RKI-Corona-Statistik: So stecken sich Infizierte aktuell hauptsächlich an - überraschende Erkenntnisse aus USA
Die Corona-Zahlen in Deutschland steigen aktuell konstant an. US-Forscher und das RKI haben nun die Hauptansteckungsquellen veröffentlicht. Hoffnung für Risikopatienten.
- Europa befindet sich in einer zweiten Welle* der Corona*-Pandemie.
- Das RKI und US-Forscher haben nun die aktuellen Infektionsquellen ermittelt.
- Die Infektionen in Alten- und Pflegeheimen, sowie Krankenhäusern haben abgenommen.
Update vom 29. Oktober, 13.46 Uhr: Die Zahlen der Corona-Neuinfektionen in Deutschland sind in den vergangenen Tagen und Wochen immer weiter gestiegen. Vergleicht man die Darstellung des Infektionsumfeldes aus dem RKI-Lagebericht vom 27. Oktober mit denen vom 20. Oktober ist insbesondere im Bereich „Privater Haushalt“ ein deutlicher Anstieg der Zahlen zu erkennen. „In den meisten Kreisen handelt es sich zumeist um ein diffuses Geschehen, mit zahlreichen Häufungen in Zusammenhang mit privaten Feiern im Familien- und Freundeskreis“, erklärt das RKI im Lagebericht vom 27. Oktober.
In einigen Fällen sei ein konkreter größerer Ausbruch die Ursache für einen starken Anstieg in den betroffenen Kreisen. „Im SK Heilbronn tragen vor allem Fälle aus dem privaten und schulischen Umfeld zu der hohen Inzidenz bei“, nennt das RKI ein Beispiel. Zum Anstieg der Inzidenz tragen allerdings nach wie vor auch „viele kleinere Ausbrüche in Alten- und Pflegeheimen sowie Ausbrüche in Krankenhäusern, Einrichtungen für Asylbewerber und Geflüchtete, Gemeinschaftseinrichtungen, Kindertagesstätten und Schulen, verschiedenen beruflichen Settings sowie im Zusammenhang mit religiösen Veranstaltungen“ bei, berichtet das RKI. Die Gastronomie spielt für das Infektionsgeschehen nur eine geringe Rolle.

Bei der Betrachtung der Grafiken müsse jedoch beachtet werden, dass nur ein Viertel der insgesamt gemeldeten Covid-19-Fälle einem Ausbruch zugeordnet werden kann. Die Grafik des RKI bezieht sich demnach lediglich auf 25 Prozent der Infektionen.
Corona: Infektionsgeschehen hat sich in zweiter Welle verändert - neue Ansteckungsquellen
Erstmeldung vom 23. Oktober: Berlin - Die Zahl der Corona-Neuinfektionen in Deutschland erreicht immer wieder neue Höchstwerte. Zuletzt meldete das RKI 11.242 Infektionen innerhalb eines Tages. Doch wo stecken sich die Menschen an? Amerikanische Forscher und das RKI haben neue Ergebnisse veröffentlicht. Die könnten vor allem Risikopatienten Hoffnung machen.
Deutschland befindet sich mitten in der zweiten Welle der Corona*-Pandemie. Doch wie das RKI nun in einer neuen Grafik zeigt, hat sich das Infektionsgeschehen im Vergleich zur ersten Welle im Frühjahr in manchen Punkten deutlich verändert. Die Infektionscluster haben sich verschoben.
Als Cluster bezeichnet das RKI in seinem Lagebericht „Ausbrüche, die 5 oder mehr Fälle enthalten.“ Wichtig ist jedoch, dass nur ein Viertel der gesamten Fälle in Ausbrüchen erfasst werden. Davon können wiederum nur etwa 65 Prozent Clustern zugeteilt werden. Trotz der unvollständigen Erfassung gibt die Übersicht dennoch einen Überblick über die aktuellen Ansteckungsquellen* in Deutschland.
