Die größten Skandale in der Geschichte der Olympischen Spiele

Die Olympischen Spiele sind das Highlight jeder Sportlerkarriere. Handfeste Skandale, Eklats und Betrugsfälle bleiben dabei nicht aus.
Athen - „Schneller, höher, stärker.“ Seit der Antike treffen sich die besten Sportler der Welt, um sich bei den Olympischen Spielen zu messen. Die Geschichte der ruhmreichen Spiele ist geprägt von außerordentlichen Leistungen und strahlenden Superstars des Sports. Dass bei den Olympischen Sommerspielen jedoch nicht immer alles reibungslos und fair und ohne Misstöne abläuft, zeigen die Geschichten in unserer Fotostory. Wir haben die größten Aufreger zusammengefasst.
Olympia 1908: Wyndham Halswelle läuft in London ohne Gegner zur Goldmedaille

Der Schotte Wyndham Halswelle gewann bei den Olympischen Spielen 1908 Gold im Sprint über 400 Meter. Dabei kam es zu einem einmaligen Vorfall in der olympischen Geschichte. Nachdem Halswelle im Finale, das er gemeinsam mit drei US-Amerikanern erreicht hatte, von einem Konkurrenten absichtlich behindert und abgedrängt worden war, disqualifizierte das Schiedsgericht den eigentlichen Sieger des Rennens und setzte eine Wiederholung des Rennens an. Da die zwei neben Halswelle verbleibenden Finalteilnehmer den Wiederholungslauf aus Protest gegen die Entscheidung boykottierten, war der Schotte der einzige Finalteilnehmer und lief ohne Konkurrenz zu Gold.
Olympia 1908: Marathonläufer Dorando Pietri wird auf der Schlussgeraden disqualifiziert

Auch über die Langdistanz kam es bei den Olympischen Spielen 1908 in London zu einem Kuriosum. Der Italiener Dorando Pietri (Mitte) erreichte beim Marathonlauf mit großem Vorsprung das Stadion, wo den damals 23-Jährigen lediglich eine halbe Stadionrunde vom Olympiasieg trennte. Vom Rennen völlig erschöpft hatte Pietri Schwierigkeiten sich zu orientieren und brach immer wieder auf der Bahn zusammen, sodass anwesende Kampfrichter ihn auf dem Weg über die Ziellinie stützen.
Dorando Pietri: Pokal von der Queen trotzt Disqualifikation im letzten Moment

Da die Hilfeleistung der Kampfrichter einen Regelverstoß darstellte, legte das US-amerikanische Team Beschwerde ein. Pietri wurde disqualifiziert und der zweitplatzierte US-Amerikaner John Hayes zum Olympiasieger erklärt. Bei der Siegerehrung wurde dem Italiener dennoch ein Pokal von Königin Alexandra als Auszeichnung für seinen Kampfgeist überreicht.
Olympia 1912: Ausnahmesportler Jim Thorpe bekommt Medaillen aberkannt - vorerst

Der US-Amerikaner Jim Thorpe galt als sportliches Ausnahmetalent und einer der besten Athleten der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Er betrieb Baseball, Football, Basketball und Leichtathletik auf höchstem Niveau und nahm an den Olympischen Spielen 1912 in Stockholm teil. Auch dort überflügelte Thorpe die Konkurrenz und holte Gold im Zehn- und im Fünfkampf. Später wurden ihm seine Medaillen aberkannt, da er zuvor zwei Jahre in einer semiprofesionellen Baseball-Liga aktiv gewesen war und damit gegen die Amateurregelungen der Olympischen Spiele verstoßen hatte. 1983 wurde Thorpe postum vom OIympischen Komitee rehabilitiert.
Olympia 1932: Jahrhundertläufer Paavo Nurmi darf in Los Angeles nicht starten

