Corona-Pandemie: Bald bis zu 800 Corona-Tote pro Woche in Deutschland? Experten mit düsterer Prognose

Die neusten Prognosen einer Forschergruppe aus Göttingen (Niedersachsen) verheißen nichts Gutes. Bis zu 800 Corona-Tote pro Woche sind demnach möglich.
- Corona*-Forschung: Beunruhigende Erkenntnisse aus Göttingen (Niedersachsen).
- Forscherteam um Viola Priesemann vom Max-Planck-Institut veröffentlicht neue Erkenntnisse.
- Die Todesfälle werden laut den Forschern in den nächsten zwei Wochen steigen.
Göttingen – Die Zahl der Todesfälle durch Covid-19 könnte sich in Deutschland in den ersten beiden Novemberwochen jeweils verdoppeln. Sie würde dann bei 500 bis 800 Fällen pro Woche liegen. Möglicherweise fällt der Anstieg sogar noch stärker aus.
Zu dem Ergebnis kommt ein Team um Viola Priesemann, Leiterin einer Forschungsgruppe am Göttinger Max-Planck-Institut für Dynamik und Selbstorganisation (MPIDS). Die Forscher in Niedersachsen kam über eine modellbasierte Analyse zu dieser Erkenntnis.
Corona-Forschung in Niedersachsen: Todesrate steigt mit dem Alter der Infizierten
Die Forscher in Göttingen beobachten die Corona-Entwicklungen bereits seit März. Ein besonderes Augenmerk legten die Forscher bei ihren Beobachtungen auf die Wirkung der Gegenmaßnahmen. Das Corona-Virus breitete sich bis Ende September vor allem bei den unter 60-Jährigen aus.
Das ist auch der Grund für die aktuell vergleichsweise niedrigen Todesfall-Zahlen, so das Forscherteam in Niedersachsen. Auch andere Forschungseinrichtungen in Deutschland kamen zu dieser Erkenntnis. Seit Ende September nimmt nun auch die Zahl der Erkrankten über 60 Jahren wieder zu.
„Das führt mit einem Zeitverzug von etwa zwei Wochen auch zu einem Anstieg der Todesfälle, der bereits jetzt klar zu beobachten ist“
Corona-Forchung in Göttingen: So unterscheiden sich die Todeszahlen im Vergleich
Während der ersten Welle der Corona-Epidemie starben in der Woche vom 13. bis 19. April 2020 deutschlandweit fast 1600 Menschen mit oder an Covid-19. Da hatte die Zahl der Neuinfektionen mit Sars-CoV-2 ihren Höhepunkt mit mehr als 35.000 gemeldeten Fällen in sieben Tagen bereits seit zwei Wochen überschritten.
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In der Woche vom 21. bis 28. Oktober gab es in Deutschland mehr als 85.000 bestätigte Neuinfektionen, im selben Zeitraum starben 335 Menschen an oder mit Covid-19.
Die Forschergruppe in Göttingen analysierte den Anstieg der gemeldeten Neuinfektionen nach Altersgruppen. Aus der beobachteten Sterblichkeit in der jeweiligen Altersfraktion ermittelt das Team in Niedersachsen wie sich die Zahl der Todesfälle durch Covid-19 entwickelt.
Modellrechnung der Forscher in Niedersachsen: Entwicklung der Todesfälle tritt verzögert auf
Bei ihren Modellrechnungen nahmen die Forscherinnen und Forscher in Göttingen zudem an, dass die Entwicklung der Todesfälle 14 Tage verzögert auf die Zahl der gemeldeten Neuinfektionen folgt.
„Die Ergebnisse unserer Modellrechnungen stimmen sehr gut mit den beobachteten Entwicklungen in allen Altersgruppen überein. Deshalb dürften auch unsere Prognosen für die kommenden zwei Wochen zuverlässig sein.“
Corona-Forschung in Niedersachsen: Verlauf der tödlichen Erkrankungen hängt vom Alter ab
Alle Vorhersagen darüber hinaus gestalten sich schwierig, so das Forscherteam aus Göttingen. Den die Entwicklung der Todeszahlen im Zusammenhang mit einer Covid-19-Erkrankung hängt stark vom Infektionsgeschehen bei über 80-Jährigen ab. Eins der derzeitigen Probleme stellen die Kontaktpersonen in den jüngeren Altersgruppen dar. Diese könnten derzeit von den Gesundheitsämtern nicht mehr konsequent verfolgt, geschweigeden isoliert werden, so die Forscher aus Niedersachsen.
„Die Dunkelziffer, also die Zahl der unerkannten Träger des Virus steigt offensichtlich. Damit haben wir in vielen Landkreisen einen Kipppunkt im Infektionsgeschehen überschritten, ab dem es schwierig wird, die Epidemie zu kontrollieren.“
Die Fallzahlen müssten sofort gesenkt werden, ansonsten würden noch strengere Maßnahmen zur Eindämmung des Corona-Virus und zum Schutz der Risikogruppen erforderlich werden. Das sei spätestens dann erforderlich, wenn die Krankenhauskapazität an ihre Grenzen kommt, so das Forscherteam aus Göttingen. (Thomas Kopietz und Lucas Maier) *hna.de ist Teil des bundesweiten Ippen-Digital-Redaktionsnetzwerkes