Aus Auto angeschossen: Die Wunde ist verheilt, aber sein Leben ist nicht mehr dasselbe

In Wächtersbach in Hessen wurde ein 26-jähriger Eritreer angeschossen. Die Tat war nach Angaben der Generalstaatsanwaltschaft fremdenfeindlich motiviert. Jetzt kommt der Mann aus dem Krankenhaus.
Update vom 8. August 2019: Der Mann aus Eritrea, der Ende Juli im hessischen Wächtersbach von einem Deutschen aus offenbar fremdenfeindlichen Motiven angeschossen wurde, hat das Krankenhaus verlassen können.
Nach Angaben eines Sprechers der Stadt vom Donnerstag wurde der Mann bereits vor einigen Tagen aus der Klinik entlassen. Weitere Angaben dazu machte der Sprecher nicht. Der Gelnhäuser Neuen Zeitung zufolge will der 26-Jährige mit seiner Familie Wächtersbach verlassen. Gesundheitlich gehe es dem Mann besser, Angst bestimme aber nun sein Leben. Seine Verletzungen und die Folgen würden ihn vermutlich zum Abbruch seiner Ausbildung zum Zimmermann zwingen. Er sei nun auf der Suche nach einem neuen Ausbildungsplatz, weil er nicht mehr schwer heben dürfe.
Der Mann war am 22. Juli aus einem Auto heraus angeschossen und schwer verletzt worden. Anschließend floh der mutmaßliche Täter, ein 55-jähriger Deutscher, und erschoss sich selbst. Er wurde wenig später leblos in einem Auto im benachbarten Biebergemünd entdeckt. Die Polizei fand bei der Durchsuchung seines Wagens und seiner Wohnung fünf Waffen, die er legal besessen haben soll. Die Ermittler gehen von einem fremdenfeindlichen Tatmotiv aus. Das Opfer konnte durch eine Notoperation gerettet werden.
Schreckliche Tat: 26-jähriger Eritreer aus Auto angeschossen - Ermittler nennt neue Details
15.27 Uhr: Hessens Ministerpräsident Volker Bouffier (CDU) hat die wohl rassistisch motivierten Schüsse auf einen Eritreer in Wächtersbach verurteilt. „Dass ein Mensch einzig wegen seiner Hautfarbe auf offener Straße angeschossen wird, ist entsetzlich“, sagte er am Mittwoch. Es sei unsäglich, „wenn aus rassistischer Hetze Gewalt entsteht“.
Die Sicherheitsbehörden täten alles, „um diese augenscheinlich fremdenfeindlich motivierte Straftat in Wächtersbach und ihre Hintergründe restlos aufzuklären“. Zugleich rief er dazu auf, Rechtsextremismus und Rassismus auch mit einer breiten gesellschaftlich-politischen Diskussion zu bekämpfen.
Update vom 24. Juli 2019, 10.02 Uhr: Bei dem Angriff auf einen Eritreer im hessischen Wächtersbach sind nach Angaben der Ermittler drei Schüsse abgefeuert worden. Ein Schuss davon habe den 26-Jährigen getroffen, sagte ein Sprecher der Generalstaatsanwaltschaft Frankfurt am Mittwoch.
Das Opfer war am Montag durch einen Bauchschuss schwer verletzt und in einem Krankenhaus operiert worden. Der mutmaßliche Schütze, ein 55-Jähriger, erschoss sich selbst. Die Ermittler gehen nach bisherigen Erkenntnissen „ganz klar von einem fremdenfeindlichen Motiv aus“, eine „rechtsextreme oder rechtsnationalistische Gesinnung“ sei aber Spekulation. Die Ermittlungen im Umfeld des mutmaßlichen Schützen dauern an.
Hessen/Wächtersbach: Eritreer (26) aus Auto angeschossen - Waffen bei totem Schützen gefunden
Update vom 23. Juli 2019: Der 55 Jahre alte mutmaßliche Schütze tötete sich nach der Tat mit einem Schuss in den Kopf. Bisher sei der Mann nicht polizeiauffällig gewesen, hieß es. Bei dem deutschen Staatsangehörigen seien zwei halbautomatische Waffen gefunden worden.
Die Stadt Wächtersbach hat unterdessen am Tatort zu einer Mahnwache am Dienstagabend aufgerufen. Nachdem sich seit Dienstag herumspreche, dass das Opfer wohl aufgrund seiner Hautfarbe gewählt worden sei, mache sich im Ort Betroffenheit bemerkbar, sagte Bürgermeister Andreas Weiher (SPD): „Gestern wurde noch spekuliert, es könne sich um eine Tat unter Asylbewerbern oder eine Milieu-Straftat handeln.“
Annette Widmann-Mauz (CDU), die Integrationsbeauftragte der Bundesregierung, forderte über den Kurznachrichtendienst Twitter ein konsequentes Vorgehen gegen Rassismus und Rechtsextremismus. „Aus Hetze wird Gewalt, aus Hass irgendwann Mord. Das können und dürfen wir nicht hinnehmen!“, schrieb sie.
