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Exklusiv-Interview am Tegernsee - Gladbach-Torhüter Sommer über neue Saison: „Alles ist möglich“

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Von: Julia Pawlovsky

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Fels in der Brandung: Torhüter Yann Sommer ist der starke Rückhalt von Borussia Mönchengladbach.
Fels in der Brandung: Torhüter Yann Sommer ist der starke Rückhalt von Borussia Mönchengladbach. © Andreas Leder

Wir treffen Torhüter Yann Sommer von Borussia Mönchengladbach im Trainingslager am Tegernsee. Er spricht im Exklusiv-Interview über Ziele und den neuen Trainer Marco Rose.

Rottach-Egern – Yann Sommer ist der starke Rückhalt von Borussia Mönchengladbach. Der 30-jährige Torhüter aus der Schweiz spielte in der vergangenen Bundesliga-Saison 13 Mal zu null. In Vertretung des verletzten Lars Stindl führte Sommer die Mannschaft vom Niederrhein 15 Mal als Kapitän aufs Feld. Am Rande des Trainingslagers am Tegernsee spricht der Torwart über den Einbruch nach der Winterpause, die noch geglückte Europa-League-Teilnahme und den neuen Trainer Marco Rose.

Herr Sommer, willkommen am Tegernsee. Kommen hier bei Ihnen als Schweizer Heimatgefühle auf?

Sommer: Definitiv. Die Landschaft sieht ja sehr ähnlich aus wie in der Schweiz. Ich kenne den Tegernsee mittlerweile auch sehr gut, und es gefällt mir sehr. Ist immer wieder gut, wenn man hierher kommt. Tolle Konditionen, tolles Hotel – schön. Das Wetter passt auch meistens, besser geht’s nicht.

Was machen Sie, wenn Sie im Trainingslager mal Freizeit haben?

Sommer: Ganz unterschiedlich, wir sind relativ frei hier. Wenn man schon so einen schönen See hier vorne dran hat, gehe ich gerne Schwimmen – auch wenn das Wasser frisch ist. Aber es ist schön. Einfach ein bisschen die Natur genießen, weil ich kenne das so aus der Schweiz. Aber da, wo wir in Deutschland wohnen, sieht man diese schönen Berge nicht.

Yann Sommer ist nicht der einzige Schweizer Torhüter in der Bundesliga

Sie sind ja nicht der einzige Schweizer Torhüter in der Bundesliga. Mit Roman Bürki, Marwin Hitz, Yvon Mvogo, Gregor Kobel und Ihnen sind es aktuell fünf. Wie kommt das?

Sommer: Die Schweizer haben in den letzten Jahren einfach gute Arbeit gemacht. Klar, du brauchst ein bisschen Glück, dass die Jahrgänge wieder viele Talente hergeben. Aber es wurde sehr gut gearbeitet, in jungen Jahren wird schon sehr auf die Details geachtet, was nicht zuletzt auch ein Verdienst von Patrick Foletti und seinem Konzept ist. Ich glaube, das ist dann am Schluss das schöne Resultat, dass es viele nach Deutschland oder auch in andere Länder schaffen. Und wir sind happy damit.

Zufrieden können Sie auch mit der vergangenen Saison sein. Sie haben 13 Mal zu null gespielt.

Sommer: Wir hatten allgemein ein gutes Jahr erlebt. Es war unser großes Ziel, wieder im europäischen Wettbewerb dabei zu sein, und das haben wir geschafft. Das freut uns sehr. Und auch für mich persönlich war es ein sehr konstantes Jahr, ich habe viele gute Spiele gemacht. Es ist immer schön, wenn man ein Jahr so abschließen kann.

Die Fans haben Sie am Ende zum Spieler der Saison gewählt. Was bedeutet Ihnen das?

Sommer: Das ehrt einen natürlich. Ich glaube, es gibt kein besseres Feedback, als von den Fans. Das sind die Leute, die im Stadion sitzen, das sind die Leute, die dich sehr kritisch beobachten. Neben den Medien (schmunzelt). Nein, das freut mich. Das gibt mir ein gutes Gefühl.

Borussia Mönchengladbach begleiten über 600 Fans an den Tegernsee

Gladbach und seine Fans ist ja ohnehin eine besondere Beziehung. Über 600 Anhänger sind derzeit am Tegernsee.

Sommer: Es ist allgemein ein sehr familiärer Klub, und das sieht man auch, wenn wir hier sind. Es ist Wahnsinn, wie viele Leute im Trainingslager dabei sind. Für uns ist das eine tolle Unterstützung. Wir sind den Fans sehr dankbar. Was auch nicht selbstverständlich ist: Wir haben jedes Heimspiel das Stadion voll, aber das kennt Ihr in München ja. Das ist schön.

Wird einem das hier in der Woche am Tegernsee nicht auch mal zu viel?

Sommer: Nein. Natürlich ist es so, dass man fast überall Leute um sich rum hat, klar. Aber man hat ja auch die Möglichkeit, sich ein bisschen zurückzuziehen. Die Räume sind da.

Für Sie war es eine erfolgreiche Saison, mit der Mannschaft wäre noch mehr drin gewesen. Wie ist der Einbruch nach der Winterpause zu erklären?