Paavo Nurmi gehörte zu den dominantesten Läufern seiner Zeit. Bei den Olympischen Spielen von 1920, 1924 und 1928 gewann er insgesamt neun Gold- und drei Silbermedaillen. Der Finne galt deshalb auch bei den Olympischen Spielen 1932 in Los Angeles als Topfavorit. Doch der Finne Jim Thorpe wurde Nurmi kurz vor den Spielen wegen einer Verletzung des Amateurstatuts lebenslang gesperrt. Der Auslöser soll eine zu hohe Reisekostenabrechnung gewesen sein. Da der damalige Präsident des internationalen Leichtathletikverbands Schwede war, vermuteten viele politische Gründe, die zur Sperre des Finnen geführt hatten.
Olympia 1936: „Halbjüdin“ Helene Mayer hebt in Berlin den Arm zum Hitlergruß

Bei den Olympischen Sommerspiele 1936 in Berlin wollte Adolf Hitler die „Überlegenheit der deutschen Herrenrasse“ der ganzen Welt demonstrieren. Jüdische Sportler wurden zu den Wettbewerben gar nicht erst zugelassen. Die Fechterin Helene Mayer, deren Vater Jude war, durfte jedoch aufgrund ihrer starken Leistungen trotzdem für Deutschland teilnehmen und zeigte nach dem Gewinn der Silbermedaille sogar den Hitlergruß im Berliner Olympiastadion. 1937 siedelte Mayer in die USA über und nahm die US-amerikanische Staatsbürgerschaft an.
Olympia 1936: Jesse Owens und Lutz Longs verbotene Freundschaft

Der Deutsche Luz Long (links) und der Amerikaner Jesse Owens freundeten sich während des Weitsprungwettkampfs der Olympischen Spiele 1936 in Berlin an. Long soll seinem Konkurrenten sogar Tipps für einen besseren Absprung gegeben haben. Am Ende siegte Owens mit neuem Weltrekord vor dem Zweitplatzierten Long. Die neuen Freunden gingen Arm in Arm zur Siegerehrung – zum großen Unmut der politischen Führung. Später soll Long, der wenige Jahre darauf im zweiten Weltkrieg fiel, vom NS-Regime die Anweisung erhalten haben, „nie wieder einen Neger zu umarmen“.
Jesse Owens: Ausnahmesportler holt in Berlin gleich viermal Gold - nicht jedem gefällt das

Jesse Owens brillierte neben seinem ersten Platz beim Weitsprung in Berlin auch auf der Laufbahn. Er gewann Gold über 100 Meter, 200 Meter und im Team bei der 4x100 Meter Staffel. Der US-Amerikaner wurde somit zum erfolgreichsten Sportler der Olympischen Spiele 1936. Adolf Hitler, der doch die Hoheit der „weißen Herrenrasse“ unter Beweis stellen wollte, dürfte das gar nicht gefallen haben. Einen direkten Affront hat es allerdings anscheinend nicht gegeben, obwohl das häufig behauptet wird. Owens selbst hat in seiner 1970 erschienen Biografie zu Protokoll gegeben: „Als ich am Kanzler vorbeikam, stand er auf, winkte mir zu und ich winkte freundlich zurück.“
Olympia 1956: „Das Blutspiel von Melbourne“

Als das „Blutspiel von Melbourne“ ging das Halbfinale des olympischen Wasserballturniers zwischen der UdSSR und Ungarn 1956 in Australien in die Geschichte ein. Nachdem sowjetische Truppen wenige Woche zuvor die ungarische Demokratiebewegung bei ihrem Einmarsch in Budapest niedergeschlagen hatten, erhielt die Begegnung zusätzliche politische Brisanz. Beim Stand von 4:0 für die Ungarn erlitt Ervin Zador (rechts) nach einem Ellenbogencheck durch einen sowjetischen Spieler eine Platzwunde an der Schläfe. Daraufhin flogen sowohl im Becken als auch auf den Zuschauerrängen die Fäuste. Der Schiedsrichter brach die Partie ab. Ungarn zog ins Finale ein und verteidigte den Olympia-Titel. Die Bilder des blutenden Zadors gingen um die Welt.
Olympia 1960 und 1964: Sind Tamara und Irina Press wirklich Frauen?

