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Ex-Bayern-Stürmer Alexander Zickler: „Ich fühle mich in der Rolle extrem wohl“

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Von: Julia Pawlovsky

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Alles im Griff hat Ex-Bayern-Stürmer Alexander Zickler als Co-Trainer von Borussia Mönchengladbach.
Alles im Griff hat Ex-Bayern-Stürmer Alexander Zickler als Co-Trainer von Borussia Mönchengladbach. © Andreas Leder

Früher Stürmerstar beim FC Bayern, nun Co-Trainer von Borussia Mönchengladbach. Im Interview spricht Alexander Zickler über den alten Verein und die neue Aufgabe.

Rottach-Egern – Alexander Zickler lebt gerade sein drittes Leben. In seinen zwölf Jahren beim FC Bayern gewann der Stürmer sieben Mal die Deutsche Meisterschaft, vier Mal den DFB-Pokal sowie je ein Mal den UEFA-Cup, die Champions League und den Weltpokal. Nach einem Tumor am rechten Schienbein brach er sich drei Mal das Bein und war kurz vor der Invalidität. Der gebürtige Thüringer kämpfte sich zurück und legte in Österreich eine ähnlich eindrucksvolle Karriere hin: Zickler wurde fünf Mal Ligapokal-Sieger, drei Mal österreichischer Meister und zwei Mal Torschützenkönig. 2011 hängte er seine Fußballschuhe an den Nagel und wechselte auf die Trainerbank. Nach Stationen bei Jugendmannschaften wurde der heute 45-Jährige zur Saison 2017/18 Co-Trainer von Marco Rose beim FC Red Bull Salzburg. Nun folgte Zickler Rose zum Bundesligisten Borussia Mönchengladbach. Im Interview während des Trainingslagers am Tegernsee spricht der ehemalige Joker über seine neue Aufgabe und seinen Ex-Verein.

Herr Zickler, willkommen am Tegernsee. Sie kennen die Gegend ja, Sie waren mit dem FC Bayern oft genug hier.

Zickler: Den Trainingsplatz kennt man natürlich zur Genüge. Die Laufstrecke bin ich auch schon abgelaufen, allerdings jetzt eher privat. Da kommt auf jeden Fall die ein oder andere Erinnerung hoch.

Haben Sie hier noch etwas Spezielles geplant?

Zickler: Richtig viel Zeit ist nicht. Aber mein Ziel ist auf jeden Fall der Wallberg. Den möchte ich noch mit dem Fahrrad erklimmen. Ich hoffe, dass es dafür die Zeit gibt, weil ich ihn bislang nur zu Fuß gelaufen bin und der Ausblick ist schon extrem cool.

Es ist landschaftlich auch kein so großer Unterschied zu Salzburg, wo sie die vergangenen Jahre gelebt haben.

Zickler: Ich habe mich extrem gefreut, als ich gehört habe, dass wir an den Tegernsee gehen. In erster Linie ist es von der Umgebung her ähnlich wie Salzburg. Und es ist nicht so weit weg, so kann ich die Familie besuchen. Die Kinder freuen sich schon.

Die Familie von Alexander Zickler bleibt in Salzburg

Ist Ihre Familie nicht mitumgezogen?

Zickler: Die Familie bleibt erst mal in Salzburg, was für uns eine extrem schwere Entscheidung gewesen ist. Wir waren noch nie in so einer Situation. Ich bin jetzt das zweite Mal verheiratet, und in den zehn Jahren Zusammenleben waren wir noch nie getrennt. Für die zwei kleinen Kinder war es anfangs eher ein Abenteuer, weil sie noch nicht richtig begriffen haben, wie lange das dauert. Allerdings hat die Große nächstes Jahr Matura, da wäre ein Schulwechsel jetzt eher schwierig. Deshalb haben wir gesagt: Okay, der Papa geht jetzt erst mal alleine. Ich werde die freie Zeit, die zwischen den Spielen ist, nutzen, um nach Salzburg kommen. Die Familie wird, solange es die Zeit erlaubt, auch mal nach Gladbach kommen. Was aber auch nicht so einfach ist, weil die drei Buben alle Fußballspielen. Das heißt, die Wochenenden sind dann eher auch verplant. Es wird auf jeden Fall eine Challenge werden.

Aber beruflich ist es ein großer Erfolg für Sie.

