Zentralabitur sorgt für Disput zwischen Christian Lindner und Markus Blume

Die Schulbildung ist in Deutschland Ländersache und damit in jedem Bundesland unterschiedlich. Christian Lindner findet das nicht mehr zeitgemäß.
Berlin - Die Frage, ob es in allen Bundesländern ein einheitliches Abitur geben soll, ist schon seit vielen Jahren ein Dauerbrenner. Nun hat sie wieder an Fahrt aufgenommen. Christian Lindner (FDP) hat sich für ein Zentralabitur ausgesprochen. Den Zeitungen der Funke Mediengruppe sagte Lindner, dass er den Bildungswettbewerb zwischen den 16 Bundesländern, so wie er derzeit praktiziert werde, für aus der Zeit gefallen halte. „Gemeinsame Bildungsstandards müssen endlich umgesetzt werden. Ein Zentralabitur könnte dabei ein Element sein“, erklärte er zudem.
Diese Aussage brachte die Gegner des Zentralabiturs auf dem Plan. CSU-Generalsekretär Markus Blume sagte der Deutschen Presse-Agentur: "Dass Christian Lindner ein Zentral-Abi fordert, ist verständlich, denn er selbst hat ja NRW-Abi. Wir wollen die beste Bildung für unsere Schüler und keinen deutschen Durchschnitt. Wir sind für Leistung und Wettbewerb und gegen sozialistische Gleichmacherei." Im nationalen Vergleich haben bayerische Schüler zuletzt gut abgeschnitten.
Zentralabitur: Lindner findet auf Twitter einen Verbündeten
Daraufhin hatte sich wiederum Christian Lindner zu Wort gemeldet. Via Twitter erklärte er: „Für die CSU ist man mit NRW-Abi dumm - Bayern-Abi hat die CSU aber nicht vom millionenschweren Maut-Desaster abgehalten. Egal: Wer 2019 noch Bayern-NRW-Gags macht, der übersieht, dass wir uns gemeinsam globalem Wettbewerb stellen müssen.“
In die Diskussion schaltete sich schließlich auch Autor und TV-Persönlichkeit Frank Thelen ein. Er merkte an: „Unfassbar liebe CSU, so geht das nicht! Wir brauchen zentral gesteuerte Bildung!“ Thelen war bis 2017 Mitglied der CDU.
Zentralabitur: Fachleute sind geteilter Meinung
Ein Zentralabitur hatte sich auch Baden-Württembergs Kultusministerin Susanne Eisenmann (CDU) befürwortet. Rückendeckung bekam sie dafür von Bundesbildungsministerin Anja Karliczek (CDU). Die stellvertretende Chefin der Linken, Martina Renner, sagte der Deutschen Presse-Agentur am Freitag: "Es ist ein unhaltbarer Zustand, dass es noch Abiturprüfungen gibt, die nicht bundesweit gleichwertig anerkannt sind". Die Bildungshoheit der Bundesländer sorge Jahr für Jahr für Unmut und gehe zulasten der Schüler.
Gegen ein Zentralabitur sprach sich unterdessen Bildungsexperte Alexander Lorz aus. Er ist der Präsident der Kultusministerkonferenz und hessischer Bildungsminister. Er sprach davon, dass ein Zentralabitur unrealistische Erwartungen wecken würde. Denn eine absolute Vergleichbarkeit der Noten könne auch durch einheitliche Aufgaben in den Abschlussprüfungen nicht erzielt werden.
Auch das von den Freien Wählern geführte bayerische Kultusministerium hat sich kürzlich zum Thema Zentralabitur positioniert. Das berichtet merkur.de*
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dg/dpa