Die Schwestern Tamara (Foto) und Irina Press sorgten bei den Olympischen Spielen von 1960 und 1964 für Aufsehen. Die Schwestern gewannen insgesamt fünf Gold- und eine Silbermedaille in den Disziplinen Diskuswurf, Kugelstoßen, 80 Meter Hürden und Fünfkampf. Aufgrund ihrer dominanten Leistungen wurden immer wieder Zweifel am Geschlecht der Schwestern laut. Nachdem für die Spiele 1968 eine Bestimmung des Geschlechts der Athleten eingeführt wurde, verschwanden die Press-Schwestern von der internationalen Bühne. Die westliche Presse verstand den Rückzug als Eingeständnis.
Olympia 1968: US-Sprinter Tommie Smith und John Carlos siegen mit „Black Power“

Ein Bild, das um die Welt ging: Die US-amerikanischen Sprinter Tommie Smith (Mitte) und John Carlos (rechts) zeigten nach dem Gewinn der Gold- bzw. Bronzemedaille über 200 Meter bei den Olympischen Spielen 1968 in Mexiko-Stadt den Black Power Gruß. Das Bild von der Siegerehrung gilt heute als Symbolbild für die US-amerikanische Bürgerrechtsbewegung.
Tommie Smith und John Carlos: Vom US-Team suspendiert und dennoch unvergessen

Smith und Carlos wurden anschließend als Strafe für ihr Verhalten aus dem US-Team genommen und mussten das olympische Dorf verlassen. Die Medaillen wurden den Athleten jedoch nicht aberkannt. Heute erinnert eine knapp sieben Meter hohe Statue auf dem Campus der San Jose State University an die Protestaktion der beiden Sprinter.
Olympia 1968: Hans-Gunnar Liljenwall reitet in Mexiko mit 0,81 Promille zur Bronzemedaille

Hans-Gunnar Liljenwall war der erste Sportler, der bei den Olympischen Spielern aufgrund eines Dopingvergehens überführt wurde. Der Schwede gewann bei den Spielen 1968 in Mexiko-Stadt die Bronzemedaille im Mannschaftswettbewerb des Modernen Fünfkampfes (Pistolenschießen, Degenfechten, Schwimmen, Springreiten, Querfeldeinlauf). Beim anschließenden Dopingtest wurden bei Liljenwall 0,81 Promille Alkohol im Blut nachgewiesen. Laut eigenen Aussagen hatte er vor dem Schießen „zwei Bier“ getrunken, um seine „Nerven zu beruhigen.“ Die Medaille wurde ihm daraufhin aberkannt.
Olympia 1972: UdSSR stößt die US-Basketballer in Skandal-Spiel vom Thron

Seit 1936 ist Basketball eine olympische Disziplin. Die ersten sieben Austragungen des Turniers konnte allesamt das US-Team für sich entscheiden. Dann kamen die Spiele 1972 in München. Die US-Amerikaner, die mit einer Bilanz von 63 Siegen aus 63 Spielen bei Olympia ins Finale gegangen waren, führten drei Sekunden vor Ende der Spielzeit mit 50:49 gegen die Sowjetunion. Nach Kontroversen um die Rechtmäßigkeit einer Auszeit kam das Team der UdSSR im letzten Angriff nicht zum Korberfolg. Die Amerikaner feierten den sicher geglaubten Olympiasieg. Da die Hallenuhr beim vermeintlich letzten Angriff jedoch falsch eingestellt war, erhielten die Sowjets erneut Ballbesitz bei drei Sekunden verbleibende Spielzeit. Tatsächlich kamen sie zum entscheidenden Korberfolg: 51:50. Das US-Team blieb aus Protest der Siegerehrung fern.
Olympia 1976: Fünfkämpfer Boris Onyschtschenko manipuliert seinen Degen

Als fairer Sportsmann erwies sich der Ukrainer Boris Onyschtschenko bei den Olympischen Sommerspielen in Montreal keinesfalls. Der moderne Fünfkämpfer hatte im Griff seiner Waffe ein gewinnbringendes Element angebracht: einen zusätzlichen Kontaktknopf, den er mit seinem Ringfinger betätigen konnte. So leuchtete bei der Trefferansage auch dann ein Licht auf, wenn Boris Onyschtschenko seinen Gegner überhaupt nicht mit seinem Degen getroffen hatte.
Boris Onyschtschenko: Lebenslange Sperre nach Trickserei beim Fechten

