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Chemnitzer Terrorverdächtiger entkam der Polizei nur knapp

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Über Tage haben Ermittler einen mutmaßlichen Bombenbauer im sächsischen Chemnitz observiert. Als die Polizei zugreifen will, ist der junge Syrer schon weg. Wo steckt der Terrorverdächtige und wie gefährlich ist er?

Ein Polizist steht im Yorckgebiet in Chemnitz vor einem Haus, in dem Einsatzkräfte eine weitere Wohnung durchsuchten. Foto: Hendrik Schmidt
1 / 7Ein Polizist steht im Yorckgebiet in Chemnitz vor einem Haus, in dem Einsatzkräfte eine weitere Wohnung durchsuchten. Foto: Hendrik Schmidt © Hendrik Schmidt
Polizisten sichern ein Wohnhaus in Chemnitz ab. Foto: Hendrik Schmidt
2 / 7Polizisten sichern ein Wohnhaus in Chemnitz ab. Foto: Hendrik Schmidt © Hendrik Schmidt
Polizeibeamte kontrollieren am Flughafen in Schönefeld ein Taxi. Nach dem Terroralarm in Chemnitz haben die Behörden die Sicherheitsvorkehrungen am Flughafen Berlin-Schönefeld erhöht. Foto: Maurizio Gambarini
3 / 7Polizeibeamte kontrollieren am Flughafen in Schönefeld ein Taxi. Nach dem Terroralarm in Chemnitz haben die Behörden die Sicherheitsvorkehrungen am Flughafen Berlin-Schönefeld erhöht. Foto: Maurizio Gambarini © Maurizio Gambarini
Fahndungsbild der Polizei: Im Zusammenhang mit dem bei der Durchsuchung einer Wohnung in Chemnitz gefundenen Sprengstoff sucht die Polizei einen 22-jährigen Syrer. Foto: Polizei Sachsen/dpa
4 / 7Fahndungsbild der Polizei: Im Zusammenhang mit dem bei der Durchsuchung einer Wohnung in Chemnitz gefundenen Sprengstoff sucht die Polizei einen 22-jährigen Syrer. Foto: Polizei Sachsen/dpa © Christian Zander
Polizeiwagen während des Einsatzes im sächsischen Chemnitz. Foto: Bernd März
5 / 7Polizeiwagen während des Einsatzes im sächsischen Chemnitz. Foto: Bernd März © Bernd März
Ein ferngesteuerten Roboter zur Bombenentschärfung hebt auf einem Gleis im Chemnitzer Hauptbahnhof einen roten Koffer an. Foto: Arno Burgi
6 / 7Ein ferngesteuerten Roboter zur Bombenentschärfung hebt auf einem Gleis im Chemnitzer Hauptbahnhof einen roten Koffer an. Foto: Arno Burgi © Arno Burgi
Spezialisten der Polizei ließen den gefundenen Sprengstoff in extra ausgehobenen Löchern kontrolliert detonieren. Foto: Polizei Sachsen/dpa
7 / 7Spezialisten der Polizei ließen den gefundenen Sprengstoff in extra ausgehobenen Löchern kontrolliert detonieren. Foto: Polizei Sachsen/dpa

Chemnitz (dpa) - Nach dem brisanten Bombenfund in Chemnitz zieht die Bundesanwaltschaft in Karlsruhe die Ermittlungen in dem Terrorfall an sich.

Die bisherigen Erkenntnisse deuteten darauf hin, dass der gesuchte 22-jährige Syrer einen «islamistisch motivierten Anschlag» durchführen wollte, sagte eine Sprecherin dem SWR. Wegen der besonderen Bedeutung des Falls ermittle nun ihre Behörde, es gehe um den Verdacht einer schweren, staatsgefährdenden Gewalttat.

Bei der Anti-Terror-Razzia in Chemnitz war der Hauptverdächtige der Polizei nur knapp entwischt. Die Beamten gaben am Samstag in dem Plattenbau-Viertel einen Warnschuss ab und sahen ihn auch, konnten ihn aber nicht fassen. Das Landeskriminalamt (LKA) wies Vorwürfe zurück, ihm sei eine Panne unterlaufen. In dem noch nicht geräumten Haus habe man zu Recht Sprengstoff vermutet, sagte ein LKA-Sprecher. «In so einer Situation können wir nicht ins Risiko gehen.»

Bei der anschließenden Erstürmung einer Wohnung, in der sich der 22-Jährige aufgehalten hatte, waren mehrere Hundert Gramm eines hochexplosiven Sprengstoffs gefunden worden. Die Polizei fahndet weiterhin bundesweit nach dem Mann, der Kontakte zur Terrormiliz Islamischer Staat (IS) haben soll.

In Chemnitz in Gewahrsam genommen und befragt wurde am Sonntag ein weiterer Mann, der Kontakt zu dem gesuchten Syrer gehabt haben soll, wie die Polizei mitteilte. Das Spezialeinsatzkommando hatte auch hier die Tür aufgesprengt.

Auch am Sonntag blieb unklar, ob der flüchtige Hauptverdächtige eine Waffe oder Sprengstoff bei sich trägt. Dschaber al-Bakr kam vor einigen Monaten nach Deutschland und wurde als Flüchtling anerkannt.

Nach Informationen von «Süddeutscher Zeitung», NDR und WDR fanden sich in der Chemnitzer Wohnung etwa 500 Gramm bereits gemischter Sprengstoff und etwa ein weiteres Kilo Chemikalien, die zum Bombenbau geeignet sind. Außerdem stellte die Polizei Zünder sicher und Teile, die nach erster Bewertung zur Herstellung von Rohrbomben gedient haben könnten. Dem Bericht zufolge stand der Syrer offenbar über das Internet in Verbindung mit dem IS, auch über ein mögliches Ziel war anscheinend schon diskutiert worden - die Rede war von Berliner Flughäfen.

Der Hinweis auf den Syrer war vom Bundesamt für Verfassungsschutz gekommen. Es gebe Hinweise, dass der 22-Jährige von IS-Terroristen ausgebildet wurde, berichtete die «Bild»-Zeitung unter Verweis auf Ermittler. Es blieb unklar, ob der Verdächtige aus dem Ausland gezielt gesteuert wurde. Weder der Geheimdienst noch die Polizei wollten sich zu einem «Focus»-Bericht vom Samstag äußern, wonach ein deutscher Flughafen angegriffen werden sollte.

Die für Flughäfen und Bahnhöfe zuständige Bundespolizei erhöhte nach den Vorfällen in Chemnitz die Sicherheitsvorkehrungen. Am Berliner Flughafen Schönefeld soll der verstärkte Polizei-Einsatz bis mindestens Montagmorgen andauern.

In Chemnitz wird der festgenommene Mieter der erstürmten Wohnung der Mittäterschaft verdächtigt. Er wurde am Sonntag weiter befragt. Zwei weitere Bekannte des flüchtigen Hauptverdächtigen wurden am Sonntag wieder freigelassen.

Spezialisten hatten den gefundenen Sprengstoff am Samstagabend kontrolliert detonieren lassen. Es handelt sich der «Bild» zufolge um das hochexplosive TATP (Azetonperoxid), das auch bei Anschlägen in Brüssel und Paris verwendet wurde. Das Gemisch sei weit gefährlicher als TNT gewesen, hieß es.

In diesem Jahr waren bereits mehrfach Pläne für mutmaßliche Sprengstoffanschläge in Deutschland vereitelt worden.

Polizei Sachsen auf Twitter

Vereitelte islamistische Sprengstoffanschläge in Deutschland

Chemnitzer rätseln über den Terror nebenan

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