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"Hart aber fair": So ließ BVB-Star Subotic Minister Söder auflaufen

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Von: Xaver Bitz

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Neven Subotic fragte Markus Söder nach harten Fakten, doch der bayerische Minister blieb eine Antwort schuldig.
Neven Subotic fragte Markus Söder nach harten Fakten, doch der bayerische Minister blieb eine Antwort schuldig. © Screenshot WDR

München - Bei "Hart aber fair" ging es am Montag um die Probleme bei der Integration. Der einzige Politiker im Regierungsamt, Markus Söder, tat sich vor allem im Gespräch mit Neven Subotic schwer.

Für eine politische Talksendung war die Runde am Montag bei "Hart aber fair" auf den ersten Blick zunächst erstaunlich unpolitisch: Neben der RTL-Moderatorin Nazan Eckes saßen auch noch Sänger Peter Maffay und Profi-Fußballer Neven Subotic als Gäste in der Sendung und mit ihnen auch noch zwei Politiker, nämlich der bayerische Finanz- und Heimatminister Markus Söder (CSU) und der FDP-Mann Mehmet Daimagüler. Von der Sendung mit dem Thema "Gekommen um zu bleiben - wie werden aus Einwanderern Deutsche?" blieb letzten Endes neben vier gelungenen Beispielen für Integration und einigen angesprochenen Problemen nicht wirklich viel verwertbares übrig. Die Ausnahme: Zwischen dem BVB-Star Subotic und Markus Söder gab es die ein oder andere denkwürdige Diskussion.

Nazan Eckes verrät Geheimnis

Wer sich nun wundert, wie diese ungewöhnliche Mischung zustande kam, der sei daran erinnert, dass vier der fünf genannten Namen Migrationshintergründe haben: Die Familie von Nazan Eckes kam einst als Gastarbeiter aus der Türkei nach Köln, Peter Maffays Eltern wollten ursprünglich aus dem repressiven System in Rumänien in die USA fliehen und landeten letztlich in Deutschland. Der Vater von Daimagüler arbeitete als Facharbeiter in einem Stahlwerk im nordrhein-westfälischen Siegen und Neven Subotics Eltern flohen in den 90er Jahren vor dem Bürgerkrieg in Bosnien. Einzig die Rolle von Markus Söder war die des Kontraparts, der ihm angedichtete Migrationshintergrund als protestantischer Franke im ansonsten katholischen Bayern eher mit einem Augenzwinkern zu verstehen.

Die vier Gäste mit Integrationshintergrund erzählten dann von ihren Lebensgeschichten und den dabei entstehenden Problemen: So berichtete Nazan Eckes von einem vorgetäuschten Leben als Vegetarierin, um nicht ständig erklären zu müssen, warum sie kein Schweinefleisch essen durfte, der FDP-Bundestagsabgeordnete Daimagüler erzählte von Ungleichbehandlungen durch Wachpersonal, bei denen ihn heute noch am meisten ärgere, "dass es mich überhaupt ärgert." Subotic wiederum betonte, dass seine Familie ohne den persönlichen Einsatz einer freundlichen Frau das Gefühl der Heimatfindung in der Bundesrepublik niemals gelungen wäre.

Grenzen auf, Grenzen zu, Deal mit der Türkei: Die Chronologie der Flüchtlingskrise

Er kritisierte, dass das Angebot der Integration von staatlicher Seite unzureichend war und fordere die Politik auf, dieses "anzupassen und auch für alle Neuzuwanderer realisierbar zu machen". Hier ließ sich ein thematischer Bogen ziehen, zu der Diskussion um eine Obergrenze, die von Söders Partei in den letzten Monaten immer wieder gefordert wurde. Peter Maffay nahm hier das von Moderator Frank Plasberg gegebene Beispiel eines Wasser aufsaugenden Schwammes auf und stellte klar: "Ich glaube, dass jedes Land eine Leistungsgrenze hat." Der Erfolgssänger schob aber - auch an den CSU-Mann gewandt - direkt hinterher: "Dass es eine Obergrenze gibt, das stelle ich infrage, weil ich mir nicht vorstellen kann, wo sie liegt." Er sieht die sich stellende Herausforderung vor allem darin, dass die Gesellschaft zwar gerne helfen wolle, die Möglichkeiten dazu seien aber begrenzt.

Subotic vs. Söder bei "Hart aber fair"

Argumentativ gab es bei der Diskussion, die sich zuweilen leider ein wenig zu sehr im Kreis drehte, leider wenige harte Fakten. Dies wurde vor allem während einer Episode zwischen Subotic und Söder deutlich. Der Fußballer störte sich vor allem daran, dass oft nur die Problemfälle stark thematisiert werden und die vielen Beispiele für gelungene Integration weniger stark durch die Medien gehen würden. Er betonte: "Man muss differenzieren zwischen einer ganz kleinen Minderheit und der überwiegenden Mehrheit."

Weil der bayerische Minister zuvor von "vielen" Familien gesprochen hatte, die ihre Kinder nicht zur Schule schicken würden, fragte ihn der Fußballer nach einer konkreten Definition von "viel" - wie viele sind damit gemeint?

Söder konnte darauf nicht antworten. Er hatte keine Zahl parat. Vielmehr wich der Minister der Frage aus und betonte: "Die Kunst und Herausforderung besteht darin, das Gute zu stärken, ohne das Negative auszublenden." Söder versuchte es mit einer Metapher aus dem Fußball: "Wenn einer der Mannschaft nicht richtig will", setzte Söder an. Doch Subotic ließ nicht locker, unterbrach ihn mit den Worten: "Dennoch gibt es eine Menge Leute, die sich stark integrieren und alles dafür tun".

Der mit seinen Eltern aus Bosnien geflohene jetzige Fußball-Star fragte den Heimatminister des Freistaates auch, ob sich dieser vorstellen könne, was es bedeute, etwas aufzugeben. "Die geben ihr Leben auf. Ich weiß nicht, was Sie irgendwo erwarten müsste, damit Sie ihr Leben aufgeben." Darauf wusste Söder keine Antwort.

bix

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