Update vom 5. Oktober, 16.20 Uhr: „Jede einzelne Impfung rettet Leben und schützt unser aller Gesundheit!“, twitterte Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) am Dienstag. Wie dem RKI-Impfdashboard zu entnehmen ist, sind 64,7 Prozent der Gesamtbevölkerung inzwischen vollständig gegen das Coronavirus geimpft. Mindestens eine erste Impfung bekommen haben mittlerweile 68,2 Prozent aller Einwohner. Die Corona-Impfkampagne befindet sich allerdings im Sinkflug - auch im Vergleich mit Europa hinkt Deutschland hinterher.
Weitere Einzelheiten zur Impfkampagne im Überblick (Datenstand: 5. Oktober):
Indes schlugen Wissenschaftler in mehreren Studien jüngst Alarm. Die Coronavirus-Pandemie wirkt sich besonders auf Kinder und Jugendliche negativ aus. Mehr psychische Auffälligkeiten und Krankheiten sind die Folge. Die Landesärztekammer in Hessen hat aus diesen Gründen einen „Runden Risch“ initiiert, um über Erfahrungen, Vorbeugung und Warnsignale zu sprechen.
Mehrere Experten sprachen dabei am Dienstag in Frankfurt einen „Brennglaseffekt“ der Pandemie an. „Wir stellen häufig fest, dass Symptome stärker ausgeprägt sind als vor Corona“, sagte die Kinder und Jugendpsychiaterin Martina Pitzer, Direktorin einer Fachklinik in Eltville. So habe es eine deutliche Zunahme von Essstörungen gegeben mit massiv untergewichtigen jungen Patienten, die in die Klinik gekommen seien.
Das Risiko von Kindern und Jugendlichen, während der Corona-Pandemie psychisch zu erkranken, hängt den Experten zufolge auch stark mit der jeweiligen Lebenssituation zusammen. Wer in beengten Verhältnissen ohne Balkon oder Garten lebe, habe weniger Möglichkeiten, etwa durch Bewegung ein positives Erlebnis zu haben als Kinder, die buchstäblich Raum zur Entfaltung haben, hieß es.
Update vom 5. Oktober, 9.20 Uhr: Das Corona-Dashboard des RKI wird am Dienstagmorgen weiterhin aktualisiert. Die neuen Fallzahlen sind allerdings auf der Homepage des Robert-Koch-Instituts abrufbar. Innerhalb eines Tages meldeten die Gesundheitsämter in Deutschland demnach 4799 Corona-Neuinfektionen. Vor einer Woche hatte der Wert noch bei 4171 Ansteckungen gelegen.
Die Sieben-Tage-Inzidenz ist im Vergleich zum Vortag leicht gesunken und liegt bei 63,6. Am Vortag hatte der Wert bei 64,7 gelegen, vor einer Woche bei 60,3. Die Zahl der in Kliniken aufgenommenen Corona-Patienten je 100.000 Einwohner innerhalb von sieben Tagen - den für eine mögliche Verschärfung der Corona-Beschränkungen wichtigsten Parameter - gab das RKI am Montag (4. Oktober) mit 1,55 an.
Erstmeldung vom 5. Oktober: Berlin - Die Regeln für Schüler in Deutschland waren während der Corona-Pandemie* selten einheitlich. Von Bundesland zu Bundesland gab es Unterschiede bei Maskenpflicht, Tests und Abstand. Nun gelten erneut unterschiedliche Maßnahmen. Heinz-Peter Meidinger, Präsident des Deutschen Lehrerverbandes, spricht von einem „Rückfall in die wildeste Kleinstaaterei“.
Vor der Tagung der Kultusministerkonferenz Ende der Woche forderte er in der Rheinischen Post einheitliche Kriterien für Corona-Testungen*, Maskenpflicht und den erforderlichen Mindestabstand in Schulen bei stark steigenden Inzidenzen. Ebenso müssten die Infektions- und Quarantänezahlen wöchentlich bundesweit erfasst werden.
„Das größte Ärgernis für uns als Lehrerverband ist die Tatsache, dass bei den Corona-Maßnahmen derzeit wieder ein Rückfall in die wildeste Kleinstaaterei stattgefunden hat“, sagte Meidinger der Zeitung. In einigen Bundesländern sei die Maskenpflicht komplett abgeschafft worden, anderswo nur teilweise. In Bayern gab es zuletzt eine Lockerung der Regel.
Ebenso unterschiedlich würden Testungen der Schülerinnen und Schüler gehandhabt. In Thüringen seien neben der Maskenpflicht auch die Tests abgeschafft worden, wodurch die Schulen „zur Durchseuchung freigegeben werden“. In dem Bundesland gilt eine Maskenpflicht im Unterricht nur ab bestimmten Warnstufen, im Schulgebäude jedoch grundsätzlich. Verbindliche Tests sind erst ab der höchsten Warnstufe vorgeschrieben.
Der Vorstandschef der Kassenärztlichen Bundesvereinigung, Andreas Gassen, erklärte der Passauer Neuen Presse, Kinder seien „unter anderem als Folge der Corona*-Maßnahmen inzwischen in erhöhtem Maße zu einer leichten Beute für Viren geworden, die ihnen früher kaum etwas anhaben konnten“. Eine Maskenpflicht in Schulen halte er nicht für nötig, wenn parallel getestet werde.
Auch der Virologe Klaus Stöhr unterstützt die Forderung nach Lockerungen an Schulen. Der Wissenschaftler sprach sich in der Neuen Osnabrücker Zeitung für das Ende aller Corona-Maßnahmen – einen sogenannten „Freedom Day“ – für Minderjährige aus. „Sie sollten alle als geimpft oder genesen gelten und Masken in den Schulen und die Testpflicht für diese Gruppe verschwinden.“ Die Massentests von asymptomatischen Kindern an Schulen kritisierte Stöhr ebenfalls: „Da wird einfach nur sinnlos Geld verbrannt, das für wirklich wichtige Dinge viel dringender benötigt wird.“
Für eine komplette Aufhebung aller Corona*-Maßnahmen für Erwachsene sei es wegen des Risikos für ältere Ungeimpfte allerdings noch zu früh, erklärte der Virologe weiter. Mehr als drei Millionen über 50-Jährige seien noch nicht immunisiert und für die über 60-Jährigen seien die Nachimpfungen noch immer nicht vorbereitet. „Durch den nächsten Winter müssen wir noch mit der Hand an der Bremse wegen der über 50-Jährigen fahren“, so Stöhr. (ph/dpa/afp) *Merkur.de ist ein Angebot von IPPEN.MEDIA