Aus Angst vor Gewalt? Starbucks soll Mitarbeitern Black-Lives-Matter-Sympathiebekundungen in Filiale verbieten
Für Starbucks-Mitarbeiter gilt einem Bericht zufolge ein Dresscode in den Filialen - scheut der Konzern die Anti-Rassismus-Debatte?
- Die US-Kaffee-Kette Starbucks wirbt damit, sich gegen Rassismus einzusetzen.
- Auch Konzern-Mitarbeiter engagieren sich wegen George Floyd* nun bei Black Lives Matter*.
- Einen Bericht zufolge sollen sie das aber nicht während des Jobs - die Begründung ist ungewöhnlich.
Update vom 29.08.2020: Über die neuesten Entwicklungen zu den Rassismus-Protesten in den USA informieren wir sie hier.
Seattle - Starbucks hat seine Firmenzentrale in Seattle im US-Bundesstaat Washington, also in einer Großstadt, in der die aktuellen Anti-Rassismus-Proteste mit am stärksten sind. Den Kampf gegen Diskriminierung schreibt sich auch der weltweit agierende Konzern auf die Fahne - versagt dabei aber aktuell: Die Mitarbeiter dürfen in den Starbucks-Filialen nicht ihre Sympathie für die Black-Lives-Matter-Bewegung zeigen. Das berichtet das Nachrichtenportal Buzzfeed.
Erst vor zwei Wochen rief Starbucks auf Twitter dazu auf, sich „solidarisch mit unseren schwarzen Geschäftspartner, Kunden und der schwarzen Gemeinschaft“ zu zeigen:
Anti-Black-Lives-Matter-Dresscode bei Starbucks - aus Angst, „Gewalt anzuregen“?
Nun kam Buzzfeed jedoch nach eigenen Angaben an einer interne Mitteilung an die Mitarbeiter, in der es ihnen ausdrücklich verboten wird, Kleidung mit Black-Lives-Matter-Bezug zu tragen. Gemeint sind wohl Shirt, Buttons und ähnliches mit entsprechenden Slogans. Die Begründung: Dies „könne missverstanden werden und möglicherweise Gewalt anregen“.
Viele Starbucks-Mitarbeiter sind demnach entsetzt: „Das ist in einer Weise enttäuschend, die ich nicht in Worte fassen kann“, zitiert Buzzfeed einen 22-jährigen Barista aus Atlanta (wo nach George Floyd* nun erneut ein Schwarzer Opfer von Polizeigewalt geworden sein soll.) „Hier wird denjenigen Vorrang gegeben, die sich mit der Black-Lives-Matter-Bewegung nicht wohlfühlen“ - und das sei „gewalttätig“.
Nach Tod von George Floyd: Starbucks gegen Black-Lives-Matter-Statements im Job
Nach der Regelung gefragt, habe ein Starbucks-Sprecher gegenüber Buzzfeed erklärt, man wolle gegen den „systemischen Rassismus“ in den USA vorgehen. Der Dresscode müsse aber sein, um eine „sichere und einladende Atmosphäre“ für Kunden und Mitarbeiter zu schaffen.
Ein Statement, dass viele Mitarbeiter dem Bericht zufolge „gekünstelt“, „hohl“ oder „scheinheilig“ finden. „Meine Hautfarbe soll also für Gewalt bei Starbucks sorgen? Soll ich lieber nicht zur Arbeit kommen?“, so der 22-jährige Barista aus Atlanta.
Anti-Rassismus-Proteste weltweit - aber bitte nicht bei Starbucks
Eine andere Mitarbeiterin in Atlanta, die nicht namentlich genannt werden wollte, sagte zu Buzzfeed: „Wir haben die meiste Zeit einen Polizisten hier vor der Filiale patroullieren. Wir könnten ihn doch einfach rufen, wenn ein Kunde sich von einem Black-Lives-Matter-Button provoziert fühlt. Ich denke, es steckt etwas anderes dahinter. Der Starbucks-Chef spuckt auf Twitter zwar große Worte - aber er muss immer noch das Image eines weltweiten Milliarden-Konzerns wahren. Gütiger Gott, falls es ein Mitarbeiter wagen sollte, diese anzukratzen.“
Höchst interessant an der Kontroverse ist dieses Detail: Viele Starbucks-Beschäftigte hätten Buzzfeed versichert, dass Starbucks durchaus als politisch gewertete Statements in seinen Filialen erlaubt, etwa solche, die die LGBT-Community oder die gleichgeschlechtliche Ehe unterstützen.
Starbucks in der Corona-Krise mit Umsatzeinbruch
Die weltgrößte Café-Kette rechnet wegen der Corona-Pandemie* übrigens mit milliardenschweren Belastungen im laufenden Quartal. In den drei Monaten bis Ende Juni dürften Filialschließungen und Umsatzeinbußen das Betriebsergebnis um bis zu 2,2 Milliarden Dollar (umgerechnet etwa 1,9 Milliarden Euro) drücken.
Übrigens: Nicht nur in den USA, auch in Deutschland ist Polizeigewalt ein Diskussionsthema. Ein Kriminologe hat nun das US-amerikanische und das deutsche Polizeisystem miteinander verglichen - und kommt zu einem eindeutigen Ergebnis*.
Von Einwegbechern soll eine Gefahr für unsere Gesundheit ausgehen - betroffen sind demnach vor allem die Jüngsten.
Neue Aufnahmen geben erschreckende Einblicke in den gewaltsamen Tod von George Floyd.
frs mit Material der dpa
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