Erbe der Sklaverei in den USA: Mississippi schafft Flagge ab
In den USA ist ein heftiger Streit über den Umgang mit dem historischen Erbe von Rassismus und Sklaverei entbrannt. Nun entfernt der Bundesstaat Mississippi das Symbol der Konföderierten aus seiner Flagge.
- Gouverneur unterschreibt Gesetz: Die Flagge von Mississippis ist Geschichte
- Wenige Monate vor der Präsidentschaftswahl* rückt das Thema Rassismus immer mehr in den Mittelpunkt des Wahlkampfs
- Joe Biden* spricht von einem Sieg der Moral, Donald Trump* schweigt
Jackson/Mississippi – Die Flagge war schon länger heftig umstritten. Seit 1894 bestand das Staatssymbol von Mississippi nämlich zu einem Teil aus der Fahne der Konföderierten aus dem Bürgerkrieg von 1861 bis 1865 – einem blauen und mit Sternen verzierten Diagonalkreuz vor rotem Hintergrund. Die Flagge des US-Bundesstaates mit seinen knapp drei Millionen Einwohnern repräsentierte damit also im Grunde nichts anderes als den Kampf des amerikanischen Südstaaten um den Erhalt der Sklaverei.
Flagge von Mississippi mit der Symbolik der einstigen Sklavenhalterstaaten ist Geschichte
Damit ist nun Schluss. Die Flagge von Mississippi mit der Symbolik der einstigen Sklavenhalterstaaten ist Geschichte. Der republikanische Gouverneur Tate Reeves setzte jetzt mit seiner Unterschrift das Gesetz zur Abschaffung der umstrittenen Flagge in Kraft. Reeves sprach davon, dass man damit die Bürger des Südstaats miteinander „versöhnen“ wolle. Knapp 40 Prozent der Bürger von Mississippi sind Afroamerikaner. Schon zwei Tage zuvor hatte das Parlament von Mississippi mit großer Mehrheit die Abschaffung der Flagge beschlossen.
Es reagierte damit auf den heftigen Streit in den USA, der nach dem Tod von George Floyd über den Umgang mit dem historischen Erbe von Rassismus* und Sklaverei entbrannt ist. Tatsächlich rückt das Thema wenige Monate vor der Präsidentschaftswahl im November immer mehr auch in den Mittelpunkt des Wahlkampfs. Selbst das Coronavirus*, das das Land angesichts steigender Fallzahlen weiter fest im Griff hat, ist dabei ein wenig in den Hintergrund gerückt.

Flagge von Mississippi abgeschafft: Joe Biden spricht von einem Sieg der Moral
Die bloße Änderung der Flagge reiche zwar nicht aus, um die fortbestehenden Auswirkungen der rassistisch geprägten Vergangenheit von Mississippi zu beheben, so Senator John Horhn, doch handle es sich um einen „großen Schritt“ auf dem Weg zur Anerkennung der Würde aller Menschen.
Während Donald Trump* zu den Vorgängen bisher nicht viel einfiel, bezeichnete sein designierter Herausforderer Joe Biden die Entscheidung von Mississippi als einen Sieg der Moral. Immerhin erinnerte die Flagge von Mississippi seit mehr als anderthalb Jahrzehnten als einzige in den USA noch ganz offiziell an die Konföderierten. Im Jahr 2003 hatte Georgia das Südstaaten-Kreuz aus seiner Fahne beseitigt.
Mississippi war Ort zahlreicher Lynchmorde an Schwarzen
Vor allem im 20. Jahrhundert war Mississippi Ort zahlreicher Lynchmorde an Schwarzen. Theodore G. Bilbo, zweimaliger Gouverneur des Staates und von 1935 bis 1947 Senator des Bundesstaates Mississippi, war ein rabiater Verfechter der „Überlegenheit der Weißen“ und setzte sich dafür ein, den Lynchmord zu legalisieren – allerdings ohne Erfolg. In Deutschland wurde der Staat vor allem durch den Film „Mississippi Burning“ mit Gene Hackman und William Dafoe bekannt. Der Film thematisierte die Ermordung der Bürgerrechtler James Earl Chaney, Michael Schwerner und Andrew Goddman durch Mitglieder des Ku-Klux-Klans am 21. Juni 1964.
Zudem gilt Mississippi politisch und gesellschaftlich als der konservativste aller US-Staaten. So wurde 2012 in der Hauptstadt Jackson die letzte Klinik geschlossen, die Abtreibungen erlaubte. Und als Barack Obama 2016 erneut zum Präsidenten gewählt wurde, demonstrierten Studenten der Universität von Mississippi mit rassistischen Sprechchören gegen ihn.
Bürger von Mississippi stimmen über neue Flagge ab
In einem Referendum im Jahr 2001 hatten die Bürger von Mississippi noch mit großer Mehrheit für die Beibehaltung der Flagge gestimmt. Die Stimmung hat sich in den vergangenen Wochen aber gedreht. Auch die mächtige Vereinigung der Baptisten in Mississippi sprach sich für die Abschaffung aus.
Wie die neue Fahne des Bundesstaats aussehen soll, ist noch ungeklärt. Parallel zur Präsidentschaftswahl am 3. November sollen die Bürger von Mississippi in einem Referendum über den Vorschlag für die neue Flagge abstimmen. (Christian Stör) *fr.de ist Teil des bundesweiten Ippen-Digital-Redaktionsnetzwerks
Eine große Gruppe bewaffneter Demonstranten hat in Georgia vor einem Denkmal der Südstaaten protestiert. Videos im Netz zeigen den Aufmarsch zum Stone Mountain Denkmal.