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Corona in Deutschland: Karl Lauterbach warnt vor zwei Risiken

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Von: Tim Vincent Dicke

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SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach vermutet, dass die Zahl der Infektionen vollständig geimpfter Menschen wieder nach oben gehen wird.

Berlin – Gegen Corona* geimpft und trotzdem an Covid-19 erkrankt: Das ist nach Angaben von Fachleuten möglich. Der SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach* geht davon aus, dass die Zahl der sogenannten Impfdurchbrüche weiter ansteigen wird.

„Durchbruchinfektionen ereignen sich bei Personen, deren Corona-Impfung länger als sechs Monate zurückliegt“, sagte Lauterbach den Zeitungen der Funke Mediengruppe. Bei allen Impfstoffen gegen das Coronavirus steige das Risiko eines Impfdurchbruchs nach sechs Monaten an. Dies würden Studien zeigen, führte der Mediziner aus und fügte hinzu: „Wir werden also vermutlich bald mehr Fälle sehen, sobald die Impfung bei etlichen Geimpften in Deutschland mehr als ein halbes Jahr zurückliegt.“

Geimpft und trotzdem an Corona erkrankt? Karl Lauterbach: Impfdurchbruch-Gefahren für Ältere größer

Karl Lauterbach glaubt, dass ältere Menschen im Fall eines Impfdurchbruchs mit mehr Problemen als Jüngere zu kämpfen hätten. „Ich vermute auch, dass bei 70-Jährigen die Wahrscheinlichkeit eines Impfdurchbruchs größer ist als bei 40-Jährigen“, so der Gesundheitspolitiker. In der Regel sei eine Covid-19-Erkrankung dann aber nicht so gefährlich wie bei Ungeimpften.

Karl Lauterbach warnt vor Corona-Impfdurchbrüchen. Er glaubt, dass ältere Menschen mit mehr Problemen als Jüngere zu kämpfen hätten.
Karl Lauterbach warnt vor Corona-Impfdurchbrüchen. Er glaubt, dass ältere Menschen mit mehr Problemen als Jüngere zu kämpfen hätten. © Michael Kappeler/dpa

Lauterbach lobte in diesem Zusammenhang die Empfehlung der Ständigen Impfkommission (Stiko) für Auffrischungsimpfungen bei besonders alten Menschen und Menschen mit geschwächtem Immunsystem. „Denn es ist schlicht plausibel, dass die Wahrscheinlichkeit einer schweren Erkrankung bei diesen Gruppen im Falle eines Impfdurchbruchs höher ist.“

Corona-Impfdurchbrüche: Karl Lauterbach warnt besonders vor zwei Risiken

Im Zusammenhang mit den Impfdurchbrüchen warnte Lauterbach vor zwei Gefahren. Zum einen seien Ungeimpfte für einen Zeitraum genauso ansteckend wie vollständig geimpfte Menschen. Zum anderen bestehe das Risiko der Langzeitfolgen einer Infektion mit dem Coronavirus Sars-CoV-2. „Laut einer neuen Studie kommt es bei 19 Prozent der Menschen mit Impfdurchbrüchen zu einem Long-Covid-Problem*“, mahnte der sozialdemokratische Bundestagsabgeordnete.

Die Wahrscheinlichkeit, dass sich jemand trotz vollständiger Impfung mit dem Coronavirus infiziere und Symptome entwickle, sei „niedrig, aber nicht Null“, betont das Robert Koch-Institut. Im wöchentlichen Corona-Lagebericht des RKI vom 19.08.2021 heißt es: „Insgesamt 13.360 wahrscheinliche Impfdurchbrüche wurden (...) identifiziert.“ 9251 solcher Fälle gab es beim mRNA-Vakzin von Biontech/Pfizer, 525 beim mRNA-Impfstoff von Moderna, 896 entfielen auf das Präparat von Astrazeneca, 1936 auf das von Johnson & Johnson.

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Reinhold Förster, Professor am Institut für Immunologie an der Medizinischen Hochschule Hannover, sieht beim Blick auf die Zahlen keinen Grund zur Beunruhigung. „Mit einer solchen Anzahl an Impfdurchbrüchen musste mindestens gerechnet werden. Wir wussten schon aus den großen Impfstudien, dass die Impfstoffe keinen hundertprozentigen Schutz bieten“, sagte er dem SWR.

Geimpft und trotzdem mit Corona infiziert: Meiste Menschen im Krankenhaus haben keine Impfung

Nach Angaben des Kölner Intensivmediziners Christian Karagiannidis haben die meisten der derzeit in deutschen Kliniken behandelten Covid-Patientinnen und Patienten keine Impfung. Er sagte Funke, es gebe aber auch Fälle von geimpften Menschen in stationärer Behandlung. „Aktuell haben wir in Nordrhein-Westfalen 12 bis 13 Prozent der Covid-Patienten in den Kliniken mit Impfschutz. Diese Quote dürfte auch der bundesweiten Quote entsprechen.“

Bei den stationär behandelten Menschen mit Impfdurchbrüchen handele es sich nach seiner Erfahrung beispielsweise um Menschen mit eingeschränkter Immunantwort, etwa als Folge einer medikamentösen Dämpfung des Immunsystems. Wichtig sei, dass jetzt insbesondere jenen Patienten eine dritte Impfung als Booster angeboten werde, die ein gedämpftes Immunsystem hätten, sagte Karagiannidis. (tvd/dpa) *hna.de ist ein Angebot von IPPEN.MEDIA.

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