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Fall Peggy und NSU: Klebte DNA am Meterstab?

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Die ermordete Peggy Knobloch und der NSU-Terrorist Uwe Böhnhardt: Gibt es eine Verbindung?
Die ermordete Peggy Knobloch und der NSU-Terrorist Uwe Böhnhardt: Gibt es eine Verbindung? © dpa

Bayreuth - Eine Panne sorgte möglicherweise dafür, dass im Fall der ermordeten Peggy DNA des NSU-Terroristen Böhnhardt gefunden wurde. Wurde bei der Spurensicherung geschlampt?

Die vermeintliche spektakuläre Verbindung zwischen dem Mordfall Peggy und dem NSU-Mitglied Uwe Böhnhardt könnte lediglich durch eine Verunreinigung eines Geräts zur Spurensicherung zustande gekommen sein. Polizei und Staatsanwaltschaft erklärten am Donnerstag in Bayreuth, einen entsprechenden Verdacht prüfen zu wollen. Mit schnellen Ergebnissen sei nicht zu rechnen.

Die Ermittler trafen noch keine endgültige Aussage, dass es doch keine Verbindung zwischen dem Mord an der neunjährigen Peggy und dem NSU-Mitglied Böhnhardt gibt. Sie bestätigten aber Informationen des Portals "Spiegel Online". Danach gibt es Anhaltspunkte, dass bei der Spurensicherung nach dem Fund der Leiche Böhnhardts vor fünf Jahren und dem Fund der Leiche Peggys im Juli teilweise identisches Spurensicherungsgerät eingesetzt wurde. 

In beiden Fällen wurde markanter Meterstab verwendet

Dabei könnte dem Portal zufolge die DNA Böhnhardts auf ein Stoffstück übertragen worden sein, das in der Nähe der sterblichen Überreste Peggys gefunden wurde. Laut "Spiegel Online" verglichen BKA-Beamte Fotos vom Auffinden des toten Böhnhardt im Jahr 2011 mit Fotos von der Bergung der Skelettteile Peggys im Juli. Auf beiden Fotos sei der gleiche markante Meterstab der Spurensicherung zu sehen. In Ermittlerkreisen hieß es demnach, dieser sei von einer Beschaffenheit, die es nur einmal gebe. Deshalb könnte über den Meterstab eine Körperzelle Böhnhardts an den Fundort des Mädchens übertragen worden sein.

Erst vor zwei Wochen hatten die Ermittler mitgeteilt, dass am Fundort der Leiche der seit 2001 vermissten Peggy aus dem fränkischen Lichtenberg DNA des Rechtsextremisten Böhnhardt gefunden wurde. Dies sorgte bundesweit für Aufmerksamkeit, mehrere Bundesländer prüfen seitdem mögliche Verbindungen von unaufgeklärten Kindsmorden zu Böhnhardt.

Zweifel an Ermittlungspanne

Die Vorsitzende des Thüringer NSU-Untersuchungsausschusses, Dorothea Marx, zeigte sich skeptisch. Es sei absurd anzunehmen, dass die DNA Böhnhardts über Geräte der Polizei zum Fall Peggy gelangt sei, sagte sie der Deutschen Presse-Agentur in Erfurt. Dann hätte diese Spur auch in allen anderen Fällen auftauchen müssen, in denen das Gerät verwendet wurde.

Das Landeskriminalamt Thüringen teilte mit, auch für die Behörde sei es von hohem Interesse, dass die Herkunft der DNA-Spur „mit äußerster Genauigkeit“ überprüft wird. „In diesem Zusammenhang besteht großes Vertrauen sowohl in die Ermittlungsarbeit der Staatsanwaltschaft Bayreuth und der bayerischen Kolleginnen und Kollegen insbesondere Kriminaltechnik.“

Mord seit 15 Jahren ein Rätsel

Peggy war 2001 auf dem Heimweg von der Schule spurlos verschwunden. Im Juli wurde zufällig in einem Waldstück in Thüringen ihr Skelett gefunden. Der Fall des Mädchens gilt als einer der rätselhaftesten Kriminalfälle in Deutschland. Ein zunächst als ihr Mörder verurteilter geistig behinderter Mann wurde 2014 rechtskräftig freigesprochen.

Böhnhardt bildete nach Auffassung der Bundesanwaltschaft zusammen mit Uwe Mundlos und Beate Zschäpe die Rechtsextremistengruppe Nationalsozialistischer Untergrund (NSU). Diese soll bis zum Auffliegen des Trios vor fünf Jahren zehn Morde und zwei Bombenanschläge verübt haben, dazu mehr als ein Dutzend Überfälle.

afp

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