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Pläne von Spahn: Karl Lauterbach warnt vor „zynischem“ Corona-„Experiment“

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Von: Jan-Frederik Wendt

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Jens Spahn (CDU) plant einen Strategiewechsel in der Corona-Politik. Dieser wird von Politiker Karl Lauterbach (SPD) als „zynisches Experiment“ bewertet.

Berlin – Der SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach* hält es für „ethisch unverantwortlich“, sich von den Corona*-Inzidenzzahlen als zentralen Indikator in der Pandemie-Bekämpfung immer weiter zu verabschieden. „Wenn die Inzidenzzahlen weiter so steigen, gehen die Ungeimpften voll ins Risiko - einschließlich der Kinder“, sagt der Epidemiologe dem Spiegel.

Lauterbach geht davon aus, dass fünf Prozent der erkrankten Kinder unter Long-Covid-Symptomen leiden könnten. „Es wäre ein zynisches Experiment, die Jüngsten einer Krankheit auszusetzen, vor der viele Erwachsene Angst haben“, meint der Bundestagsabgeordnete. Lauterbach hält Einschränkungen für Ungeimpfte für „nicht mehr vermeidbar“.

Steigende Corona-Fallzahlen in Deutschland – Karl Lauterbach fordert Grundsatzentscheidung

Angesichts stark steigender Corona-Fallzahlen in Deutschland* fordert Lauterbach eine Grundsatzentscheidung. „Entweder wir entschließen uns, die Inzidenzen weiter zu begrenzen, dann wären unpopuläre Maßnahmen nötig. Oder wir ignorieren die Inzidenzzahlen künftig weitgehend, dann geben wir den Schutz der Ungeimpften auf“.

Karl Lauterbach hält den Strategiewechsel in der Corona-Politik für ein „zynisches Experiment“.
Karl Lauterbach hält den Strategiewechsel in der Corona-Politik für ein „zynisches Experiment“. © Frederic Kern/Imago

Das hätte eine „Durchseuchung der Bevölkerung“ zur Folge. „Dahinter steht die Haltung: Wer krank wird, ist selber schuld“, kritisiert Lauterbach. Möglicherweise schwinge bei vielen „auch ein Stück Gleichgültigkeit“ mit.

Lauterbach zielt mit seiner Kritik auf den geplanten Strategiewechsel in der Bundesregierung. Am Montag (23.08.2021) hatte das Corona-Kabinett beschlossen, für die Lagebeurteilung im Infektionsschutzgesetz künftig vor allem die Zahl der Klinikeinweisungen pro 100.000 Einwohner heranzuziehen. Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) hatte zuvor erklärt, dass der 50er-Inzidenzwert als zentrales Kriterium für den Einsatz von Pandemieschutzmaßnahmen gestrichen werden solle. Er erarbeite derzeit ein neues Konzept. Als entscheidenden neuen Richtwert nannte Spahn die Hospitalisierungsquote.

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Karl Lauterbach plädiert für weitere Corona-Einschränkungen in Deutschland

Wegen der steigenden Corona-Fallzahlen spricht sich Lauterbach für mögliche Einschränkungen aus. „Wir brauchen weiter Maßnahmen, auch wenn die schmerzhaft sind“. Nur weil Wahlkampf sei, sollte man sich nicht vom „Schutz der Menschen verabschieden“.

Der Sozialdemokrat plädiert dafür, „mit juristischem Fingerspitzengefühl an einer 2G-Lösung zu arbeiten“. Beispielsweise sollten bei hohen Corona-Inzidenzen nur Geimpfte und Genesene Zutritt zu Clubs, den Innenräumen von Restaurants und Fitnessstudios haben.

Corona-Krise: Karl Lauterbach warnt vor Abkehr von der Inzidenz

Die Wahlkämpferinnen und Wahlkämpfer versuchten kurz vor der Bundestagswahl 2021*, sich derzeit mit guten Nachrichten zu überbieten, meint Lauterbach. Wenn nun der 50er-Inzidenzwert gekippt werde, würde das Inzidenzkriterium generell an Bedeutung einbüßen. Der SPD-Politiker warnt davor, nur die Zahl der Krankenhauseinweisungen im Blick zu haben. „Viele Menschen erkranken schwer, die nie in ein Krankenhaus kommen“, sagt Lauterbach.

Spahn hat den geplanten Strategiewechsel in der Corona-Politik bereits verteidigt. Niemand habe gesagt, dass die Inzidenz gar kein Maßstab mehr sei, so der Christdemokrat in den ARD-Tagesthemen. Klar sei aber: Die 50er-Inzidenz, wie sie aktuell im Gesetz steht, habe ausgedient. Nach den Fortschritten bei den Corona-Impfungen könne man nun stärker auf die Krankenhausbelastung achten. (Jan Wendt) *hna.de ist ein Angebot von IPPEN.MEDIA.

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