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"Come Back Stronger Basti": MT-Jungprofi unterstützt seinen verletzten Bruder nach Autounfall

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Von: Marcel Ehrig

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Mächtig stolz auf seinen kleinen Bruder mit der Nummer 99: Sebastian Damm (re.) mit Bruder Julian, der gegen Flensburg sein erstes Profispiel machte. © Schardt

Und plötzlich war alles anders: Nach einem schweren Autounfall kann Zweitliga-Profi Sebastian Damm von Glück sagen, dass nicht noch mehr passiert ist. Sein Bruder Sebastian überraschte ihn jetzt mit einer besonderen Aktion.

Handball. Ein Blick in den Rückspiegel, Sebastian Damm (23) sieht noch zwei Scheinwerfer auf sich zurasen, dann kracht das Auto mit rund 80 km/h auf seinen Wagen in der Baustellenauffahrt und er wird unter den Sprinter vor ihm gequetscht. Passanten ziehen ihn aus dem Wrack, sein Auto steht in Flammen, dann wird Damm bewusstlos. Daran kann sich der Zweitligaspieler des VFL Lübeck-Schwartau noch erinnern, fassen kann er es aber immer noch nicht. Er erleidet ein Schädel-Hirn-Trauma und eine Knieverletzung – der Unfall hätte für ihn auch tödlich enden können.

„Als ich aufgewacht bin, habe ich meine Beine nicht mehr gespürt. Ich dachte, dass ich vielleicht nie mehr werde laufen können“, sagt Sebastian Damm. Als wir ihn erreichen, hat er gerade das Klinikum Kassel verlassen. Zwei Wochen sind seit dem Unfall vergangen. Bald wird er seine Reha beginnen und ist zuversichtlich, dass alles wieder gut wird. „Bis Neujahr kann ich wieder laufen“, ist er sich sicher. Und wenn er das sagt, wünscht man ihm es nicht nur, man ist selbst davon überzeugt. Mit 13 Jahren verließ er das Elternhaus in Harleshausen und ging ins Handballinternat nach Großwallstadt, mit 17 wechselte er nach Dormagen. Sein älterer Bruder Christian spielt in der zweiten Mannschaft der MT Melsungen, sein jüngerer Bruder Julian feierte jetzt sein Debüt im Profiteam.

„Beim letzten Spiel der MT durfte ich für ein paar Stunden das Krankenhaus verlassen und habe meinem Bruder bei seinem ersten Profispiel zugesehen. Ich bin unglaublich stolz auf ihn“, sagt Damm. Emotionaler geht es wohl kaum. Sein Bruder, Jahrgang 2000, machte gegen Flensburg aber nicht nur sein erstes Profispiel für Melsungen, sondern hatte eine besondere Botschaft für seinen verletzten Bruder: Unter seinem Trikot trug er ein T-Shirt mit der Aufschrift „Come Back Stronger Basti“. „Da hatte ich Tränen in den Augen“, sagt Sebastian Damm.

„Er hat gespielt, als wäre er schon lange dabei, ich freue mich unglaublich für ihn, dass er es so weit geschafft hat“, sagt Damm über seinen fünf Jahre jüngeren Bruder Julian. „Es war toll bei den Großen dabei zu sein und natürlich war ich aufgeregt, aber mit dem ersten Schritt aufs Feld habe ich einfach nur Handball gespielt, wie immer eben“, beschreibt Julian Damm sein Debüt. Dass sein Bruder einen schweren Unfall hatte, erfuhr er von seiner Mutter nach einer Trainingseinheit. Erst später wurde ihm der Ernst der Lage bewusst. „Zum Glück ist er noch da“, sagt der Jungprofi. Sein Bruder, gleichzeitig auch sein Vorbild, sei immer für ihn da gewesen. Jetzt ist es andersherum. 143 Zweitligaspiele hat sein Bruder für Dormagen und den VFL Lübeck Bad Schwartau absolviert.

Sein aktueller Verein lässt Sebastian Damm derweil nicht hängen und will seinen auslaufenden Vertrag verlängern. Er will aber erst einmal gesund werden und hat noch nicht unterschrieben. Seine Pläne für die Zukunft haben sich trotz des Unfalls nicht geändert. Er will Medizin studieren und fährt in Lübeck für das Deutsche Rote Kreuz Einsätze. Das Gefühl in seinen Beinen kehrt so langsam zurück. Die Reha wird Damm in Melsungen absolvieren und wird täglich von Kassel nach Melsungen gefahren. Und auch wenn er nur Beifahrer ist – wieder in einem Auto zu sitzen, fällt ihm nicht leicht.

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