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Transformation des Scholzomaten? Kanzler hat ein neues Lieblingswort

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Von: Andreas Schmid

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Kanzler Olaf Scholz
Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) © Michael Kappeler/dpa

Olaf Scholz ein begnadeter Redner? Diese Frage mag unterschiedlich beantwortet werden. Der Kanzler scheint seine Rhetorik nun aber geändert zu haben.

Berlin - Bundeskanzler Olaf Scholz scheint ein neues Lieblingswort gefunden zu haben: die „Botschaft“. Dem SPD-Politiker wird immer wieder vorgeworfen, in öffentlichen Reden nicht zu überzeugen. Dinge, nicht klar anzusprechen. Stattdessen in verklausulierten Sätzen am Thema vorbeizuschwadronieren. Seine monotone Stimmlage sei „erfrischend langweilig“, bemerkte ein Sprachwissenschaftler im Interview mit Merkur.de.

Die Transformation des Scholzomaten? „Botschaften, Botschaften, Botschaften“

Jüngst erlebte man den Kanzler allerdings etwas lebendiger. So antwortete er auf eine ARD-Frage, ob er denn wie Vizekanzler Robert Habeck Spartipps für die Bevölkerung habe, mit einem lapidar bis pampigen „Nö“. Eine Journalistin ließ er beim G7-Gipfel in Elmau auflaufen, in dem er die Frage, ob er die Sicherheitsgarantien für die Ukraine konkretisieren könne, mit einem „Ja, könnte ich“ beantwortete. Ob das bei allen Menschen gut ankommt, ist fraglich. Eine gewisse Transformation des „Scholzomaten“ scheint aber beobachtbar.

Aktuell spricht Scholz sehr gerne von „Botschaften“. Der Kanzler erklärt in Pressekonferenzen, welche konkreten Botschaften nun von seiner Politik ausgehen (sollen). Beim G7-Gipfel etwa fasste er die Erkenntnisse in „drei Kernbotschaften“ zusammen. In seiner Fernsehansprache zum Ukraine-Krieg sprach er von „vier Leitlinien“. Erstens. Zweitens. Drittens. Viertens. Das scheint leichter hängenzubleiben, als Scholz‘ enthuasiasmusarmes Bürokratendeutsch.

Scholz-Ansprache: Gleich dreimal dieselbe „Botschaft“ des Kanzlers

Die Wiederholung eines bestimmten Begriffs nennen Sprachwissenschaftler Anapher. Sie ist ein beliebtes rhetorisches Mittel, um Gesprochenes stärker im Gedächtnis der Zuhörer zu verankern. In seiner aktuellen Videoansprache vom Samstag (2. Juli) setzte Scholz erneut auf die Anapher. Er rief die Bevölkerung zum Zusammenhalt auf.

Auffällig: In dem auf Twitter veröffentlichten 90-Sekunden-Video spricht Scholz dreimal von „Botschaft“. Welche Botschaft von seinem Statement ausgehen soll, führt der Kanzler ebenfalls dreimal an: Es gehe um „unterhaken und zusammenhalten“. Scholz erklärt erst, was passierE, „wenn wir uns unterhaken und zusammenhalten“ und schließt dann mit „Wir müssen uns unterhaken und zusammenhalten“. Diese Aussage wird bewusst als letzte formuliert, damit sie am stärksten im Gedächtnis bleibt.

Die Ansprache des Bundeskanzlers im Wortlaut:

Wenn wir uns unterhaken und zusammenhalten, sind wir stark. Das ist die Botschaft, die ausgegangen ist vom Europäischen Rat in Brüssel, als wir den Staaten des westlichen Balkans neuen Schub gegeben haben für ihren Beitrittsprozess zur Europäischen Union und auch die Ukraine zum Beispiel und Moldau eingeladen haben.

Das Gleiche war die Botschaft in Elmau in Deutschland, als die großen, wirtschaftlich starken Demokratien sich versammelt haben und miteinander über die Herausforderungen gesprochen haben, vor denen wir stehen, auch wegen des Krieges, den Russland gegen die Ukraine begonnen hat. Aber auch zum Beispiel, wie wir mit Energiesicherheitsfragen und dem Klimawandel umgehen, und dem Hunger in der Welt.

Und das war auch die Botschaft beim Nato-Gipfel als wir Finnland und Schweden eingeladen haben, Mitglied zu werden. Wenn wir uns unterhaken und zusammenhalten, sind wir stark. Das gilt auch für unser Land.

Das große Problem, das viele Bürgerinnen und Bürger in Deutschland gegenwärtig umtreibt – völlig zurecht – sind die steigenden Preise, ist die Inflation, dass alles teurer wird. Und auch da müssen wir gemeinsam handeln. Deshalb habe ich, wie das schon einmal in so einer schwierigen Zeit in den 60er und 70er Jahren war, Gewerkschaften, Arbeitgeberverbände, Bundesbank, Wissenschaftler eingeladen, mit uns darüber zu sprechen, was wir machen. Denn auch für unser Land gilt: Wir müssen uns unterhaken und zusammenhalten.

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