„So lange 500 Gramm Hackfleisch ...“: BR-Journalist attackiert Aldi
Ein ARD-Tagesthemen-Kommentar beschäftigt sich mit den Ergebnissen des „Fleischgipfels“ von Landwirtschaftsministerin Julia Klöckner. Nicht nur die Politik sei in der Pflicht.
- In den ARD-Tagesthemen kommentiert Journalist Andreas Bachmann die Entwicklungen in der Fleischindustrie.
- In seinem Kommentar wirft er der Politik vor, keine gute Arbeit gemacht zu haben.
- Die Corona-Pandemie* könnte jedoch etwas an der Fleischproduktion ändern.
Düsseldorf/München - Nicht erst seit dem Corona-Ausbruch beim Fleischproduzenten Tönnies gibt es Kritik an den Herstellern von Schnitzel, Wurst und Co. So sieht das auch der „Tagesthemen“-Kommentator Andreas Bachmann vom Bayerischen Rundfunk (BR). Er kritisiert leere Versprechungen der Politik, sieht aber auch Handel und Verbraucher in der Pflicht.
ARD-Kommentar: Politik verspricht seit Jahren Änderungen in der Fleischindustrie
Schon seit 2000 mahnen Bundeslandwirtschaftsminister immer wieder, den Wert der Lebensmittel mehr zu schätzen und die Qualität der Produktion strenger überwachen zu wollen, beginnt Bachmann seinen ARD-Tagesthemen-Kommentar. Doch seitdem sei wenig passiert, konstatiert er. Und auch der amtierenden Landwirtschaftsministerin Julia Klöckner (CDU) stellt er kein gutes Zeugnis aus. Mit dem Goethe-Zitat „Die Botschaft hör ich wohl, allein mir fehlt der Glaube“ relativiert er Klöckners Ankündigung, in der Fleischindustrie müsse sich etwas ändern.

Klöckner hatte am vergangenen Freitag (26. Juni) in Düsseldorf zu ein „Fleischgipfel“* geladen. Ziel sei es, Billigfleisch aus den Supermärkten langfristig zu verbannen. Das will sie unter anderem mit einer Tierwohlabgabe erreichen. Geprüft werde auch, ob es ein Preiswerbeverbot für Fleisch- und Wurstprodukte geben soll, hieß es. Die Ministerin betonte aber auch, dass Tierwohl nur möglich sei, wenn die Verbraucher breit seien, mehr für Fleisch zu bezahlen. Außerdem warb sie für das freiwillige Tierwohl-Label, dass die Haltung von Tieren kennzeichnet.
Der Corona-Fleischskandal bei Tönnies hat gezeigt: Die Produktion von Billigfleisch schadet Mensch und Tier. Einem Münchner Metzger platzte nun bei einer Preis-Beschwerde der Kragen.
ARD-Kommentar: Journalist Bachmann sieht die Versprechen Klöckners kritisch
„Zu oft schon gab es nach Gipfelgesprächen wortreiche Ankündigungen und wohlklingende 10-Punkte-Pläne“, beurteilt Bachmann die Vorschläge der Ministerin skeptisch. Geändert habe sich seither in Sachen Tierwohl, Arbeitsbedingungen oder Preisen aber nicht wirklich etwas.
Corona könnte Veränderungen in der Fleischindustrie bewirken
Nur eine Krise pandemischen Ausmaßes könne vielleicht wirklich etwas in der Fleischindustrie verändern, so der BR-Journalist. Er sieht den Vorfall beim Fleischhersteller Tönnies als Denkanstoß für die Politik, aber auch für die Verbraucher. Mit einem aktuellen Preisvergleich schlägt er dann den Bogen zum Handel. „So lange 500 Gramm Hackfleisch für 2,79 über die Ladentheke gehen - Preis Aldi Süd* von heute - solange wird sich an Ausbeutung und Tierquälerei in der Fleischindustrie nichts ändern“, zieht der Bachmann sein Fazit. Aldi reagierte bereits auf die Problematik und führte eine neue Fleisch-Marke in sein Sortiment* ein.
ARD-Kommentar: Verbraucher haben die Macht, etwas zu ändern
Weder solle Fleisch zum Luxus-Produkt noch zur Ramschware werden, sagt Bachmann. Doch der Verbraucher habe es selbst in der Hand, wie es mit der Fleischindustrie weitergehe. Nur das was nachgefragt werde, werde auch produziert, so der Journalist.
Auch der Münchner Merkur* fordert in einem Kommentar nach dem Fleisch-Skandal Besserung - die Politik müsse nun handeln, meint Chefredakteur Georg Anastasiadis. Ob ein höherer Fleischpreis alleine hilft, ist allerdings umstritten.
In einem ARD-Kommentar kritisierte Georg Restle die Absage der Racial-Profiling-Studie durch Horst Seehofer. Dieser sei eine „Fehlbesetzung“. Der Fall Tönnies hat unterdessen indirekt größere Folgen für die Bundesrepublik: Bund und Länder einigen sich auf schärfere Regeln für lokale Corona-Ausbrüche.
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