Lange sollte der Betrug des ukrainischen Profis nicht unerkannt bleiben. Der englische Fünfkämpfer Jim Fox wurde misstrauisch. Eine Untersuchung bestätigte dann schließlich den Verdacht der Täuschung und Boris Onyschtschenko wurde lebenslang gesperrt.
Olympia 1980: Der Boykott

Wenn die ganze Welt zusammenkommt, ist Politik mal Randnotiz, mal bestimmendes Thema. Letzteres war bei den Olympischen Spielen 1980 in Moskau der Fall. Damals war der Kalte Krieg so heiß wie nie. Ein halbes Jahr vor den Sommerspielen marschierten sowjetische Truppen in Afghanistan ein. Die USA nahm das zum Anlass, ihre Olympia-Teilnahme abzusagen. 63 Nationen taten es den USA gleich, darunter auch die Bundesrepublik. Nur 81 Staaten nahmen schließlich an den Spielen von Moskau teil – so wenige wie seit Melbourne 1956 nicht mehr.
Olympia 1984: Der Gegenboykott

Ausgerechnet: Nur vier Jahre nach den vom Westen boykottierten Sommerspielen von Moskau erhielt Amerika den Zuschlag für Olympia. Die Spannungen zwischen den beiden Supermächten blieben. Die Sowjetunion monierte im Vorfeld der Spiele in Los Angeles mangelnde Sicherheitsgarantien für ihre Sportler. Auch die Akkreditierung soll den Sowjets schwer gemacht worden sein. Zweieinhalb Monate vor der Eröffnungsfeier sagte die UdSSR schließlich ihre Teilnahme ab – und mit ihr viele andere Ostblock-Staaten wie die DDR. Insgesamt nahmen diesmal immerhin 140 Nationen an den Spielen teil.
Olympia 1984: Gabriele Andersen Schiess quält sich über die Ziellinie - Ordner schauen zu

Schafft sie es, oder schafft sie es nicht? Der erste olympische Frauen-Marathon 1984 in Los Angeles hatte es in sich. Im Mittelpunkt: Gabriele Andersen Schiess. Vollkommen entkräftet und dehydriert kam sie nach knapp 42 Kilometern auf der Strecke zum Zieleinlauf ins Stadion - torkelnd und mit den Kräften völlig am Ende. Bei den Ordnern herrschte Ratlosigkeit.
Gabriela Andersen Schiees: Marathonläuferin bricht im Ziel zusammen

„Die Hitze war brutal. Fatal war, dass ich die letzte Station mit Getränken verpasst habe“, sagte die Marathonläuferin einige Jahre später dem Tagesspiegel. 600 Meter musste sie noch laufen, ins Ziel schaffte sie es nur mit Mühe. „Viel länger hätte ich es nicht ausgehalten, nicht ohne Flüssigkeit“, so Andersen Schiess weiter. Der Rennarzt sei jedoch neben ihr gewesen und habe sie beobachtetet. Da sie nicht desorientiert wirkte, habe er sie weiterlaufen lassen. „Hätte er eingegriffen, wäre ich disqualifiziert worden“, erklärte sie. Mit einer Zeit von zwei Stunden, 48 Minuten und 42 Sekunden landete sie auf dem 37. Platz. Im Ziel kollabierte sie.
Olympia 1988: Sprinter Ben Johnson schockt die Sportwelt - zu gut für diese Welt?

Es ist eines der berühmtesten Doping-Vergehen in der Geschichte des Sports. 1988 stürmte der kanadische Sprinter Ben Johnson über die 100-Meter-Distanz in Seoul nicht nur zu Gold, sondern stellte mit 9,79 Sekunden einen unglaublichen neuen Weltrekord auf. Drei Tage später dann der Schock für die Sportwelt: Johnson hatte nachgeholfen. Er wurde disqualifiziert.
Ben Johnson: Historischer Lauf, historischer Doping-Skandal - doch der Sprinter ist uneinsichtig

