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Wann kann der Teil-Lockdown enden? Merkels Vertrauter nennt jetzt neue entscheidende Corona-Kennzahl

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Von: Cindy Boden

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Bundeskanzlerin Angela Merkel und Helge Braun (beide CDU), Chef des Bundeskanzleramtes und Bundesminister für besondere Aufgaben, nehmen mit einer Mund-Nasenbedeckung an der Sitzung des Bundeskabinetts im Bundeskanzleramt teil.
Bundeskanzlerin Angela Merkel und Helge Braun (beide CDU), Chef des Bundeskanzleramtes, steuern mit dem Teil-Lockdown einen bestimmten Corona-Wert an. © Kay Nietfeld/dpa-POOl/dpa

Im November fahren einige Bereiche des öffentlichen Lebens wegen der stark steigenden Corona-Zahlen runter. Kanzleramtschef Helge Braun verrät, welcher Corona-Wert erreicht werden soll.

Berlin - Die Corona-Zahlen steigen und steigen, egal auf welche Werte man schaut. Und es gibt viele Kennzahlen, die rund um das Coronavirus berechnet werden. Da sind die täglichen Zahlen der erfassten Neuinfektionen, teils umgerechnet auf 100.000 Einwohner. Die Zahl der belegten beziehungsweise freien Intensivbetten in Krankenhäusern. Der R-Wert*, der angibt, wie viele Personen statistisch gesehen im Durchschnitt eine infizierte Person ansteckt.

Die Positivrate, also wie viele der durchgeführten Tests positiv sind. Und die Sieben-Tage-Inzidenz, das heißt der Wert, von wie vielen Personen bekannt ist, dass sie sich in einem Gebiet (zum Beispiel in einem Landkreis, Bundesland oder in ganz Deutschland) in den vergangenen sieben Tagen infiziert haben, gerechnet pro 100.000 Einwohner.

Eine Menge Daten also, die unter anderem die Gesundheitsämter, Ministerien, Wissenschaftler oder das Robert-Koch-Institut* (RKI) berechnen und heranziehen. Anhand solcher Zahlen entwickeln Städte und Gemeinden sogenannte Corona-Ampeln*; anhand dieser Werte bestimmten Politiker neue Corona-Maßnahmen.

Corona: Sieben-Tage-Inzidenz in den letzten Wochen entscheidend - Merkels „Wellenbrecher-Lockdown“

Eine Kennzahl spielte besonders in den Oktoberwochen, aber auch schon davor, eine zentrale Rolle: die Sieben-Tage-Inzidenz. 35 gilt in einem Landkreis als erster Schwellenwert, 50 als Grenze zum Ausrufen von Risikogebieten innerhalb von Deutschland. Immer mehr Flächen färben sich aktuell auf der bundesweiten Corona-Karte rot. Laut Meldung des RKI vom Freitag liegt der Wert nun bundesweit schon bei 104,9 - damit erstmals über 100.

Mit dem „Wellenbrecher-Lockdown“, der ab 2. November im Land gelten wird, soll sich dies ändern. Aber was ist das Ziel von Kanzlerin Angela Merkel und den Ministerpräsidenten? Welcher Wert wird im November entscheidend, um zu sehen, ob die Corona-Regeln anschlagen?

Experten weisen immer wieder darauf hin, dass es wichtig ist, immer mehrere Kennzahlen im Blick zu behalten. So plädieren mehrere Top-Virologen in einem Positionspapier dafür, nicht nur die Zahl der Neuinfektionen zu betrachten.

Coronavirus in Deutschland: Merkel und die Ministerpräsidenten beschließen Teil-Lockdown

In der Pressekonferenz nach der Video-Schalte mit den 16 Ministerpräsidenten fragte eine Journalistin die Kanzlerin, auf welchen Wert geschaut werde, wo das Ziel liege. Merkels Antwort: „Was wollen wir erreichen? Wir wollen die Kontakte wieder nachvollziehbar machen.“ Damit die Gesundheitsämter das schaffen, müsste der Inzidenz-Wert um die 50 liegen. Eine genaue Zahl für jeden Landkreis könne sie nicht nennen.

Dieses Ziel bekräftigte Merkels Kanzleramtschef, Helge Braun (CDU*), noch einmal deutlich am Freitag im Radio beim Bayerischen Rundfunk. Das Problem sei, dass in mehr als drei Viertel der Fälle nicht klar ist, wo sich eine Person mit dem Coronavirus infiziert hat. Zudem stoßen auch immer mehr Gesundheitsämter an ihre Grenzen. Braun betont, wie wichtig es ist, dass die Kontaktverfolgung im Einzelnen wieder reibungslos funktioniert, „damit jeder, der Kontakt zu einem Infizierten hatte, in Quarantäne geht“.

Coronavirus in Deutschland: Kurve an Neuinfektionen darf laut Kanzleramtschef Braun nicht weiter steigen

Daher seine Schlussfolgerung für die entscheidende Kennzahl in den nächsten Wochen: Kontaktnachverfolgung „ist uns gelungen bis zu dieser berühmten Inzidenz von 50. Das sollten wir auch wieder erreichen, damit wir Stabilität bekommen.“ Außerdem zielt sein Blick auf den Verlauf der Kurve an täglichen Neuinfektionen: Bis zur „Halbzeit“ des Teil-Lockdowns, also Mitte November, wenn sich Merkel und die Ministerpräsidenten wieder zusammensetzen wollen, sollten wir nach Brauns Verständnis sehen, „dass die Kurve sozusagen wendet, dass es statt rauf, stabil zur Seite oder möglichst schon runter geht.“

Grafik zur Anzahl der an das RKI übermittelten Corona-Fälle
Anzahl der an das RKI übermittelten Corona-Fälle © Screenshot aus dem täglichen Lagebericht des RKI zu Covid-19 vom 29.10.2020

Zuletzt nannte SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach in der Sendung von Markus Lanz noch eine gigantische Zahl: Laut Lauterbachs Worst-Case-Szenario, würde Deutschland - ohne den „Wellenbrecher-Lockdown“ - zu Weihnachten pro Tag etwa 500.000 Neuinfizierte verzeichnen - und diese Dynamik wäre nicht mehr zu bremsen. (cibo) *Merkur.de ist Teil des Ippen-Digital-Netzwerks.

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