Nach WM-Entscheidung: FIFA schult Video-Referees im Eilverfahren

Nach der historischen Entscheidung des FIFA-Councils zum Einsatz der Video-Schiedsrichter bei der WM 2018 beginnt die Schulungsphase der Referee-Kandidaten. Viel Zeit bleibt nicht, um die Assistenten auf die einheitliche Linie zu bringen.
Bogotá/Zürich - Auf Pierluigi Collina kommen schwere Wochen zu. Der frühere Weltklasse-Schiedsrichter muss als Referee-Chef der FIFA im Schnellverfahren die Ausbildung der Video-Schiedsrichter für die WM organisieren. Keine drei Monate bleiben noch bis zum Eröffnungsspiel am 14. Juni zwischen Gastgeber Russland und Saudi-Arabien in Moskau. Dann, so das Versprechen von FIFA-Präsident Gianni Infantino, soll die Technik-Hilfe reibungslos funktionieren und den Fußball „transparenter und gerechter“ machen.
Die Entscheidung, die sogenannten Video Assistant Referees (VAR) bei der WM einzusetzen, traf das FIFA-Council in Bogotá am Freitag. In der Sitzung hatte Reinhard Grindel als einziger Funktionär noch Fragen zum Ablauf. Aus guten Grund: Der DFB-Präsident hatte die Schwierigkeiten der Testphase des Technikprojekts in der Bundesliga intensiv erlebt. „Wichtig ist nun, dass die Schiedsrichter-Teams so geschult werden, dass eine klare Kommunikation und eine reibungslose Umsetzung gewährleistet sind“, sagte Grindel.
Die Lehren aus manch peinlicher Panne in der Probephase beim Confederations Cup im Sommer 2017 hat auch die FIFA gezogen und einige Modifikationen gerade bei der Auswahl der Video-Referees beschlossen.
Die wichtigsten Fakten zum Video-Beweis bei der WM 2018 in Russland
- Der Video-Referee greift nur ein, wenn ein offensichtlicher Fehler des Schiedsrichters in vier klar definierten Spielsituationen vorliegt. Diese sind: Torentscheidung, Abseitsstellung, Platzverweis, Verwechslung eines zu bestrafenden Spielers.
- Zum Einsatz kommen nur Video-Referees, die in der internationalen Testphase in ihren Ligen das System erprobt haben. Neben Bundesliga-Referees kommen also vor allem Unparteiische aus Portugal, Polen und Italien, aber auch aus Südkorea oder Australien infrage. Aus Deutschland scheint Felix Brych als normaler Referee gesetzt. Gute Chancen auf den Video-Job werden Felix Zwayer und Bastian Dankert zugesprochen.
- Eine reibungslose Kommunikation zwischen Schiedsrichter und seinem Video-Assistenten muss gesichert sein. Haben beide nicht die gleiche Muttersprache, müssen sie sich auf Englisch, Spanisch oder Französisch sicher verständigen können.
- Es werden nur 12 bis 15 Video-Referees bei den 64 WM-Spielen im Einsatz sein. Bei maximal vier Spielen pro Tag ist das logistisch möglich, denn die VAR werden aus einem Match Center in Moskau ihre Entscheidungen treffen. Eine Nutzung des sogenannten Kölner Kellers, wo die VAR bei Bundesliga-Spielen sitzen, ist keine WM-Option.
- Zuschauer im Stadion und am Fernseher sollen erklärt bekommen, welche Spielsituation untersucht wird und warum. Auch die kalibrierten Abseitslinien, die in der Bundesliga für Probleme sorgten, soll es geben.
dpa