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Selbst Donald Trump sieht Biden vorn: „Manche Leute mögen mich einfach nicht“

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Von: Christian Stör

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Joe Biden wird der nächste US-Präsident. Das behauptet kein Geringerer als Donald Trump. Trotzdem versucht Trump nach wie vor alles, um die Wahl zu gewinnen.

Washington – Könnte es sein, dass Donald Trump allmählich seine Felle davonschwimmen sieht? Wie anders ist zu erklären, dass der US-Präsident in einem Interview mit dem TV-Sender Fox News eine Prognose für die Präsidentschaftswahl gestellt hat, die doch ein wenig merkwürdig erscheint. Im Gespräch mit Sean Hannity sagte Trump* nämlich, dass sein designierter Herausforderer Joe Biden die Wahl im November gewinnen werde. Und warum? Weil manche Leute ihn, Trump, wohl nicht so richtig leiden könnten. Und dabei tue er ja bloß seinen Job.

Donald Trump kämpft gegen Joe Biden um seine Wiederwahl

Fragt sich nur, ob Donald Trump wirklich so denkt. Es könnte auch eine gezielt eingesetzte Taktik sein, um die republikanische Wählerbasis noch einmal so richtig zu motivieren. Die Umfragen sprechen derzeit jedenfalls eindeutig gegen Trump. Zuletzt hatte eine Erhebung der „New York Times“ und des Siena College ein eindeutiges Ergebnis gebracht: Danach liegt Biden landesweit mit 14 Punkten vor Donald Trump*. Eine etwas ältere Umfrage von Trumps bevorzugtem Sender Fox News sah es ganz ähnlich. Während 50 Prozent der Befragten Joe Biden die Stimme geben wollen, kommt Donald Trump nur auf 38 Prozent.

Auch in den umkämpften „Battleground States“ wie Wisconsin, Florida, Michigan, Pennsylvania oder North Carolina liegt Biden relativ klar vorne. Es kommt aber noch schlimmer für Trump. Ein Erfolg von Joe Biden, der derzeit noch nach einer Kandidatin für den Posten der Vizepräsidentin* sucht, scheint sich nämlich auch in Arizona anzubahnen, und selbst in Texas, dem vielleicht republikanischsten aller republikanischen Bundessaaten, deutet laut Fox News alles auf ein Kopf-an-Kopf-Rennen hin. Das alles ist kein gutes Zeichen für Trump, auch wenn die Wahl 2016 gelehrt hat, vorsichtig mit solchen Zahlen umzugehen. Allerdings darf auch nicht vergessen werden, dass Hillary Clinton in den Umfragen nie einen solchen Vorsprung hatte wie Joe Biden jetzt.

Droht Donald Trump bei der Präsidentschaftswahl eine klare Niederlage gegen Joe Biden? 

Auch einige seiner Fans scheinen allmählich den Glauben an Trump zu verlieren. So hat Fox-News-Moderator Tucker Carlson in der Nacht zum Freitag in einem feurigen Monolog den Präsidenten eindringlich gewarnt, dass er „diese Wahl verlieren könnte“. Es sei höchste Eisenbahn, dass Trump endlich die Wende schaffe.

Bis jetzt hat Donald Trump aber nichts so richtig geholfen. Seine Attacken gegen Biden, den er immer wieder als zu alt und geistig nicht mehr ganz auf der Höhe bezeichnet, scheinen nicht zu fruchten. Aussagen wie in Wisconsin, Biden könne nicht richtig reden, er bringe keine zwei geraden Sätze zustande, ohne sich zu verhaspeln, verpuffen einfach im leeren Raum.

Dabei ist Biden in der Corona-Krise auffällig unauffällig. Er agiert sehr zurückhaltend und verzichtet auf größere Wahlauftritte. Aber wahrscheinlich ist das das Beste, was er im Augenblick tun kann. Mit seinen schrägen Auftritten sorgt Donald Trump ganz alleine dafür, dass die Leute ihn loswerden wollen. 

Joe Biden trägt bei seinen wenigen Auftritten eine Maske – ganz im Gegensatz zu Donald Trump.
Joe Biden trägt bei seinen wenigen Auftritten eine Maske – ganz im Gegensatz zu Donald Trump. © AFP

Donald Trump wettert gegen die Briefwahl

So warnt Donald Trump immer wieder auf schrille Art und Weise davor, die Menschen angesichts der Corona-Krise per Brief wählen zu lassen. Das würde nämlich ganz automatisch zu massivem Betrug führen. Vor kurzem erst hat sich Trump in einem Tweet noch einmal dazu geäußert – und zwar, wie es so manchmal seine Art ist, ausschließlich in Großbuchstaben. Die Wahl sei manipuliert, die Stimmzettel würden in anderen Ländern gedruckt, ein ungeheurer Skandal stehe bevor.

Das alles ist natürlich ausgemachter Unsinn. Zwar ist die Briefwahl in den USA* anders als in Ländern wie zum Beispiel Deutschland relativ unüblich. Dass aber zum Beispiel, wie von Donald Trump behauptet, das Ausland „Millionen“ von Briefwahlzetteln fälschen könnte, um sich in den Wahlkampf im November einzumischen, wird von Experten als „absurd“ bezeichnet. Und dass US-Soldaten bereits seit dem Bürgerkrieg völlig reibungslos per Brief wählen, scheint Trump nicht zu wissen oder nicht wissen zu wollen.

Donald Trump nutzt die Briefwahl selbst 

Erstaunlich scheint auch, dass Trump selbst schon öfter die Briefwahl genutzt hat – genauso wie zahlreiche andere Personen aus der Regierung. Auch Tochter Ivanka Trump* und First Lady Melania Trump* wollten einmal bei der Bürgermeisterwahl von New York ihre stimme per Post abgeben, doch bei beiden ging das ein wenig daneben.

Man kann aber sicher sein, dass Donald Trump die Gerüchte vom Wahlbetrug weiter befeuern wird. Denn auch wenn er tatsächlich an seine Niederlage glauben sollte, wird er alles dafür tun, um Joe Biden doch noch besiegen zu können. (Christian Stör) *fr.de ist Teil des bundesweiten Ippen-Digital-Redaktionsnetzwerks

Unterdessen plagt sich Donald Trump mit einem neuen Enthüllungsbuch* herum. Seine Nichte Mary will in ihrem Buch erklären, wie der US-Präsidenten wurde, was er heute ist. Ihr Urteil über ihren Onkel fällt denkbar schlecht aus.

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