Auf dem Stuttgarter Parteitag will die CDU über die Nachfolge der Parteivorsitzenden Annegret Kramp-Karrenbauer entscheiden. Offizielle Bewerber sind bisher NRW-Ministerpräsident Armin Laschet, Ex-Unionsfraktionschef Friedrich Merz und der Außenpolitiker Norbert Röttgen. Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (SPD) unterstützt im Tandem mit Laschet dessen Kandidatur.
Update vom 25. Juli, 17:41: Bei der Kanzlerfrage in der Union deutet sich eine klare Tendenz an. Zumindest, wenn man die Wahlforscher fragt. Als möglicher Kandidat von CDU und CSU hatte Markus Söder deutlich die Nase vorn. Sowohl bei den Parteianhängern als auch in der Gesamtbevölkerung dürfte er als Kanzlerkandidat zurzeit mit der größten Unterstützung rechnen. Das geht aus dem aktuellen Trendbarometer von RTL und n-tv hervor. In der K-Frage gab sich Söder, auch vor dem ARD-Sommerinterview, indes weiter bedeckt.
Das Institut Forsa befragte 2504 repräsentativ ausgewählte Teilnehmer danach, wem sie bei einer Direktwahl ihre Stimme geben würden. Dabei stimmten 41 Prozent für einen Kanzler Markus Söder (CSU), 20 Prozent für Robert Habeck (Bündnis 90/Die Grünen) und 14 Prozent für Olaf Scholz (SPD).
Und was sagen speziell die Wähler der Unionsparteien, wer für sie in den kommenden Bundestagswahlkampf gehen soll? Bei der CDU liegt die Unterstützung für Markus Söder bei 72 Prozent, in der CSU sind es 87 Prozent. Die Befragten wurden auch um ihre Meinung zum künftigen CDU-Chef gebeten - und es gibt große Sympathien für Jens Spahn, der gerade erst wieder deutlich seinen Verzicht auf eine Kandidatur um den CDU-Vorsitz mitgeteilt hat. 49 Prozent der befragten Wähler glaubten, dass ein Duo Söder-Spahn „eine gute Lösung für die Union“ wäre. Unter den Anhängern von CDU und CSU waren es 66 Prozent.
Update vom 25. Juli 2020: Gesundheitsminister Jens Spahn erteilt den Wünschen einiger Parteikollegen doch noch als CDU-Chef zu kandidieren eine Absage. Am Samstag sagte Spahn gegenüber dem Deutschlandfunk, dass es sei eine „bewusste Entscheidung“ gewesen, dass er im Team die Kandidatur von NRW-Ministerpräsident Armin Laschet (59, CDU) unterstütze, und dies gelte „weiterhin“.
„Herr Laschet und ich, wir haben entschieden, im Team ein Angebot an die Partei zu machen“, sagte Spahn. Ihnen gehe es darum, dass „Zusammenhalt auch an der Spitze gelebt wird, als Team gelebt wird“.
Erstmeldung vom 24. Juli 2020:
Berlin - Die Union sucht einen Merkel-Nachfolger, Ausgang immer noch offen. Bisher herrscht in der CDU auch noch keine Einigkeit darüber, wer das Amt des CDU-Bundesvorsitzes ausführen soll. Derzeit agiert Annegret Kramp-Karrenbauer als CDU-Chefin. Jetzt gibt es die nächste Wende - und sie könnte auch von Bedeutung für den heimlichen Kanzler-Favoriten Markus Söder sein.
Denn CDU-Politiker haben nun in der Chef-Frage den Gesundheitsminister Jens Spahn* wieder hervorgehoben. Nachdem er sich selbst aus dem Rennen gezogen und stattdessen erklärt hatte, Armin Laschet* zu unterstützen, werben CDU-Mitglieder aus Baden-Württemberg für Spahn als neuen Mann an der Parteispitze. Die anderen Bewerber sollten für den Gesundheitsminister das Feld räumen. Damit würde ein erst vergangene Woche durchgesickertes Kanzler-Szenario für Söder in greifbarere Nähe rücken.
„Laschet, Merz* und Röttgen* sollten über den Sommer in sich gehen und überlegen, ob sie der Partei wirklich noch den notwendigen Impuls geben können oder nicht doch lieber den Weg frei machen für einen echten Generationswechsel“, sagte der Bundestagsabgeordnete Michael Hennrich Stuttgarter Zeitung und Stuttgarter Nachrichten. „Wir dürfen nicht die Augen vor der Stimmung im Land verschließen, die ganz klar zugunsten von Spahn und Söder* geht, weil sie in der Corona-Krise ihre Feuertaufe bestanden haben“, so Hennrich. Bei Umfragen nach der Kanzlerkandidatur hat der CSU-Chef Markus Söder die Nase vorn. Er hat jedoch mehrfach betont, dass er seinen Platz in Bayern sehe. Vor Kurzem hatte Markus Söder Angela Merkel zu einem „weitreichenden Austausch“ auf Herrenchiemsee eingeladen. Im August folgt ein Besuch Merkels bei Söders Kontrahenten Laschet.
CDU-Innenexperte Armin Schuster äußerte sich positiv zu Spahns möglicher Kandidatur. Er forderte eine einvernehmliche Lösung zwischen Spahn und den anderen Kandidaten. „Die Idee, dass sich vier Profis der CDU auf einen Personalvorschlag einigen, ist für mich bestechend“, sagte der Vorsitzende des Geheimdienstkontrollgremiums im Bundestag. Jens Spahn sehe er dabei nicht in der von ihm selbst gewählten Zurückhaltung, sondern eindeutig auf Augenhöhe mit den anderen Kandidaten.
Ähnliche äußerte sich der Freiburger Abgeordnete. „Es wäre gut, wenn die CDU sich auf einen Kandidaten für den Vorsitz fokussiert. Jens Spahn, der in der Corona-Krise hervorragende Arbeit geleistet hat, kann da noch wichtig werden.“ Im Dezember wählt ein CDU-Parteitag einen Nachfolger für die aktuelle Bundesvorsitzende Annegret Kramp-Karrenbauer. Im Februar hatte sie ihren Rücktritt bekannt gegeben. (lb mit dpa/AFP) *Merkur.de ist Teil des Ippen-Digital-Netzwerks