Recht einsichtig zeigte sich Ben Johnson nach dem Doping-Skandal nicht. Dem Schweizer Magazin sagte er viele Jahre später: „Es gibt nur eine Möglichkeit, dass Ben Johnson scheitert: wenn sich jemand einmischt und alles kaputt macht. Wie in Seoul: Sie konnten mich nicht schlagen, also taten sie, was nötig war, um mich zu stoppen.“ 1988 erhielt US-Sprinter Carl Lewis nach Johnsons Disqualifikation die Goldmedaille. Doch auch Lewis soll hinsichtlich Doping keine weiße Weste gehabt haben. Der Sprinter gab zu, gedopt zu haben.
Olympia 1988: Park Si-Hun wird gnadenlos von Roy Jones vermöbelt - und gewinnt trotzdem

Mit nur 19 Jahren reiste der Amerikaner Roy Jones Jr. zu den Olympischen Spielen 1988. Seine Disziplin: Boxen im Mittelgewicht. Im Finale trat er gegen den Südkoreaner Park Si-Hun an (re.). Obwohl der Amerikaner 86 Treffer landete und der Koreaner nur 32, erklärten drei von fünf Kampfrichtern Si-Hun zum Sieger. Diesem schien das so peinlich zu sein, dass er bei der Siegerehrung das Handgelenk von Roy Jones Jr. in die Höhe streckte. Die Goldmedaille brachte diese Geste Jones Jr. jedoch auch nicht zurück.
Olympia 2000: Lance Armstrong bekommt Olympia-Medaille abgenommen

Die Karriere des US-amerikanischen Radsportlers Lance Armstrong (rechts) war geprägt von einem Höhepunkt nach dem anderen. Die Tour de France gewann Armstrong zwischen 1999 und 2005 siebenmal in Folge. Bei den Olympischen Spielen 2000 konnte sich Armstrong die Bronzemedaille sichern. Jahre später ging es für den US-Amerikaner aber steil bergab: Doping.
Lance Armstrong: Lebenslange Sperre nach Dopingskandal - und er würde es wieder tun

2012 wurde Lance Armstrong rückwirkend lebenslänglich gesperrt. Alle gewonnen Medaillen musste der US-Amerikaner zurückgeben. 2013 gestand der ehemalige Radprofi in einem Interview mit US-Moderatorin Oprah Winfrey seinen Dopingmissbrauch. So hatte er bei all seinen Tour-de-France-Siegen leistungssteigernde Mittel zu sich genommen, auch bei den Olympischen Spielen hatte er gedopt. 2015 äußerte er sich erneut. In einem Interview mit dem britischen Sender BBC erklärte er damals: „Wenn man mich ins Jahr 1995 zurückversetzen würde, als Doping allgegenwärtig war, würde ich es wahrscheinlich wieder tun.“
Olympia 2000: Marion Jones‘ tiefer Fall - von der Königin von Sydney zur Dopingsünderin

Bei den Olympischen Spiele 2000 in Sydney triumphierte sie mehr als nur einmal: die US-amerikanische Sprinterin Marion Jones. Sie holte drei Goldmedaillen im Sprint, Bronze im Weitsprung und mit der Sprintstaffel. Wahrlich ein Olympiatraum - der allerdings ein böses Ende nahm. Die Doping-Vorwürfe wurden lauter und lauter. Zweimal sagte sie unter Eid aus, nicht nachgeholfen zu haben. 2007 knickte sie ein und gab zu, bei Olympia gedopt zu haben.
Marion Jones: Ihre Fehltritte brachten sie bis ins Gefängnis

Die Olympia-Medaillen musste Marion Jones inklusive des Preisgeldes zurückgeben. Aufgrund ihrer getätigten Aussagen unter Eid musste die Sportlerin 2008 sogar für sechs Monate ins Gefängnis.
Olympia 2004: Diskuswerfer Robert Fazekas versucht Urinprobe zu vertauschen

2004 kehrten die Olympischen Spiele an ihren Entstehungsort zurück. Die Doping-Skandale setzten sich jedoch auch in Athen fort und überschatteten vor allem die Leichtathletik-Wettbewerbe. Nach seinem Sieg im Diskuswurf wollte Robert Fazekas (Mitte) zunächst keinen Doping-Test machen, später versuchte er, sein Urin mit dem eines anderen Sportlers zu vertauschen. Seine Goldmedaille wurde ihm aberkannt, Fazekas wurde für zwei Jahre gesperrt. Der Ungar sagte später: „Ich habe nicht betrogen. Alle, die wissen, wie eine Dopingkontrolle abläuft, wissen auch, dass es total unmöglich ist, zu betrügen.“
Olympia 2004: Erfundener Verkehrsunfall zur Ablenkung der Doping-Fahnder

