familienangehöriger sei bei dem Angriff schwer verletzt worden. „Weitere Angehörige des Mannes konnten in letzter Sekunde entkommen und sind auf der Flucht“, hieß es in dem Bericht, und weiter, dass die Taliban bisher Häuser von mindestens drei DW-Journalisten durchsucht hätten. 

Der Intendant des Senders, Peter Limbourg, sagte: „Die Tötung eines nahen Verwandten eines unserer Redakteure durch die Taliban ist unfassbar tragisch und belegt die akute Gefahr, in der sich alle unsere Mitarbeitenden und ihre Familien in Afghanistan befinden. Die Taliban führen in Kabul und auch in den Provinzen offenbar schon eine organisierte Suche nach Journalisten durch. Die Zeit läuft uns davon!“

Taliban-Kämpfer
Taliban-Kämpfer haben das Familienmitglied eines Journalisten der Deutschen Welle getötet. © Aref Karimi/AFP

Afghanistan: Bundeswehr evakuiert 150 weitere Menschen aus Kabul

+++ 20.45 Uhr: Weiterhin laufen die Evakuierungsflüge der Bundeswehr aus Afghanistan. Am Donnerstagabend ist in der Hauptstadt Kabul eine weitere Maschine in Richtung Usbekistan gestartet. An Bord seien mehr als 150 Menschen, teilte die Bundeswehr mit. Damit wurden nach einer Übersicht des Bundesverteidigungsministeriums seit Montag mehr als 1200 Menschen aus Afghanistan in Sicherheit gebracht. Die Potsdamer SPD-Politikerin Klara Geywitz schrieb auf Twitter: „Danke! Was für ein Dienst für uns alle. Welch Mut von Euch.“

Die Transportmaschinen mit Deutschen, afghanischen Ortskräften und anderen Hilfsbedürftigen an Bord landen zunächst in der usbekischen Hauptstadt Taschkent. Von dort geht es dann mit zivilen Flugzeugen weiter nach Deutschland.

Bundeswehr-Maschine vom Typ Airbus A400M
Bundeswehr-Maschinen vom Typ Airbus A400M evakuieren Hunderte Menschen aus der afghanischen Hauptstadt Kabul. © Hauke-Christian Dittrich/dpa

Afghanistan: G7-Staaten fordern von Taliban Sicherheitsgarantien für Ausreisewillige

+++ 19.30 Uhr: Die Außenminister der G7-Staaten haben von den radikal-islamischen Taliban Sicherheitsgarantien für ausreisewillige Afghanen und Ausländer gefordert. Die Miliz müsse allen Menschen, die das Land verlassen wollen, sicheres Geleit gewähren, erklärte der britische Außenminister Dominic Raab am Donnerstag (19.08.2021), dessen Land derzeit den Vorsitz der G7 innehat. Insbesondere für afghanische Ausreisewillige ist es aktuell schwierig, zum Flughafen in Kabul zu gelangen, weil sie an Kontrollpunkten der Taliban aufgehalten werden.

Afghanistan: „Dramatische Szenen“ am Flughafen in Kabul

+++ 16.30 Uhr: Die Evakuierung Deutscher und Ortskräfte aus Afghanistan ist weiter in vollem Gange. Wie jetzt die Bundeswehr auf Twitter schrieb, ist heute um 15.34 Uhr ein weiteres deutsches Militärflugzeug vom Typ A400M auf dem Flughafen in Kabul gelandet. Nach Angaben des Verteidigungsministeriums hat die Bundeswehr inzwischen mehr als 900 Menschen nach Taschkent in Usbekistan gebracht.

+++ 15.30 Uhr: Auch nach Angaben des Bundeswehrgenerals Jens Arlt, der den deutschen Evakuierungseinsatz in Afghanistan führt, ist die Lage am Kabuler Flughafen kritisch. Es spielten sich „dramatische Szenen ab“, schilderte er die Situation. Arlt war in einer Online-Pressekonferenz des Bundesverteidigungsministeriums telefonisch aus Kabul zugeschaltet. „Es ist sehr, sehr turbulent alles“, sagte Arlt. „Sie werden vielleicht den einen oder anderen Schuss im Hintergrund hören. Sie sehen die verzweifelten Augen der Afghanen und auch der Staatsbürger unterschiedlicher Nationen, die einfach versuchen, in den inneren Bereich des Kabul International Airports zu gelangen, das ist schon dramatisch, was wir sehen.“

Afghanistan: Taliban kontrollieren Kabul

Der General berichtete von äußeren Kontrollringen der Taliban rund um den Flughafen und Zugängen, die von den USA und andere Nationen besetzt seien. Die Menschen müssten zunächst den Außenbereich erreichen. Es gebe Ausgangssperren in der Stadt, Straßen seien zudem verstopft. Er sprach von Hitze und Staub. Menschen, die in Innenbereich des Flughafens wollten, hätten das Gefühl, dass ihnen die Zeit davonlaufe.

