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Früherer Ministerpräsident Ringstorff gestorben - er verriet pikantes Geheimnis über Merkel

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Die SPD trauert um Harald Ringstorff. Der frühere Ministerpräsident Mecklenburg-Vorpommerns ließ sich einst auf eine Koalition mit der PDS ein. Und er plauderte über Angela Merkel aus dem Nähkästchen.

Schwerin - Harald Ringstorff ist tot. Der frühere Ministerpräsident von Mecklenburg-Vorpommern starb im Alter von 81 Jahren, wie die Schweriner Staatskanzlei mitteilte. Die aktuelle Landeschefin des nordöstlichen Bundeslandes, Manuela Schwesig, würdigte ihren SPD*-Parteikollegen als einen „großartigen Menschen“, der erheblichen Anteil daran habe, dass Mecklenburg-Vorpommern sich in den 30 Jahren seit der deutschen Einheit sehr gut entwickelt hat“.

Der CDU*-Fraktionsvorsitzende im Landtag, Torsten Renz, bezeichnete Ringstorff als eine der „prägenden Figuren der Landesgeschichte“. Die Vorsitzende der Landtagsfraktion der Linken*, Simone Oldenburg, sagte, Ringstorff habe sich mit seiner Bodenständigkeit und Menschlichkeit über Parteigrenzen hinweg hohes Ansehen erworben. Ringstorff hatte das Bundesland von 1998 bis 2008 geführt - länger als seine Vorgänger und bisherigen Nachfolger.

Ringstorff gestorben: Nach Landtagswahl mit PDS Koalition eingegangen

Er galt als politischer Pragmatiker ohne bundespolitische Ambitionen. Bundesweit sorgte er dennoch nach der Landtagswahl 1998 für Furore, als er als SPD-Politiker eine Koalition mit der PDS einging, der Nachfolgepartei der SED und Vorgängerpartei der Linkspartei. Das kam zu dem Zeitpunkt einem politischen Tabubruch gleich. So machte er die Sozialdemokraten unabhängig von der CDU, die er gleichwohl 2006 als Koalitionspartner akzeptierte.

Ringstoff wurde 1939 in mecklenburgischen Wittenburg geboren. Er studierte Chemie an der Universität Rostock und arbeitete lange Zeit im Schiffbaukombinat der DDR, Bereich Farben und Lacke. Zur Politik kam er erst im Laufe der friedlichen Revolution in der DDR. 1989 gehörte er zu den Gründern der SPD in Mecklenburg-Vorpommern und wurde ihr Landesvorsitzender.

Ringstorff gestorben: Erst Fraktionschef statt Spitzenkandidat bei Landtagswahl

Lange wurmte es ihn allerdings, dass statt seiner der Kieler SPD-Politiker Klaus Klingner als Spitzenkandidat der SPD in den Landtagswahl geschickt wurde, die er knapp verlor. Ringstorff wurde SPD-Fraktionschef im Schweriner Landtag und ein bissiger Gegenspieler des damaligen CDU-Fraktionsvorsitzenden Eckhardt Rehberg.

Von 1994 bis 1996 übernahm Ringstorff in Schwerins erster großer Koalition das Amt des Wirtschaftsministers. Das Amt gab er nach einem heftigen Streit über die Finanz- und die Werftenpolitik mit der CDU ab, kehrte als Fraktionschef in den Landtag zurück und bereitete hinter den Kulissen die Annäherung an die PDS vor.

Ringstorff gestorben: Mit Plattdeutsch Nimbus des Landesvaters erworben

Ringstorff galt als knorrig, wortkarg, bodenständig und heimatverbunden. Nicht zuletzt mit seinem Plattdeutsch erwarb er sich in den zehn Jahren seiner Amtszeit den Nimbus eines Landesvaters, weil sich „auf Platt“ auch Parteigrenzen immer wieder gut überwinden ließen.

Am Einheitstag trat er 2008 zurück* und überließ seinem Nachfolger und Parteifreund Erwin Sellering das Feld. Seitdem lebte er zurückgezogen in einem Dorf in der Nähe von Schwerin. Da eine schwere Krankheit ihn mehr und mehr zeichnete, trat Ringstorff nur noch selten öffentlich in Erscheinung.

Der damalige MV-Ministerpräsident Harald Ringstorff (r.) sitzt neben PDS-Landeschef Helmut Holter
Koalition mit der PDS: Harald Ringstorff (r.) läutet 1998 die gemeinsame Landesregierung Mecklenburg-Vorpommerns mit Helmut Holter ein. © Bernd Wüstneck/dpa

Ringstorff gestorben: Über Merkels Nähe zur DDR-SPD geplaudert

Bei einer dieser Gelegenheiten plauderte Ringstorff 2014 aus dem politischen Nähkästchen. „Möglicherweise wäre Angela Merkel* Sozialdemokratin geworden“, sinnierte er bei einer Ausstellungseröffnung.

Die heutige CDU-Bundeskanzlerin* habe ihm selbst erzählt, sich 1989 nach einer Mitgliedschaft in der SDP, wie die neue DDR-SPD anfangs hieß, erkundigt zu haben. Allzu kritische Nachfragen nach ihrer Rolle in der DDR hätten sie dann aber abgeschreckt, berichtete Ringstorff. (afp) *merkur.de ist Teil des bundesweiten Ippen-Digital-Redaktionsnetzwerks

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