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Trump hofft auf Corona-Wunder: „Virus wird von selbst verschwinden“ - Obama rechnet brutal ab

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Von: Franziska Schwarz

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Barack Obama (l.) kritisiert das Corona-Krisenmanagement von Donald Trump. (Collage)
Barack Obama (l.) kritisiert das Corona-Krisenmanagement von Donald Trump. (Collage) © Christof Stache/ Mandel Ngan/ AFP

Der Vorwurf lautet Egoismus und Feinddenken: Barack Obama zeigt sich entsetzt über das Agieren US-Präsident Trumps in der Corona-Krise.

Washington - Es ist eine harte Abrechnung seines Amtsvorgängers: Der ehemalige US-Präsident Barack Obama hat das Krisenmanagement von Donald Trump* in der Corona-Pandemie* scharf kritisiert - es sei „eine absolut chaotische Katastrophe“, so Obama in einem Audio-Mitschnitt von vertraulichen Gesprächen mit früheren Mitgliedern seiner Regierung. Yahoo News berichtete zuerst darüber, inzwischen konnten sich weitere US-Medien Obamas Aussagen bestätigen lassen.

Corona in den USA: Obama findet die Trump-Reaktionen „unangemessen“

Obama kritisierte, in Trumps unangemessenen Reaktionen auf die Herausforderungen der Corona-Pandemie spiegele sich eine Denkweise des „Was ist für mich drin“ und „Zum Teufel mit allen anderen“ wieder. Egoismus und Feinddenken sei zu einem „stärkeren Impuls im amerikanischen Leben geworden“.

Donald Trump hatte am 8. Mai bei einem Treffen mit republikanischen Kongressabgeordneten erklärt, das Virus werde auch ohne Impfung „verschwinden“, wie unter anderem die Frankfurter Allgemeine Zeitung berichtet. Ein Clip von dem Treffen kursiert auf Twitter. Darin ist zu hören, wie ein Abgeordneter nachfragt, für wie wichtig der US-Präsident Impfstoffe in der Corona-Krise halte. 

Trumps Antwort: „Das Virus wird von selbst verschwinden, und ich hoffe, wir erleben es nach einer Weile nie wieder.“ Er gab zu, dass man mit erneutem „Wieder-Aufflackern“ der Pandemie rechnen müsse, „aber vielleicht auch nicht“. 

Er führter weiter aus: „Wissen Sie, es gab schon Viren und Grippen, gegen die man keinen Impfstoff fand und sie sind dennoch verschwunden. Sie sterben. So wie alles andere auch.“ Obwohl er schließlich eingestand: „Das Virus wird wahrscheinlich von selbst verschwinden - aber wenn wir einen Impfstoff hätten, wäre das hilfreich.“

Obama verärgert wegen Urteil zu Trumps Ex-Berater in Russland-Affäre 

Zudem gab es vergangenen Donnerstag eine überraschende Wende im Fall Michael Flynn, dem früheren Nationalen Sicherheitsberaters der USA. Die US-Justiz zog die Anschuldigungen gegen den Ex-Mitarbeiter von Trump in der Russland-Affäre* zurück. 

Die Begründung des Ministeriums in Washington lautete, das Vorgehen der Bundespolizei FBI gegen Flynn sei unrechtmäßig gewesen. Trump nannte Flynn „unschuldig“ und drohte den Verantwortlichen für die Ermittlungen mit einem „hohen Preis“. Weiter sagte Trump zu der Entscheidung, Flynn sei von der früheren Obama-Regierung ins Visier genommen worden, um ihm - Trump - zu schaden. Dies sei „eine Schande“. Die Verantwortlichen seien „korrupt“ und „menschlicher Abschaum“. Flynn sei ein „großartiger Gentleman“.

Trump-Kritik von Obama in Russland-Affäre: „Rechtsstaat in Gefahr“

Auch die Flynn-Entscheidung kritisierte Obama in dem Audio-Mitschnitt mit deutlichen Worten: Er mache sich Sorgen, dass „unser grundlegendes Verständnis des Rechtsstaates in Gefahr“ sei, so Obama zu seinen früheren Mitarbeitern. 

Flynn hatte sich im Dezember 2017 schuldig bekannt, das FBI über seine Kontakte zum ehemaligen russischen Botschafter Sergej Kisljak belogen zu haben. Später erklärte der Ex-General, das Schuldbekenntnis zurückziehen zu wollen.

Die Washington Post ordnete den Obama-Audio-Mitschnitt so ein: „Mit seiner Bemerkungen zu Flynn gesellt sich Obama zu den Kritikern aus den Reihen der US-Demokraten und US-Strafverfolger, nachdem Beobachter bei Justizminister William Barr ein Muster sehen, bei Fällen zu intervenieren, in denen es um Verbündete des US-Präsidenten geht.“  

US-Wahl während Corona-Pandemie: Obama wirbt für Biden

Obama rief seine Ex-Mitarbeiter in dem vertraulichen Gespräch daher nun auf, wie er selbst den designierten demokratischen Präsidentschaftskandidaten Joe Biden* im Rennen gegen Trump zu unterstützen. Die US-Präsidentschaftswahl findet Anfang November statt. „Ich hoffe, dass Ihr alle die gleiche Dringlichkeit empfindet wie ich“, sagte Obama.

Corona-Lockerungen trotz steigender Fallzahlen? Papier warnt Trump-Regierung

Die USA sind das am schwersten von der Corona-Pandemie* betroffene Land der Welt. In den Vereinigten Staaten wurden mittlerweile mehr als 1,3 Millionen Infektionen und mehr als 78.000 Corona-Tote gemeldet.  Unter der Woche warnte ein internes Behörden-Dokument seiner Behörden vor einer weiteren massiven Zuspitzung:

Trump drängt auf eine rasche Öffnung der Wirtschaft* - obwohl die Pandemie längst nicht unter Kontrolle gebracht ist. Trump* wird vorgeworfen, sie unterschätzt und nicht früh genug auf die Herausforderungen reagiert zu haben. Inzwischen erwägt er den G7-Gipfel trotz Corona als reales Treffen. Außerdem lasse er die Bundesstaaten im Kampf gegen das Virus allein und lasse es zu, dass sie miteinander um Schutzausrüstung* kämpfen. US-Präsident Donald Trump nimmt nach eigenen er ein Malaria-Präparat zur Corona-Prophylaxe. Wissenschaftlich ist die Wirkung noch nicht bestätigt. Der Trump-treue Sender Fox-News warnt vor allem Risikopatienten vor der Einnahme: „Es wird Sie töten.“ Eine kanadische Studie will aktuell einen Zusammenhang von Cannabis-Konsum als mit einer geringeren Anfälligkeit für eine Coronavirus-Infektion erkennen

Die Pharmaindustrie kontert eine Impfstoff-Forderung aus der Politik und betont ein grundlegendes Problem.

Die Corona-Krise offenbart die Probleme der Fleischindustrie - auch ein CSU-Politiker plädiert für eine Preiserhöhung.

Joe Biden gerät im US-Wahlkampf unter Druck - er soll sich in die Innenpolitik eines europäischen Landes eingemischt haben.

frs mit Material der AFP

*Merkur.de ist Teil des bundesweiten Ippen-Digital-Redaktionsnetzwerks.

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