Laut Arlts Angaben versuchen „unterschiedliche Vertreter“ der deutschen Seite, in den Außenbereichen „unsere Leute“ zu finden. „Dann müssen sie wie die Nadel im Heuhaufen versuchen, dort jemanden herauszupicken. Der muss dann auch eine Chance haben, durch diese Massen nach vorne zu kommen, dass sie ihn dann in den inneren Bereich bringen. Das ist die große Herausforderung.“

Afghanistan: Taliban feuern Warnschüsse ab

+++ 14.00 Uhr: Das Chaos am Flughafen der afghanischen Hauptstadt Kabul hält weiter an. Einheimische Helfer deutscher Organisationen berichteten jetzt von verstopften und teils unpassierbaren Straßen. US-Truppen ließen sie bei den Eingängen nicht vor, berichteten zwei Ortskräfte der Deutschen Presse-Agentur. Die Taliban haben überall Kontrollposten errichtet und feuerten Warnschüsse ab, um die Menschenmenge zurückzudrängen, die auf das Flughafengelände zu drängen versuchte.

Die CNN-Journalistin Clarissa Ward, die als eine von wenigen ausländischen Medienschaffenden noch vor Ort ist, sprach von einem „Tornado des Wahnsinns“. Ihr zufolge warfen Menschen Babys über den Zaun, um sie in Sicherheit zu bringen. Die Taliban seien mit Peitschen und Waffen unterwegs, um die Menschen zurückzuhalten.

Afghanistan
Hunderte von Menschen haben sich auf dem Gelände des internationalen Flughafens in Kabul versammelt. © dpa

Afghanistan: Mehrere Menschen bei Protesten gegen Taliban getötet

+++ 12.25 Uhr: Die Menschen in Afghanistan nehmen die Machtübernahme durch die Taliban nicht kampflos hin. In mehreren afghanischen Städten Menschen kam es am Unabhängigkeitstag zu Protesten gegen die militant-islamistischen Taliban. In der Stadt Asadabad im Nordosten des Landes wurden dabei mehrere Personen getötet, wie der Sender Al Dschasira berichtete. Demnach sollen Taliban-Kämpfer das Feuer auf Menschen eröffnet haben, die auf einer Kundgebung die alte Fahne der afghanischen Republik schwenkten.

Die Taliban hatten nach der Machtübernahme am Sonntag ihre weiße Fahne mit schwarzer Inschrift der Schahada, dem islamischen Glaubensbekenntnis, über dem Präsidentenpalast in Kabul gehisst. Den Medienberichten zufolge ist unklar, ob die Menschen in Asadabad bei den Protesten durch die Schüsse der Taliban oder bei der anschließenden Massenpanik ums Leben kamen.

Auch in der Hauptstadt Kabul gab es am Unabhängigkeitstag vereinzelte Proteste. Am Mittwoch kam es in der Stadt Dschalalabad zu Demonstrationen gegen die Taliban. Berichten zufolge wurden dabei mehrere Menschen getötet. Afghanistan erlangte vor 102 Jahren, am 19. August 1919, die Unabhängigkeit von Großbritannien.

Taliban-Kämpfer versammeln sich um ein Fahrzeug während einer Demonstration in Jalalabad.
Taliban-Kämpfer versammeln sich um ein Fahrzeug während einer Demonstration in Jalalabad. © dpa

Afghanistan: Baerbock plädiert für Gespräche mit Taliban 

+++ 11.50 Uhr: Annalena Baerbock* plädiert angesichts der dramatischen Situation in Afghanistan für Gespräche mit den militant-islamistischen Taliban. „Die einzige Möglichkeit, jetzt Menschen wirklich noch in Sicherheit zu bringen, die mit dem Tod bedroht sind, ist, mit den Taliban darüber zu sprechen, dass diese Menschen noch zum Flughafen gebracht werden können“, sagte Kanzlerkandidatin der Grünen* im WDR. „Aber was wir nicht machen können, ist diese Regierung anzuerkennen, weil sie ist nicht die legitime Regierung, es ist eine islamistische Terrororganisation.“

Die Bundesregierung habe in den vergangenen Wochen bei der Afghanistan-Politik versagt und Warnungen nicht ernst genommen, so dass viele Ortskräfte nun in dem Land festsäßen. „Man muss sich noch mal vorstellen: Das sind Frauen, die sich jetzt irgendwo in Kabul verstecken, das sind Köche, das sind Dolmetscher mit Familienangehörigen, mit Kindern dabei, und deswegen gilt es jetzt alles zu tun, um diese Leben zu retten.“ Dazu gehöre auch, mit den Taliban zu reden.

