Boeing 747: Wie schädlich ist das Ablassen von 65 Tonnen Kerosin in der Luft?

Eine Boeing 747-400 der Lufthansa muss einen Flug nach Shanghai abbrechen und 65 Tonnen Kerosin ablassen. Wie schädlich ist das für die Umwelt?
Update, 15.59 Uhr: 65 Tonnen Kerosin klingt viel. Welche Folgen hat das für die Umwelt? Keine schwerwiegenden, bestätigt das Umweltbundesamt (UBA). Frank Wetzel vom UBA zufolge sollte das Ablassen von 65 Tonnen Kerosin der betroffenen Boeing 747-400 am Sonntagabend über Mittelhessen unkritisch für Mensch und Umwelt sein.
Die Bedingungen seien günstig gewesen, sagt Wetzel: Das Kerosin sei gemäß der Radardaten in rund 5500 Metern Höhe abgelassen worden. Die Temperatur am Boden habe etwa 15 Grad betragen. Das Kerosin-Gemisch zerstäubt laut Wetzel beim Ablassen in feine Tröpfchen, wovon ein Großteil bei warmen Temperaturen direkt verdunstet. UV-Licht zersetzt die verdunsteten Bestandteile. Der Wind verteilt die immer kleiner werdenden Tröpfchen teils mehrere hundert Kilometer weit.
Lufthansa-Flug LH732: 65 Tonnen Kerosin zersetzen sich
Das Ablassen von Kerosin aus Flugzeugen "ist kein normaler Vorgang, sondern immer ein Notfall", sagt Frank Wetzel. "Da besteht ein Risiko für die Menschen an Bord - letztlich muss das der Pilot entscheiden." Eine Landung mit zu vollen Tanks sei oft nicht gefahrlos möglich. Am Boden sollte aber auch im Fall vom Sonntagabend "kein Effekt bemerkbar sein". Laut Wetzel sind "keine kritischen Umweltbelastungen zu befürchten".
Allgemein ergaben Untersuchungen des Umweltbundesamts laut einer aktuellen Studie "nach derzeitigem Wissensstand keine kritischen Umweltauswirkungen von Treibstoffschnellablässen auf Boden, Grundwasser, Luft und menschliche Gesundheit".
Lufthansa-Flug LH732: Keine Gefahr für die Umwelt
Update, 10.49 Uhr: Nicht lange hat der Flug der Lufthansa-Maschine mit der Flugnummer LH732 gedauert, dann ist die Boeing 747-400 wieder auf dem Flughafen Frankfurt gelandet. Nun steht die Ursache für den Flugabbruch fest: Eines der vier Triebwerke hatte mutmaßlich eine Fehlzündung, berichtet ein Sprecher des Lufthansa-Konzerns auf Nachfrage.
Dies deckt sich auch mit Augenzeugenberichten, die gesehen haben wollen, dass Flammen aus dem rechten, innen liegenden Triebwerk gekommen sein sollen. Passagiere wollen eine "große Verpuffung" bemerkt haben. Eine "akute Gefährdung" habe deshalb nicht bestanden, so der Lufthansa-Sprecher. Trotzdem habe man sich für den Abbruch des Langstreckenflugs entschieden.
Unterdessen wurde bekannt, dass die Lufthansa Sicherheitsbedenken bei einem bestimmten Airbus-Modell hat.
Flug LH 732: 65 Tonnen Kerosin über Mittelhessen verteilt
Um eine optimale Landung zu gewährleisten, muss in so einem Fall das geladene Kerosin abgelassen werden. Sonst ist das Flugzeug zu schwer und Trieb- und Fahrwerk könnten bei der Landung Schaden nehmen. Der Flug LH 732 hatte deshalb rund 65 Tonnen Kerosin über Mittelhessen ablassen müssen.
Dafür sei die Boeing zwischen Gießen, dem Vogelsberg und der Rhön gekreist und habe den Kraftstoff möglichst fein aus großer Höhe verteilt, erklärt der Lufthansa-Sprecher. Umweltschäden seien dadurch nicht zu befürchten, so der Konzernsprecher weiter. Durch die nebelartige Verteilung habe das Kerosin "am Boden praktisch keinen Effekt."

Die Passagiere, die am Sonntagabend mit dem Schrecken davon gekommen sind, hielten sich noch bis Montagvormittag in Frankfurt auf. Um 11.30 Uhr sollten sie laut dem Lufthansa-Sprecher in ein Ersatzflugzeug steigen und ihre Reise nach Shanghai antreten.
Erstmeldung, 12. August, 7.50 Uhr: Frankfurt - Ein mit 370 Passagieren besetzter Jumbo-Jet der Lufthansa hat kurz nach dem Start am Frankfurter Flughafen wegen eines technischen Problems umkehren müssen. Es habe kein akuter Notfall vorgelegen, die Piloten der Richtung Shanghai fliegenden Boeing 747-400 hätten sich "vorsorglich zur Rückkehr entschieden", teilte Lufthansa am frühen Montagmorgen mit.
Jumbo muss umkehren – Technisches Problem
Um das vollgetankte Flugzeug für die Landung vorzubereiten, sei Kerosin abgelassen worden, außerdem sei rein vorsorglich auch die Flughafenfeuerwehr ausgerückt. Letztlich habe die Lufthansa-Maschine dann normal landen können.
Zur Art des technischen Problems, das am späten Sonntagabend aufgetreten war, konnte die Lufthansa in der Nacht noch keine nähere Aussage machen. Die betroffenen Passagiere sollten am Montagvormittag mit einer Ersatzmaschine nach Shanghai fliegen.
Nachdem 2015 ein Germanwings-Pilot ein Passagierflugzeug zum Absturz brachte und die 150 Insassen mit sich in Tod riss, klagen die Angehörigen nun auch gegen den Mutterkonzern Lufthansa. Das deutsche Unternehmen veröffentlicht eine Stellungnahme - und schockiert damit die Hinterbliebenen der Opfer massiv.
dpa
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