WM-Botschafter Pascal Hens: Heimturnier ist Chance für den Handballsport

Die deutsche Handball-Szene hat einige Stars hervorgebracht. Zu den bekanntesten Gesichtern gehört auch nach seinem Karriereende noch Pascal Hens. Wir sprachen mit ihm.
Pommes, so sein Spitzname, fiel nicht nur durch Tore, sondern auch durch seinen Irokesen-Haarschnitt auf. Bei der Weltmeisterschaft 2007 war der mittlerweile 38-Jährige der beste deutsche Werfer – und damit hatte er großen Anteil am deutschen Triumph.
Für das kommende Turnier hat er die Rolle eines WM-Botschafters übernommen. HNA.de* hat mit Hens über den Erfolg von 2007, die Bedeutung einer Heim-Weltmeisterschaft und die Aussichten für das anstehende Großereignis gesprochen.
Herr Hens, eine Frage vorweg: Haben Sie den Klebe-Schnauzbart und die Papp-Krone noch?
Die Stücke habe ich noch. (lacht) Die werde ich aber jetzt nicht mehr herausholen.
Was bleibt einem denn von so einem WM-Triumph alles erhalten?
Natürlich habe ich das Trikot vom Finale noch. Letztlich sind es aber die vielen Eindrücke und Emotionen, die im Kopf geblieben sind. Wobei ich einiges im kollektiven Freudentaumel auch gar nicht so wahrgenommen habe. Wir hatten damals das Glück, dass uns ein Filmteam begleitet hat. Daraus entstand „Projekt Gold“. Dadurch wurden viele schöne Eindrücke noch einmal wachgerufen.
Stimmt es, dass Sie am Abend des Triumphs noch einen Karnevalsorden bekommen haben?
Ja, der damalige Kölner Oberbürgermeister Fritz Schramma übergab uns die Auszeichnungen im Rathaus. Den Orden habe ich noch.
Sie gehören zu den WM-Botschaftern. Inwiefern denken Sie in diesen Tagen noch öfter an die Weltmeisterschaft 2007?
Es ist jetzt ein ganz anderes Turnier. Ich freue mich einfach, dass ich ganz ohne Druck die Spiele schauen, ja genießen kann. Wir wurden damals von der Öffentlichkeit weitgehend abgeschottet und waren nur auf die Spiele fokussiert.
Vor zwölf Jahren gab es kurz nach dem Fußball-Sommermärchen das Handball-Wintermärchen. Wie haben Sie die Stimmung seinerzeit erlebt?
Die Vorfreude war groß, aber wir waren kein Titelfavorit. Unsere Leistungen waren anfangs nicht stark. Dann haben wir uns aber in einen Rausch gespielt – und auf einmal haben die Zuschauer gemerkt: In Deutschland ist ja eine WM.
Und dann?
Die Menschen haben die schwarz-rot-goldenen Fähnchen wieder herausgeholt und an den Autos festgemacht. Es gab WM-Brötchen zu kaufen. Damit haben wir nicht gerechnet, dass die Leute den Schwung vom Sommermärchen aufnehmen würden.
Wie hat sich Ihr Leben durch den Erfolg verändert?
Ich gehörte durch mein Äußeres, durch meine Art sowieso schon zu den auffälligen Typen. Der Wiedererkennungswert nahm aber noch zu, ich wurde noch mehr auf der Straße angesprochen. Die Hallen in der Bundesliga waren voll. Wir waren gefragt. Wir waren in Talkshows, wir waren bei Stefan Raabs TV Total und was weiß ich noch wo. Das hätten wir uns nie vorstellen können.
Lässt sich solch ein Triumphzug wiederholen?
Warum nicht? Die Weltspitze ist im Handball eng beisammen, und unser Team gehört dazu. Wir haben einen sehr ausgeglichenen Kader und sind deshalb schwer auszurechnen. Allerdings hat uns bei den letzten Turnieren in den entscheidenden Phasen der Begegnungen der Go-To-Guy (der Spieler, der den Unterschied machen kann, d. Red.) gefehlt.
Welche Chancen bietet eine Heim-WM?
Grundsätzlich ist eine WM im eigenen Land natürlich immer eine große Chance für den Handballsport. Wenn du es schaffst, eine gute WM zu spielen, dann kannst du die Begeisterung wecken, das Interesse der Menschen an unserem Sport steigern. Und dann muss nach dem Turnier richtig gearbeitet werden. 2007 wurde zwar viel dafür getan, dass Handball im Gespräch bleibt, man hätte aber noch ein bisschen mehr machen können.
Pascal Hens: Handball-Weltmeister von 2007
Pascal Hens (38) trug 199 Mal das deutsche Nationaltrikot und warf dabei 565 Tore. Er wurde nicht nur Weltmeister (2007) und Vize-Weltmeister (2003), sondern auch Europameister (2004). Zudem gewann er mit der Auswahl des Deutschen Handballbundes in Athen 2004 Olympia-Silber.
In der Bundesliga spielte der Rückraumschütze für die SG Wallau-Massenheim, den HSV Hamburg und HBW Balingen-Weilstetten. Hens kam in Daun (Rheinland-Pfalz) zur Welt, wuchs aber in Wiesbaden auf. Beim Bezahlsender Sky fungiert er als Handball-Experte. Hens ist verheiratet und hat zwei Kinder.
Handball-WM im Live-Ticker: Das Auftaktspiel der Handball-WM 2019 zwischen Korea und Deutschland gibt es hier.
Von Björn Mahr
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