Zickler: Absolut. Ich habe während meiner Karriere zum Abschluss die A-Lizenz gemacht, und es ist als Trainer schon ein großer Traum, in der Bundesliga mal an der Seite zu stehen. Und jetzt ist es bei mir der Co-Trainer-Posten. Ich fühle mich in der Rolle neben Marco (Rose, Anmerk. d. Red.) extrem wohl. Und Gladbach ist mit Sicherheit ein Verein in der Bundesliga, den ich als Wunschkandidaten äußern kann. Ich habe mit Bayern oft am Bökelberg gespielt und die Atmosphäre damals war faszinierend. Auch das neue Stadion ist sehr beeindruckend. Es ist jetzt schon eine gewisse Vorfreude, aber auch eine gewisse Anspannung da.

Wie war Ihr erster Eindruck von der Borussia?

Zickler: Absolut positiv. Ich hab’ in Gladbach schon gesagt, ich würde mal gern jemand kennenlernen, der irgendwie negativ ist oder eine Kritik anbringt. Gut, es ist ja noch nichts passiert. Aber das erste Kennenlernen – egal ob’s die Mannschaft ist, ob’s der Staff ist, ob’s die Mitarbeiter sind, die Fans, die Leute, die mit dem Fußball nichts zu tun haben – ist extrem positiv.

Vor allem die Fans sind positiv. Über 1200 begleiten die Mannschaft auch heuer wieder an den Tegernsee.

Zickler: Ich kannte das so auch nicht. Der Stellenwert von Fußball ist in Österreich nicht ganz so hoch, wie in Deutschland. Deswegen ist das eine extrem coole Geschichte. Es gibt aber auch schlimmere Orte, wo man das Zuschauen mit Urlaub verbinden kann (lacht). Die Leute sind extrem freundlich, sie sind sehr interessiert. Es ist auch überhaupt kein Stress für uns, die ganze Geschichte ist super superlocker. Und es gehört dazu, das ist ein Stück Öffentlichkeitsarbeit, weil die Fans für uns wichtig sind.

Auch in Österreich war Alexander Zickler ein Stürmerstar

Blicken wir kurz auf Ihre Zeit in Österreich zurück, die als Spieler sehr erfolgreich war.

Zickler: Nach der schwierigen Phase bei Bayern zwischen 2002 und 2004, als ich vorher diese Art Tumor hatte und mir dann drei Mal das Schienbein gebrochen habe, hat der ein oder andere damit gerechnet, dass das Karriereende bedeutet. Ich wollte so aber nicht abtreten. Zu dem Zeitpunkt war ich 30 und wollte mir beweisen, den Leuten beweisen, dass es noch geht. Ich bin dem FC Bayern sehr dankbar, weil sie in der schweren Zeit meinen Vertrag verlängert haben, somit habe ich alle medizinischen Dinge in Anspruch nehmen dürfen. Ich habe ein Jahr komplett keinen Fußball gespielt und war dann Red Bull sehr dankbar, dass ich da untergekommen bin. Das erste halbe Jahr hatte ich Anlaufschwierigkeiten, aber danach ging’s richtig gut. Ich bin sehr stolz auf das, was da passiert ist. Es war eine sehr schöne Zeit.

Wie wurden Sie schließlich Trainer?

Zickler: Nach meiner aktiven Karriere war ich ein Jahr Botschafter von Red Bull und habe in der Funktion Einblick in jede Sparte erhalten. Es war interessant zu sehen, wie es hinter dem Fußball aussieht. Ich habe aber relativ schnell gemerkt, dass ich wieder retour zum Fußball möchte. Ich habe dann zwei, drei Monate ein individuelles Training für die Nachwuchsstürmer gemacht und mit der U13 zum ersten Mal eine Mannschaft übernommen. Das hat mir extrem viel Spaß gemacht.

So wurde Alexander Zickler Co-Trainer

Und dann kam Marco Rose.

Zickler: Ja, im zweiten Jahr kam dann Marco. Allerdings damals noch im Nachwuchs. Er war U16-Trainer, ich sein Co-Trainer und gleichzeitig U13-Trainer. Es hat irgendwie von Anfang an gepasst.

Wie ging es weiter?

Zickler: Er ist seinen Weg in der U18 gegangen, und ich habe auch eine Akademie-Mannschaft übernommen. So war es nicht mehr möglich, dass wir zusammenarbeiten. Der nächste Schritt von Marco ging dann zu den Profis. Ich war vorher schon ein halbes Jahr in der Zweiten Mannschaft beim FC Liefering Co-Trainer. Nach diesem Jahr bin ich zum Team von Marco dazugestoßen.

Was für ein Typ ist Marco Rose?

Zickler: Er ist sehr umgänglich und hat viel Fachwissen. Ich habe von ihm extrem viel Lernen können. Nebenher ist er einfach ein toller Mensch, bei dem nicht nur der Fußball im Vordergrund steht, sondern auch die Mitarbeiter im Verein. Egal wo, egal wer, egal welche Tätigkeit – Marco sieht das große Ganze. Und da macht das natürlich sehr viel Spaß.

