Phänomenaler Höhenflug: Brasilianer erobern die Herzen bei WM im Sturm

Brasilien ist eine der Überraschungen bei dieser Handball WM in Deutschland. Nicht erst nach dem Überraschungs-Coup gegen Kroatien. In den Hallen fliegen der Mannschaft die Herzen zu.
Mehr Fans in gelb-blauen Trikots sind es seit dem Umzug aus Berlin nicht geworden. Immer noch sind es nur etwa ein Dutzend brasilianischer Anhänger, die erkennbar das Team aus Südamerika bei der Handball-WM unterstützen. Doch längst hat die Auswahl Brasiliens auch die Herzen vieler deutscher Zuschauer im Sturm erobert. Nach ihrem Vorrundencoup gegen Russland leistete die Selecao nun erneut dem DHB-Team Schützenhilfe: 29:26 gegen Kroatien.
„Früher war der Handball der Brasilianer oft einfach nur schön anzusehen, aber es fehlte dem Team an der nötigen Durchschlagskraft“, sagt HNA*-WM-Experte Michael Roth, „jetzt präsentiert sich die Mannschaft viel robuster.“ Zwar gingen die ersten beiden Turnierspiele gegen Frankreich und Deutschland verloren, danach gewann Brasilien aber viermal in Erfolg – und zog erstmals in der Handball-Geschichte in eine WM-Hauptrunde ein. Die phänomenale Steigerung der Brasilianer bei der WM weckt immer mehr das Interesse vieler Reporter.
„Die Brasilianer haben immer mal wieder überrascht. Doch da nun 80, 90 Prozent der Akteure in Europa ihr Geld verdienen, haben sie ihre Spielweise etwas verändert“, erklärt Roth, der am Montag die Niederlage der Südamerikaner gegen Spanien in der Arena in Köln live erlebte. „Brasilien spielt zwar keinen Hurra-Handball mehr, hat aber nichts von seiner Lockerheit eingebüßt.“
Auf den zentralen Positionen agieren Spieler, die hohen Ansprüchen genügen. Dazu gehören die Torjäger Haniel Langaro (Dunkerque/Frankreich) und Jose Toledo (Wisla Plock/Polen) sowie Torwart Cesar Almeida (Granollers/Spanien). „Wir geben niemals auf“, erklärt Toledo die Stärke der Mannschaft. Und wenn es brenzlig wird, hilft immer noch Petrus. Thiagus Petrus – ein fast zwei Meter großer Verteidiger. Für seine Schnelligkeit berüchtigt ist mittlerweile Rudolph Hackbarth. Ja, Sie haben richtig gelesen: Rudolph Hackbarth. Die Vorfahren kamen aus Deutschland, deutsch spricht er selbst aber nicht. Der Erfolg gegen Titelanwärter Kroatien war auch das Ergebnis eines leidenschaftlichen Kampfes. „Wir hätten nie gedacht, dass wir dieses Spiel gewinnen“, bekannte Trainer Washington Nunes, der seit den Olympischen Spielen in Rio de Janeiro das Sagen bei der Selecao hat.
Egal, auf welchem Rang die Brasilianer diese Weltmeisterschaft in Deutschland und Dänemark abschließen – sie haben die Erwartungen mehr als erfüllt. Bei den Sommerspielen 2020 in Japan wird keine Mannschaft mehr die Selecao unterschätzen. Und die Zahl der gelb-blau bekleideten Fans wird bis dahin auch zunehmen.
Von Björn Mahr
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