Wann tritt Merkel ab? CDU-Mann spricht über „notwendige Qualifikation“ für Nachfolge

Spätestens seit der Bundestagswahl pfeift Angela Merkel auch in ihrer Partei Gegenwind ins Gesicht. Wie die Partei die Nachfolge-Diskussion führt, ärgert den CDU-Konservativen Alexander Mitsch.
München - Bringt Angela Merkel eine GroKo zustande oder fällt ihre Kanzlerschaft, falls Union und SPD keine Regierung hinbekommen und es Neuwahlen gibt? Seit November 2005 ist Merkel Bundeskanzlerin, doch angesichts der Stimmenverluste bei der jüngsten Bundestagswahl rücken einige Partei-Mitglieder von Merkel ab. Bei der Regionalkonferenz in Heidelberg forderte CDU-Mitglied Ulrich Sauer laut „Focus“ unverblümt: „Frau Bundeskanzlerin, treten Sie zurück.“ Dem Rechtsanwalt ist vor allem Merkels Flüchtlingspolitik ein Dorn im Auge.
Doch wie der „Spiegel“ berichtet, arbeitet Angela Merkel bereits selbst an einem Nachfolger - oder genauer gesagt einer Nachfolgerin. Sie habe die saarländische Ministerpräsidentin Annegret Kramp-Karrenbauer auserkoren. Damit wäre unter anderem Jens Spahn ausgebremst. Der junge Konservative stellt sich immer wieder demonstrativ gegen die Kanzlerin auf - eine CDU unter Spahn würde deutlich nach rechts rücken. Spahn könnte die Partei konservativ erneuern, meint der Historiker Paul Nolte und rechnet in der „Welt am Sonntag“ mit einem Ende der Ära Angela Merkel in den nächsten zwei bis vier Jahren. Doch neben Spahn gibt es noch weitere CDU-Größen, die den Job an der Regierungsspitze übernehmen könnten: Julia Klöckner, Ursula von der Leyen oder Thomas de Maizière. Alles bekannte Namen.
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“War Macron der lang gehandelte Kronprinz?“
Nicht alle in der CDU sind glücklich, wie die Debatte um die Merkel-Nachfolge geführt wird. “Bisherige Bekanntheit oder mediale Beliebtheit sind nur Teilaspekte der notwendigen Qualifikation, sonst wäre zum Beispiel Helene Fischer eine heiße Anwärterin auf das Kanzleramt”, ärgert sich Alexander Mitsch, Chef der Werteunion, einer konservativen Gruppe in der Union. Gegenüber der „Huffington Post“ erklärt er, dass entscheidend sei, wer die Qualifikation für die Management-Aufgabe habe. Und weiter: “War Macron etwa der lang gehandelte Kronprinz? Und wer kennt eigentlich den Vorstandsvorsitzenden des erfolgreichsten deutschen Unternehmens?”

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Mitsch geht es offenbar mehr um Qualifikation als um bekannte Namen - dass eine Nachfolge-Diskussion geführt wird, hält er für richtig, nur eben nicht wie. “Zehn bis zwanzig” mögliche Anwärter gebe es für die Merkel-Nachfolge, ist sich der CDU-Konservative sicher.
Merkel-Unterstützer mahnen zum Zusammenhalt
Doch noch ist Merkel Kanzlerin und hat prominente Unterstützer. Merkel sei nicht angeschlagen, sagte beispielsweise Armin Laschet, Ministerpräsident von Nordrhein-Westfalen vor wenigen Tagen im ZDF. Auch der Landesvorsitzende der CDU in Baden-Württemberg, Thomas Strobl, ruft die Partei zum Zusammenhalt auf: "Das Gemeinsame steht über dem Trennenden – geschlossen und entschlossen schaffen wir das". Bundestags-Präsident Wolfgang Schäuble (CDU) sagte, eine Volkspartei müsse Spannungen aushalten.
Scheitert Angela Merkel mit einer Regierungsbildung mit der SPD, dann könnte ihre Ära sich rasch dem Ende zuneigen. Ob ihre parteiinterne Macht dann noch ausreicht, mit Annegret Kramp-Karrenbauer eine Nachfolgerin zu installieren, ist fraglich. Doch noch wird über eine GroKo intensiv verhandelt...
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mb