Taliban-Kämpfer patrouillieren im Viertel Wazir Akbar Khan.
Taliban-Kämpfer patrouillieren im Viertel Wazir Akbar Khan. © Rahmat Gul/dpa

Merkel gibt kommende Woche Regierungserklärung im Bundestag zu Afghanistan ab

+++ 11.05 Uhr: Bundeskanzlerin Angela Merkel* (CDU*) will dem Bundestag am kommenden Mittwoch (25.08.2021) in einer Regierungserklärung Auskunft über die Afghanistan-Politik ihrer Regierung geben. Die Kanzlerin werde in der Sondersitzung des Bundestags das Wort ergreifen, sagte ein Regierungssprecher der Nachrichtenagentur AFP.

+++, 10.10 Uhr: Wie die Nachrichtenagentur Reuters meldet, fordern die Taliban alle Menschen ohne Reisegenehmigung auf, den Flughafen in Kabul zu verlassen. Nach Angaben eines Islamisten sind seit Sonntag (15.08.2021) zwölf Menschen bei Massenpaniken gestorben oder erschossen worden. „Wir wollen niemanden am Flughafen verletzen“, sagte der Taliban-Vertreter, der namentlich nicht genannt werden wollte.

Afghanistan: Ortskräfte berichten von Problemen am Flughafen Kabul

Erstmeldung: Kabul – Nach der Machtübernahme der Taliban in Afghanistan versuchen die USA, Deutschland und ihre Verbündeten, ihre afghanischen Helfer:innen und eigenen Staatsbürger:innen zu evakuieren. Die Evakuierung gestaltet sich allerdings schwierig: Die einheimischen Helfer:innen von deutschen Organisationen haben Schwierigkeiten, zu den Evakuierungsflügen am Flughafen der Hauptstadt Kabul zu kommen. Das berichten Ortskräfte am Donnerstag (19.08.2021) der Deutschen Presse-Agentur. Die Straßen zum Flughafen seien verstopft und teilweise nicht passierbar. An den Eingängen ließen US-Soldaten sie dann nicht vor.

Seit der Machtübernahme der Taliban in Afghanistan herrscht am Flughafen Kabul Chaos.
Seit der Machtübernahme der Taliban in Afghanistan herrscht am Flughafen Kabul Chaos. © STR via www.imago-images.de

„Die amerikanischen Soldaten lassen nur ihre Leute durch“, berichtet eine Person. Deutsche Vertreter:innen seien zu der Zeit, als die Ortskraft zum Flughafen gerufen wurde, nicht am Eingang des Kabuler Flughafens gewesen. Ein weiterer Mann schildert, er habe sechs Stunden lang versucht, den Flughafen zu betreten. Ein US-Soldat soll sich geweigert haben, die Person einzulassen. Erst müsse überprüft werden, ob der Mann wirklich ein Helfer der Deutschen sei. Immer wieder seien Schüsse in die Luft gefeuert worden. Auch Tränengas sei eingesetzt worden, um die Menschenmenge zurückzudrängen.

Afghanistan: Deutsche Helfer:innen kommen nur schlecht zum Flughafen

Zum Flughafen von Kabul gibt es mehrere Zugänge. Viele Menschen, die vor den Taliban fliehen wollen, befinden sich am zivilen Teil im Süden des Flughafengeländes, von wo normalerweise kommerzielle Flüge abgewickelt werden. Aktuell sind diese jedoch eingestellt. Einen Kilometer östlich davon liegt ein weiterer Zugang. Der Eingang zum militärische Teil befindet sich im Norden.

Um alle Eingänge und die Sprengschutzwände um das Flughafengelände warten Tausende Menschen darauf, auf das Gelände zu gelangen. Weitere Menschen versuchen es irgendwie selbst zu schaffen. Sie wollen seit der Niederlage der afghanischen Armee Machtübernahme der islamistischen Terrormiliz Taliban Afghanistan verlassen. Dramatische Bilder von Fluchtversuchen kursierten im Netz.

Afghanistan: Tausende Menschen warten vor dem Flughafen

Die westlichen Kräfte konzentrieren sich bei den Evakuierungsflügen allerdings auf die Staatsbürger:innen sowie auf Ortskräfte, welchen Racheaktionen der Taliban drohen. Mit den Evakuierungsflügen der Bundeswehr seien bereits mehr als 900 Menschen aus Afghanistan gebracht worden, berichtet das Verteidigungsministerium. (Max Schäfer, Christian Stör mit AFP/dpa) *fr.de ist ein Angebot von IPPEN.MEDIA

Auch interessant

Kommentare