Sie waren die großen Hoffnungsträger der Griechen bei den Olympischen Spielen 2004 in Athen: Ekaterini Thanou (li.) und Konstantinos Kenteris. Letzterer hatte im Jahr 2000 in Sydney über die 200 Meter die Goldmedaille gewonnen. Thanou war amtierende Europameisterin über die 100-Meter-Distanz. In Athen sorgten die beiden jedoch nicht für Olympisches Metall, sondern schon vor der Eröffnungsfeier für einen Skandal. Zu einer Dopingprobe erschienen die beiden nicht. Die Frist für die Urinabgabe wurde um weitere zwei Stunden verlängert, doch wieder erschienen die Profi-Sportler nicht. Die Ausrede: Ein Motorradunfall, den es nie gegeben hatte. Die Folge: Beide Athleten mussten auf den Start bei Olympia in ihrer Heimat verzichten und eine zweijährige Sperre aussitzen.
Olympia 2004: Deutsche Springreiter verlieren Olympisches Gold nach über einem Jahr

Bei den Olympischen Spielen 2004 in Athen holte die deutsche Mannschaft Gold im Springreiten. Angeführt wurde das Team dabei vom Fahnenträger der deutschen Olympia-Athleten, Ludger Beerbaum (links). Nach dem siegreichen Finale fiel dessen Pferd „Goldfever“ beim Doping-Test auf. Es wurde die Substanz Betamethason nachgewiesen. Über die Frage, ob Beerbaums Pferd wirklich gedopt war oder nicht, entbrannte ein langer Streit.
Ludger Beerbaum: Springreiter weist Dopingvorwürfe zurück - und akzeptiert die Strafe

Ludger Beerbaum reagierte geschockt auf die Doping-Vorwürfe gegen sein Pferd „Goldfever“. Er gab an, die Substanz Betamethason lediglich zur Behandlung einer Hautirritation beim Pferd angewendet zu haben. Das glaubte ihm selbst der internationale Sportgerichtshof CAS. Der Prozess zog sich ewig. Erst ein Jahr nach den Sommerspielen von Athen entschieden die Verantwortlichen auf einen Regelverstoß. Beerbaum wurde seine Goldmedaille aberkannt, das deutsche Springreit-Team nachträglich von Gold auf Bronze herabgestuft. Beerbaum protestierte nicht.
Olympia 2008: Wie alt sind die chinesischen Turnerinnen wirklich?

Eine Medaille nach der anderen sicherten sich die chinesischen Turnerinnen bei den Olympischen Spielen 2008 in Peking. All der Freude über den Erfikg zum Trotz gab es erheblichen Diskussionsbedarf um das Alter der Chinesinnen. Um an Olympia teilzunehmen, hätten sie 16 Jahre alt sein müssen. Hinweise, dass die zweifache Goldmedaillen-Gewinnerin (Mannschaft und Stufenbarren) He Kexin (dritte von links) und Teamkolleginnen zwei Jahre älter gemacht wurden, konnten nicht bewiesen werden.
Olympisch 2008: Taekwondo-Kämpfer Angel Valodia Matos tritt Kampfrichter ins Gesicht

Bei Olympia im Jahr 2000 in Sydney triumphierte der kubanische Taekwondo-Kämpfer Angel Valodia Matos noch. Acht Jahre später schaffte es der Kubaner in Peking wieder weit. Im Halbfinale führte er mit 3:2 gegen Arman Chilmanov aus Kasachstan, dann verletzte er sich am Fuß. Weil er nicht vor dem Ende der vorgegebenen Behandlungszeit wieder einsatzfähig war, disqualifizierte ihn der Hauptkampfrichter Chakir Chelbat - mit Folgen. Angela Valodia Matos ließ seinem Frust freien Lauf und verpasste Chelbat mit voller Woche einen Tritt ins Gesicht.
Angel Valodia Matos: Taekwondo-Kämpfer wird nach Ausraster lebenslang gesperrt

