Update vom 9. September 2020, 8.08 Uhr: Ob die Brände in Moria von Migranten oder Inselbewohnern gelegt wurden, ist nach wie vor unklar - die Angaben dazu gingen zunächst auseinander.
Der Einsatzleiter berichtete im Fernsehen, dass Lagerbewohner die Feuerwehrleute nach Ausbruch des Feuers mit Steinen beworfen hätten und versucht hätten, sie an den Löscharbeiten zu hindern. Sondereinheiten der Bereitschaftspolizei waren im Einsatz. Videos in sozialen Medien zeigten herumirrende, verängstigte Menschen und auch solche, die „Bye bye, Moria!“ sangen.
Viele der mehr als 12.000 Migranten und Flüchtlinge flohen in die umliegenden Wälder und auf Hügel, andere machten sich auf den Weg zur Inselhauptstadt Mytilini, wie griechische Medien berichteten. Teilweise haben sich ihnen wohl Inselbewohner entgegengestellt und den Weg versperrt.
Spannungen habe es in Moria immer gegeben, wegen der Corona-Problematik sei die Situation nun regelrecht explodiert, sagte Mytilinis Bürgermeister Stratos Kytelis dem griechischen Staatssender ERT. Man wisse nicht, wo die Menschen nun untergebracht werden sollten, Tausende seien obdachlos. Auch für die Einheimischen sei die Situation eine enorme Belastung.
Erstmeldung vom 9. September 2020:
Athen - In der Nacht zum Mittwoch sind im griechischen Flüchtlingslager Moria auf Lesbos mehrere Brände ausgebrochen. Medienberichten zufolge stehen auch Wohncontainer in Flammen. Deshalb mussten die Behörden das Lager evakuieren. Der staatliche griechische Radiosender ERT berichtete in den frühen Morgenstunden, dass mittlerweile nahezu alle Menschen das fast vollständig in Flammen stehende Lager verlassen hätten.
Starke Winde, die teilweise bis zu 60 Stundenkilometer erreichten, fachten die Flammen an. Hilfsorganisationen und freiwillige Helfer vor Ort berichteten in Sozialen Medien von Menschen, denen Rauch und Flammen die Fluchtwege abgeschnitten hätten.
Über die Ursachen des Feuers gab es unterschiedliche Angaben: Manche Lagerbewohner sprachen von Brandstiftung von Inselbewohnern, anderen Berichten zufolge hatten Migranten selbst Feuer gelegt und behinderten danach die Feuerwehr bei den Löscharbeiten. Seit Dienstagabend gibt es auf der Insel einen Waldbrand rund 25 Kilometer nordwestlich von Moria, mit dem die Feuerwehr parallel zu kämpfen hat.
Das Flüchtlingslager Moria ist seit Jahren heillos überfüllt, derzeit leben dort nach Angaben des griechischen Migrationsministeriums rund 12.600 Flüchtlinge und Migranten - bei einer Kapazität von gerade mal 2800 Plätzen. Seit vergangener Woche treten zudem immer mehr Fälle von Corona-Infektionen auf, weshalb das Lager unter Quarantäne gestellt worden ist. Das führte auch zu Unruhen unter den Migranten. Am Dienstag wurde bekannt gegeben, dass es 35 Infizierte gebe. Die halbstaatliche Nachrichtenagentur ANA-MPA berichtete, dass manche Flüchtlinge das Lager jedoch verlassen wollten, um sich nicht anzustecken. Einige Infizierte hatten sich hingegen geweigert das Lager zu verlassen und in Isolation gebracht zu werden.
Die katastrophalen Zustände im Flüchtlingslager sorgten auch in der deutschen Politik schon für viele Debatten. Einzelne Bundesländer und Städte wollten freiwillig Flüchtlinge aufnehmen. Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) hatte dies jedoch verboten. Erst kürzlich wollte sich auch NRW-Ministerpräsident Armin Laschet will sich einen Eindruck vom Flüchtlingslager auf der griechischen Insel Lesbos machen. Doch der Besuch endet abrupt. Friedrich Merz ist mit der Suche nach einer europäischen Lösung der Aufnahme von Flüchtlingen aus Moria* nicht einverstanden. Es mache keinen Sinn, so der CDU-Politiker. (dpa)*Merkur.de ist Teil des Bundesweiten Ippen-Digital-Redaktionsnetzwerkes
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