Medien spekulieren: Heißt der nächste Kanzler Horst Seehofer?

München - Angela Merkel wird unbeliebter, dafür setzt CSU-Chef Seehofer zum Höhenflug an. Könnte Seehofer es bis zum Kanzler schaffen? Politische Kommentatoren halten es für denkbar.
Zwei Anlässe gibt es, die politische Kommentatoren derzeit intensiv über einen "Kanzler Seehofer" nachdenken lassen. Erstens: Im aktuellen Deutschlandtrend kletterte der CSU-Chef und bayerische Ministerpräsident satte elf Punkte nach oben, gleichzeitig verliert Kanzlerin Angela Merkel 12 Prozent. Mit 47 Prozent Zustimmung liegt Merkel damit in der Beliebtheit nur noch knapp vor Seehofer (44 Prozent).
Zweitens: Horst Seehofer, der zuletzt immer betont hatte, er wolle Ende 2017 seine politischen Ämter abgeben und den Weg für seine Nachfolger räumen, schließt eine Spitzenkandidatur für die Bundestagswahlen 2017 offenbar nicht mehr aus. "Selbstverständlich!", antwortete er auf die Frage, ob man beim Bundestagswahlkampf in Bayern nicht auch ihn anstatt Merkel plakatieren könnte.
Kanzler Seehofer? Unwahrscheinlich, aber nicht undenkbar
"Nicht sehr wahrscheinlich, aber auch nicht ausgeschlossen" findet Albert Schäffer, Kommentator der FAZ, die Möglichkeit, dass Deutschlands Kanzler ab 2017 Horst Seehofer heißt. Müsse Merkel sich aus irgendeinem Grund - Stichwort: Flüchtlingspolitik - zurückziehen, hätte die Union kaum eine Alternative. Mehr noch: In der Union könnte die Sehnsucht nach einem Kanzler Seehofer wachsen. Er sei nach der Grenzöffnung der Kanzlerin im vergangenen Jahr zur "konservativen Stimme" innerhalb der CDU/CSU geworden. Zu einem, der für Recht und Ordnung stehe, ohne dabei humanitäre Pflichten und die globale Perspektive zu vergessen. "Seehofer lockert mit seinen luftigen Spekulationen um seine Person die Ketten, mit der die Union an Merkel geschmiedet zu sein scheint", glaubt FAZ-Kommentator Schäffer.
Horst Seehofer: "Personifizierter Gegenentwurf" Merkels
Auch die Tageszeitung "Die Welt" spekuliert über einen Kanzler Seehofer. Politikredakteur Thomas Vitzthum nimmt dafür ebenfalls die steigende Beliebtheit des Bayern im Vergleich zur Kanzlerin zum Anlass. Seehofer sei zum "personifizierte Gegenentwurf" zu Merkels Asylpolitik geworden.
Dennoch: Zu einem Kanzler Seehofer wird es nicht kommen, "wenn die politische Logik sich nicht selbst ad absurdum führen sollte", glaubt der Kommentator der "Welt". Die CDU werde ihn nicht unterstützen, Merkel nicht wegen ihm auf ihr Amt verzichten, und als reiner CSU-Kandidat käme er allein mit bayerischen Stimmen nur auf neun Prozent. Dass Seehofer sich zurück ins politische Spiel bringt, sei stattdessen ein Statement. Ein Statement, dass allein er der Garant für einen Wahlerfolg 2017 sei. So lassen sich auch potenzielle Nachfolger (Söder, Aigner, Herrmann) in Zaum halten.