Die brutale Tätlichkeit des Taekwondo-Kämpfers Angela Valodia Matos gegen den Hauptkampfrichter mündete in einer lebenslangen Sperre. Den Traum vom erneuten Olympischen Edelmetall musste Matos damit ein für alle Mal aufgeben.
Olympia 2008: Ara Abrahamian erhebt schwere Korruptionsvorwürfe gegen Ringrichter

Als der Ringer Ara Abrahamian zu den Olympischen Sommerspielen nach Peking reiste, hatte er nur ein Ziel: Gold im griechisch-römischen Stil. Kein Wunder, denn der Schwede mit armenischen Wurzeln zähle zum Favoritenkreis. Bis zum Halbfinale gegen den Italiener Andrea Minguzzi lief alles nach Plan. Doch dann sorgte Abrahamian für einen handfesten Eklat: Nach einer umstrittenen Entscheidung der Ringrichter ging der damals 33-Jährige als Verlierer von der Matte. Weil ein Ringrichter wie Abrahamians Gegner aus Italien stammte, witterte der Schwede eine Verschwörung, protestierte aber vergeblich.
Ara Abrahamian: Bronzemedaille auf der Matte zurückgelassen

Nach dem umstrittenen Aus im Halbfinale wollte Ara Abrahamian eigentlich auf das „kleine Finale“ um die Bronzemedaille verzichten. Freunde stimmten den Schweden um, er gewann. Doch noch während der laufenden Siegerzeremonie nahm Abrahamian seine Medaille ab, legte sie unsanft im Ring ab und verließ die Halle, um ein Zeichen zu setzen. Der Eklat war perfekt. Der IOC ließ das nicht auf sich sitzen, erkannte ihm Bronze ab und sperrte den Athleten lebenslang. Abrahamian war das wohl herzlich egal, denn noch in Peking erklärte er seinen Rücktritt vom aktiven Sport.
Olympia 2012: Chinesisches Badmindton-Duo verliert absichtlich

Der Kampf um Olympische Medaillen führt Profisportler teils auf schier unverständliche Wege. So wurden bei den Olympischen Spielen in London acht chinesische Badmintonspielerinnen disqualifiziert. Sie hatten absichtlich in Vorrundenspielen verloren, um in den anschließenden K.o.-Runden auf schwächere Mitstreiterinnen zu treffen. Ein Plan, der für das Badminton-Doppel Wang Xiali und Yu Yang nach hinten los ging.
Olympia 2012: Betty Heidlers verschwundene Hammer-Weite

Vier Jahre bereiten sich Profisportler darauf vor, bei den Olympischen Spielen ihre absolute Bestleistung abzurufen. 2012 in London hätten die Kampfrichter die deutsche Hammerwerferin Betty Heidler beinahe um ihre verdiente Bronze-Medaille gebracht. Anschließend bezeichnete sie den Vorfall als „das Skurrilste“, was sie in ihrer Karriere bis zu diesem Zeitpunkt erlebt habe. Im vorletzten Versuch gelang der Deutschen ein sehr weiter Wurf. Auf der Anzeigetafel erschien hinter ihrem Namen jedoch die rund vier Meter kürzere Weite der Konkurrentin, die nach ihr geworfen hatte. Betty Heidler protestierte. Wo war ihre Weite abgeblieben?
Betty Heidler: Chaos-Wettkampf mit Happy End

Die Suche nach Betty Heidlers Weite begann. Die Hammerwerferin durfte schließlich einmal zusätzlich werfen - ohne nennenswerten Ergebnis. Sollte die Chinesin Zhang Wenxiu ihr die Bronzemedaille vor den Augen wegschnappen? Schließlich tauchte Heidlers Weite doch noch auf. Mit 77,12 Metern trat sie bei den Olympischen Spielen in London als Gewinnern der Bronzemedaille auf das Siegerpodest. Heute ist Heidler nicht mehr im Besitz der Medaille. Aufgrund eines Dopingvorfalls bei Siegerin Tatjana Lysenke,erhielt Betty Heidler vier Jahre nach dem großen Bangen um Bronze nachträglich sogar noch Silber verliehen.
Olympia 2012: Oscar Pistorius sprintet auf Prothesen zu den Sommerspielen