Landrat und Bürgermeister der Kommunen des Main-Kinzig-Kreises, zu dem Wächtersbach gehört, sprachen in einer gemeinsamen Erklärung von einer Attacke „nicht nur gegen einen Einzelnen, sondern willkürlich gegen alles Fremde“. Sollte der Täter aus rechtsradikaler Weltanschauung heraus und aus Fremdenhass gehandelt haben, müsse auch beleuchtet werden, ob es „einen Kreis Gleichgesinnter“ gegeben habe, der die Tat beförderte, forderten die Politiker. „Hier muss die Gesellschaft als Ganzes mit ihrem Rechtsstaat klare Kante zeigen.“
Erstmeldung vom 23. Juli: Schreckliche Tat: 26-Jähriger aus Auto angeschossen - Waffen bei totem Schützen gefunden
Wächtersbach - Nachdem ein 26-Jähriger aus Eritrea im hessischen Wächtersbach angeschossen worden ist und der mutmaßliche Schütze später starb, gehen die Ermittlungen weiter. Die Generalstaatsanwaltschaft Frankfurt/Main hatte am Montagabend mitgeteilt, hinter dem Vorfall könne ein fremdenfeindliches Motiv stecken. Der Angeschossene kam in ein Krankenhaus und wurde dort operiert.
Eritreer in Wächtersbach angeschossen: Mutmaßlichen Schütze stirbt - Hintergründe bleiben unklar
Den 55 Jahre alten mutmaßliche Schützen, der wohl aus einem Wagen auf das Opfer geschossen hatte, fanden Polizisten am Nachmittag lebensgefährlich verletzt in einem Auto im benachbarten Biebergemünd an der hessisch-bayerischen Grenze. Er starb später im Krankenhaus. Die Staatsanwaltschaft betonte, „dass der Tod des mutmaßlichen Schützen nicht von Polizeikräften verursacht“ worden sei.
Nach Bild-Informationen wurden in der Wohnung des mutmaßlichen Schützen mehrere Waffen gefunden. Die Waffen soll er wohl legal besessen haben. In seinem Auto, aus dem er geschossen hatte, wurden zwei halb automatische Pistolen entdeckt. Auf der Pressekonferenz erklärte Generalstaatsanwalt Alexander Badle: „Das Opfer erlitt einen Bauchdurchschuss durch eine Pistole Kaliber 9 mm.“ Mittlerweile ist der Eritreer außer Lebensgefahr.
Eritreer in Wächtersbach angeschossen: Beamte finden Abschiedsbrief und bestätigen fremdenfeindliches Motiv
Gegenüber der Bild bestätigten die Beamten ein fremdenfeindliches Motiv des mutmaßlichen Täters. Es gebe jedoch keine „belastbaren Erkenntnisse darüber, dass Kontakte in die rechtsnationale oder rechtsextreme Szene bestanden.“ Außerdem wurde ein Abschiedsbrief in der Wohnung des Mannes gefunden. „Es war deutlich zu erkennen, dass er mit seinem Leben abgeschlossen hatte“, sagte eine Beamtin dem Blatt. Laut fr.de* habe der mutmaßliche Schütze offenbar gezielt nach einem Opfer gesucht. Der 26 Jahre alte Mann aus Eritrea war vermutlich ein Zufallsopfer.
Eine Oberbayerin rief den Notarzt. Statt Rettungsassistenten kamen in Freising am Ende jedoch Sprengstoffexperten zum Einsatz. In der Wohnung der offenbar Rechtsradikalen fand man ein Waffenarsenal. wie Merkur.de* berichtet.
Video: Schuss auf Eritreer - "Klares fremdenfeindliches Motiv"
Berichterstattung bei Selbstmord
Generell berichten wir nicht über Selbsttötungen, damit solche Fälle mögliche Nachahmer nicht ermutigen. Eine Berichterstattung findet nur dann statt, wenn die Umstände eine besondere öffentliche Aufmerksamkeit erfahren. Wenn Sie oder eine Ihnen bekannte Person unter einer existentiellen Lebenskrise oder Depressionen leidet, kontaktieren Sie bitte die Telefonseelsorge unter der Nummer: 0800-1110111. Hilfe bietet auch der Krisendienst Psychiatrie für München und Oberbayern unter 0180-6553000. Weitere Infos finden Sie auf der Webseite www.krisendienst-psychiatrie.de
dpa/md
*Merkur.de und fr.de sind Teil des bundesweiten Ippen-Digital-Redaktionsnetzwerkes.