Sommer: Von einem Einbruch würde ich nicht sprechen, aber natürlich haben wir es nicht geschafft, die sensationelle Hinserie zu wiederholen. Es war klar, dass das schwierig wird, aber natürlich war das unser Ziel. Auch wenn uns dies bekanntlich nicht geglückt ist, haben wir die Saison mit der Europa League abgeschlossen, das ist toll. Aber klar, es muss unser Ziel sein, dass wir es schaffen, konstant durch die ganze Saison durchzugehen. Dann sind die Möglichkeiten noch einmal ganz anders.

Negativer Höhepunkt war die 1:3-Derby-Niederlage gegen Fortuna Düsseldorf mit drei Gegentoren in sechs Minuten.

Sommer: Das war sicher ein Tiefpunkt, zumal es ja ein Derby war. Man kann das manchmal auch gar nicht erklären, warum das so kommt. Das hat vielleicht auch mentale Gründe: Die Mannschaft beschäftigt sich dann noch zu sehr mit den Spielen, die nicht gut liefen. Und dann kommst du in eine Negativ-Spirale rein. Das ist der Sport. Und da müssen wir jetzt probieren, dass uns das hoffentlich nicht mehr passiert.

Yann Sommer verrät das System von Trainer Marco Rose

Bald beginnt ja die neue Saison. Und mit Marco Rose haben Sie einen neuen Trainer. Wie ist Ihr erster Eindruck?

Sommer: Sehr gut. Mit einem neuen Trainer ändert sich vieles, weil es kommt ein neuer Stil, ein neuer Charakter, er bringt auch neue Leute mit. Das braucht ein paar Tage, bis sich die Mannschaft adaptiert hat, sich daran gewöhnt hat. Aber das macht Spaß. Er erwartet viel von uns. Wir trainieren gut und hart. Schauen wir, was rauskommt.

Welchen Fußball möchte Marco Rose spielen?

Sommer: Er möchte mit mehr Power nach vorne gehen, viele Sprints und Gegenpressing machen. Also ein bisschen andere Schwerpunkte, als in den letzten Jahren. Und da ist es auch normal, dass die Mannschaft ein paar Tage braucht, bis man sich daran gewöhnt.

Im Trainingslager stehen zwei Testspiele auf dem Programm. Am Mittwoch ging es gegen Basaksehir Istanbul, am Samstag in Rottach gegen Rayo Vallecano. Erkennt man den neuen Stil schon?

Sommer: Es sollte so sein. Es wäre nicht gut, wenn nicht (lacht). Wir haben jetzt die ersten Tage den neuen Stil vom Coach schon oft trainiert und viele Dinge angeschaut. Die Freundschaftsspiele sind dazu da, um das umzusetzen und diese Dinge anzuwenden. Ich finde diese Spiele immer spannend, weil du kannst viel ausprobieren. Klar funktioniert noch nicht alles. Aber du hast ein paar Spiele, um das auszuprobieren. Und dann sollte man schon was sehen.

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Das sind die Ziele von Borussia Mönchengladbach

Neben dem Trainer haben Sie mit Breel Embolo, Stefan Lainer, Max Grün und Lászlo Bénes auch vier neue Spieler im Team. Sind diese bereits integriert?

Sommer: Lászlo war ja nur verliehen, ist also kein echter Neuzugang. Aber es ist generell nicht schwierig, bei uns als Neuankömmling in die Mannschaft reinzukommen, weil wir die neuen Spieler immer sehr gut aufnehmen. Es ist auch immer spannend: Die Mannschaft wird ein bisschen neu zusammengewürfelt, du musst wieder ein Team werden für die neue Saison. Spannend.

Was ist mit dem Kader und dem Trainer in der neuen Saison möglich?

Sommer: Alles.

Alles?

Sommer: Alles ist möglich. Klar setzen wir uns intern Ziele. Aber dieser Punkte, dass wir jetzt schon zwei, drei Jahre am Stück diesen Einbruch hatten, das ist ein Ziel, dass wir das nicht mehr erleben wollen. Wir wollen konstant durchgehen. Wir genießen in dem Jahr jetzt mal die internationalen Spielen und wollen auch da was erreichen. Und dann schauen wir, wie es nächstes Jahr aussieht.

Sie sind nun 30 Jahre alt und gehen in Ihre sechste Saison bei Gladbach. Wollen Sie ihre Karriere bei der Borussia beenden, oder reizt Sie noch mal etwas Neues?

Sommer: Das kann man so nicht beantworten. Nicht, weil ich nicht will, sondern weil es einfach schwierig ist. Es kommt immer auf den Moment oder auch das Gefühl an. Im Moment jetzt fühle ich mich wohl hier. Es ist meine sechste Saison, ja das ist lang. Aber man weiß nicht, wie’s läuft. Man kann nichts planen in einer Fußball-Karriere. Ich freue mich jetzt einfach auf die Saison (schmunzelt).

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„Wir wollen konstant durchgehen“: Borussia Mönchengladbachs Torhüter Yann Sommer spricht mit Merkur-Sportredakteurin Julia Pawlovsky über die Ziele in der neuen Saison.
„Wir wollen konstant durchgehen“: Borussia Mönchengladbachs Torhüter Yann Sommer spricht mit Merkur-Sportredakteurin Julia Pawlovsky über die Ziele in der neuen Saison. © Andreas Leder

jpa

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