Der Südafrikaner Oscar Pistorius sorgte 2012 für Aufsehen, nachdem er als erster beidseitig beinamputierter Athlet für die Olympischen Sommerspiele nominiert worden war. In der 4x400 Meter Staffel erreichte Pistorius, der aufgrund seiner Prothesen den Spitzname „Blade Runner“ erhalten hatte, den achten Rang.
Oscar Pistorius: Mord - der tiefe Fall der Olympia-Sensation

Knapp ein halbes Jahr später geriet Pistorius erneut in die Schlagzeilen. Er wurde verdächtigt, seine Freundin Reeva Steenkamp ermordet zu haben. Pistorius wurde letztendlich 2017 wegen Mordes mit verminderter Tötungsabsicht zu einer Gefängnisstrafe von 15 Jahren verurteilt.
Olympischa 2016: Renaud Lavillenie und das unfaire Publikum - bittere Tränen

Die Olympischen Spiele in Rio hatte sich der französische Stabhochspringer Renaud Lavillenie sicherlich anders vorgestellt. Der Olympiasieger von 2012 schaffte es zwar auch 2016 ins Finale. Dort bekam er allerdings das unfaire Verhalten des Publikums deutlich zu spüren. Pfiffe und Buhrufe inklusive. Der Hintergrund: Der Brasilianer Thiago Braz da Silva stand ebenfalls im Finale. Am Ende muss sich der Franzose tatsächlich gegen ihn geschlagen geben. Da Silva übersprang eine Höhe von 6,03 Metern, Lavillenie gelang es nur, 5,98 Meter zu überqueren. Anschließend verglich er seinen Fall mit dem von Jesse Owens, der bei den Olympischen Spielen 1936 in Deutschland aufgrund seiner Hautfarbe im Fokus stand. Dafür entschuldigte Lavillenie später. Bei der Siegerehrung musste der Franzose erneut mit lautstarken Buhrufen und Pfiffen klarkommen, schließlich flossen bei Renaud Lavillenie die Tränen.
Olympia 2016: US-Schwimmer randalieren in Tankstelle - und erfinden einen Überfall

2016 gewann das US-Schwimmteam um Michael Phelps (rechts) und Ryan Lochte über 4x200 Meter Freistil die Goldmedaille bei den Olympischen Spielen. In Erinnerung ist aber wohl eher eine der merkwürdigsten Geschichten überhaupt geblieben. So sorgten Lochte und seine Teamkameraden Jimmy Feigen, Gunnar Bentz und Jack Conger für negative Schlagzeilen. Sie hatten an einer Tankstelle in Rio randaliert und schließlich die Geschichte erfunden, mit vorgehaltener Waffe überfallen worden zu sein. Bentz und Conger bestätigten schließlich der Polizei, dass es sich um eine Lüge handelte. Ryan Lochte hingegen gab via Twitter eine Erklärung ab. Er bedauerte sein Verhalten, behaarte jedoch weiterhin darauf, die Wahrheit zu sagen. Auf Twitter schrieb er: „Es ist traumatisch, spät mit seinem Freunden in einem fremden Land - mit einer Sprachbarriere - unterwegs zu sein, und sich einem Fremden mit einer Waffe gegenüberzusehen, der Geld will, um dich gehen zu lassen.“
Ryan Lochte: Uneinsichtiger Randalierer verliert Sponsoren und wird gesperrt

Den Vorfall bezahlte Royan Lochte teuer. Langjährige Sponsoren sprangen ab, darunter der Schwimmartikelhersteller Speedo, der Herrenaustatter Ralph Lauren und der Matratzenhersteller Airweave. Die Lügengeschichte zog unter anderem eine Anklage wegen Falschanzeige sowie eine zehn Monate lange Sperre nach sich. Die Prämie für den Gewinn mit der Staffel bei den Olympischen Spielen musste er zurückzahlen, nationale Fördergelder blieben zehn Monate lang aus. Am Empfang des Olympiateams im Weißen Haus durfte Ryan Lochte nicht teilnehmen. Zwar kündigte er an, 2020 wieder an den Olympischen Spielen in Tokio teilnehmen zu wollen, qualifizieren konnte er sich aber nicht. (fd/mbr/jo)