Wie läuft die Zusammenarbeit?

Zickler: Was das Ganze ausmacht, ist, dass man sich auf Augenhöhe begegnet. Marco ist überhaupt kein Typ, der von oben herab irgendwas bestimmt. Sondern man spricht auf Augenhöhe.

Der Ex-Bayer kümmert sich um Gladbachs Stürmer

Was sind Ihre Aufgaben?

Zickler: Mein Bereich wird natürlich die Offensive sein. In Salzburg war das vielleicht noch ein bisschen anders, weil die Mannschaft jünger war. In Gladbach hat man’s mit Stürmern zu tun, die schon sehr, sehr viel Erfahrung haben, die in ihrer Karriere schon Großes geleistet haben. Aber trotzdem kann man immer ein stückweit unterstützen. Es werden auch ein paar neue Aufgaben auf sie zukommen. Es wird in den Abläufen, bei den Laufwegen, in der Box, vom System her ein paar Unterschiede zum letzten Jahr geben. Da ist es meine Aufgabe, mit Rat und Tat zur Seite stehen. Beziehungsweise auch nach dem Training ein paar Sachen zu machen. Für Stürmer ist es ja extrem wichtig, am Selbstvertrauen zu arbeiten.

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Können Sie vom System schon was verraten?

Zickler: Wer Red Bull die letzten Jahre verfolgt hat, weiß, dass das ein System ist, das sehr ballorientiert verteidigt. Wir wollen aktiv sein am Platz, wir wollen früh Bälle gewinnen, schnell umschalten. Das wird nicht immer gelingen, aber wir versuchen, zu verdichten und kompakt zu sein. Aber auch mit dem Ball wollen wir Fußballspielen. Also eine gute Mischung.

Wie ist Ihr erster Eindruck von der Mannschaft?

Zickler: Ich bin extrem beeindruckt von der Qualität in Gladbach. Die fußballerische Komponente ist unheimlich groß hier. Es macht extrem viel Spaß, den Jungs zuzuschauen.

Jetzt sind Sie zurück in der Bundesliga und treffen auf Ihren Ex-Verein. Haben Sie noch Kontakt zum FC Bayern?

Zickler: Der größte Kontakt bestand über die Spiele mit den Allstars, den Oldies, an denen ich regelmäßig teilgenommen habe. Da gibt’s immer wieder Verbindungen. Mit Brazzo (Sportdirektor Hasan Salihamidzic, Anmerk. d. Red.) hat man mal zwischendrin telefoniert. Wenn wir gegeneinander spielen, wird’s mit Sicherheit das ein oder andere Gespräch geben.

Alexander Zickler über den FC Bayern

Im Gegensatz zu Gladbach tun sich die Bayern mit Neuverpflichtungen noch schwer. Woran liegt das?

Zickler: Es ist natürlich schwierig, von außen einen Einblick zu bekommen, was jetzt wirklich Stand der Dinge ist. Ich kann mir nicht vorstellen, dass da jetzt nichts mehr kommt. Da kenn ich auch den FC Bayern zu gut. Da sind Leute, die was von ihrer Arbeit verstehen. Da wird mit Sicherheit noch das ein oder andere passieren.

Wäre Ihr Ziel mal Trainer bei Bayern zu sein?

Zickler: (lacht) Ich glaube, jetzt sollte man wirklich Schritt für Schritt denken. Ich bin echt dankbar für die Möglichkeit, hier als Co-Trainer arbeiten zu dürfen. Ich werde die Zeit nutzen, um zu helfen und mich auch selber weiterzubilden. Und dann wird man sehen, welchen Weg das irgendwann mal nimmt. Ich fühle mich im Moment sehr, sehr wohl in dieser Rolle. Das hat auch mit dem Team zu tun, das funktioniert, das sehr homogen ist.

Aber mal Cheftrainer werden wollen Sie schon?

Zickler: Warum nicht, das hat schon was. Aber es gibt auch genügend andere Leute, die dieses Ziel haben, und so viele Positionen gibt es nicht. So ein Schritt muss extrem gut überlegt sein.

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„Es ist eine gewisse Vorfreude da“: Alexander Zickler im Gespräch mit Merkur-Sportredakteurin Julia Pawlovsky.
„Es ist eine gewisse Vorfreude da“: Alexander Zickler im Gespräch mit Merkur-Sportredakteurin Julia Pawlovsky. © Andreas Leder

jpa

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