US-Vorwahlkampf: Bernie Sanders scheitert an Joe Biden - und an Corona
Bernie Sanders scheidet aus dem Vorwahlkampf aus. Joe Biden bleibt als letzter Herausforderer von Donald Trump übrig. Eine Analyse.
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- US-Wahl 2020*: Der Weg ist frei für Joe Biden
USA - Bernie Sanders zieht sich aus den Vorwahlen der Demokraten für die Nominierung zum Präsidentschaftswahlkampf 2020 zurück. Der 78-jährige Senator aus dem US-Bundesstaat Vermont hat nach Angaben mehrerer US-Medien sein Wahlkampfteam in einer Telefonkonferenz über diesen Schritt informiert.
Durch den Rückzug Sanders' ist der Weg frei für Joe Biden. Der ebenfalls schon 77 Jahre alte, ehemalige Vizepräsident der Vereinigten Staaten ist damit die einzig verbliebene Hoffnung der Demokraten, US-Präsident Donald Trump bei den Wahlen am 03. November 2020 zu schlagen.
Bernie Sanders: Die große Hoffnung des linken Flügels
Sanders war als große Hoffnung des linken Flügels innerhalb der demokratischen Partei ins Rennen um die Nominierung gestartet. Erdrutschsiege bei den Vorwahlen in den US-Bundestaaten New Hampshire und Nevada und ein gutes Ergebnis in Iowa nährten die Hoffnungen, dass erstmals ein „demokratischer Sozialist“, wie Sanders sich selbst bezeichnet, ins Rennen um das Weiße Haus einsteigen könnte.
Doch ein beispielloser Coup des „Establishments“, wie es seine Kritiker abfällig nennen, innerhalb der demokratischen Partei versetzte den Träumen ein jähes Ende. Innerhalb von 24 Stunden zogen die anderen gemäßigten Kandidaten der Partei, Pete Buttigieg und Amy Klobuchar, ihre Kandidaturen zurück und sprachen sich für eine Wahl Bidens aus.
Corona-Krise gibt der Kampagne von Bernie Sanders den Rest
Den nächsten Sargnagel für die Kandidatur Bernie Sanders' lieferte South Carolina. Bei den Vorwahlen in dem wichtigen Bundesstaat feierte Biden einen überragenden Sieg und zog bei der Zahl der Delegierten, die am Ende über die Nominierung entscheiden, an Sanders vorbei.
Die Corona-Krise* erledigte schließlich den Rest. Während Biden staatsmännisch mit Donald Trump telefonierte und als ehemaliger Vizepräsident gefragt war, war von Sanders kaum noch etwas zu hören. Der Wahlkampf in den USA kam wie das öffentliche Leben in vielen Teilen der Welt zum Erliegen. Das nutzt in der Regel den etablierten Kräften mehr als den progressiven.
Sanders will kostenlose Gesundheitsvorsorge und scheitert in der Corona-Krise
Absurderweise konnte der Linksaußen aus Vermont noch nicht mal mit seinem alles überragenden Thema punkten: die kostenlose Gesundheitsversorgung für alle US-Amerikanerinnen und Amerikaner - „Medicare for all“. Obwohl die dramatische Lage, in der sich viele in dem reichsten Land der Erde befinden, gerade in der Katastrophe namens Corona-Pandemie deutlich wird. Umfrageergebnisse zeigten aber, dass die Wählerinnen und Wähler in den USA in den Zeiten der Krise lieber am Altbewährten festhalten. Und altbewährter als Joe Biden geht fast nicht.
Mit Sanders scheitert auch die größte Spendenkampagne in der Geschichte der USA. Zwar hatten andere Kandidatinnen und Kandidaten größere Summen eingesammelt als er, aber niemand sonst konnte auf derart viele Kleinspenden von derart vielen Menschen und Gruppierungen setzen. Sanders verzichtete auf Großspenden der Lobbyverbände und Konzerne. Die Leute dankten es ihm mit großen Zustimmungswerten.
Für Sanders ist damit nach 2016 der zweite Anlauf auf eine Präsidentschaftskandidatur gescheitert. Es dürfte in seinem Alter der letzte gewesen sein. Und Donald Trump bekommt den Gegner, den er seit fast einem Jahr erwartet.
Die Corona-Krise hat kein anderes so Land so stark getroffen wie die USA. Donald Trump beschuldigt China und twittert sich in Rage.
von Daniel Dillmann
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