Coronavirus in Deutschland: Altenheime und Krankenhäuser weniger stark betroffen
Während zu Anfang der Pandemie die Epizentren in den Krankenhäusern, Altenheimen und Flüchtlingsunterkünften lagen, ist der Anteil dieser Einrichtungen an den Ansteckungen deutlich zurückgegangen. Eine gute Nachricht für Risikopatienten. Dies kann unter anderem mit den strengen Hygienekonzepten in Krankenhäusern und Pflegeheimen erklärt werden.

Mittlerweile gibt es drei neue, deutlich gewachsene Infektionsumfelder. Zum einen stecken sich wesentlich mehr Menschen in privaten Haushalten an. Auch der Arbeitsplatz stellt mittlerweile eine bedeutende Infektionsquelle dar. Viele Unternehmen haben die im Lockdown geltende Home-Office Regelung mittlerweile wieder gelockert oder gekippt. Auch Ausbrüche in der fleischverarbeitenden Industrie, wie bei Tönnies im Juni haben zum Anstieg in diesem Bereich beigetragen. Den letzten, aktuell gewachsenen Infektionscluster bilden Freizeitaktivitäten. Aber auch die Corona*-Zahlen in Alten- und Pflegeheimen steigen wieder leicht.
Wichtig ist jedoch: Die Zahlen seien mit Vorsicht zu genießen, informiert das RKI. Ausbrüche sind nicht immer klar zuzuordnen und nicht alle Infektionsumfelder können erfasst werden. Ein möglicher Grund, warum auch die Kategorie „weitere“ in der letzten Zeit deutlich zugenommen hat. Im Besonderen betrifft dies auch das Infektionsgeschehen in den öffentlichen Verkehrsmitteln. Dort ließen „sich Ausbrüche nur schwer ermitteln“ und könnten untererfasst sein, so das RKI.
Corona: US-Forscher ermitteln drei Hauptansteckungsquellen - eine bereits bekannt
Ähnliche Erkenntnisse wie das RKI liefern auch US-Forscher in der Fachzeitschrift Science. Sie ermittelten drei Hauptansteckungsquellen. Laut Studien aus Südkorea, auf die sich die Forscher beziehen, stecken sich etwa 46 bis 66 Prozent der Menschen in privaten Haushalten an, wie es auch das RKI verzeichnet. Dort wären die Kontakte intensiver und länger. Ebenso zählen aber auch Gefängnisse oder Sammelunterkünfte, wie Obdachlosenheime zu dieser Gruppe, da auch dort die Dauer der Kontakte wesentlich länger sei, als beispielsweise auf öffentlichen Plätzen.
Zweite Ansteckungsquelle seien Veranstaltungen. Besonders Infizierte ohne Symptome könnten so zu „Superspreadern“ werden und viele Menschen anstecken, so die Forscher. Als Beispiele für solche Veranstalungen nennen sie Chorproben, Kaufhäuser, Kirchenveranstaltungen, aber auch die fleischverarbeitende Industrie.
Corona: US-Forscher nennen „Motoren“ der Pandemie - verschiedene Maßnahmen nötig
Als letzten Ansteckungspunkt nennen die Forscher überregionale Reisen*. Schon wenige Fernverbindungen könnten das Virus weltweit verbreiten. „Daher konnten frühe Reiseverbote die globale Verbreitung von SARS-CoV-2 nicht stoppen, obwohl sie die Pandemie möglicherweise verlangsamt haben.“ Dennoch könnten Reisebeschränkungen wirksam sein, wie man beispielsweise an China sieht, so die Forscher.
Es brauche also sowohl Maßnahmen gegen die Ausbreitung innerhalb der Haushalte, sowie gegen die beiden anderen „Motoren der SARS-CoV-2 Pandemie“. Denn nicht jeder unternehme längere Reisen, aber beinahe jeder habe ein soziales Leben und lebe in Haushalten mit mehreren Personen, so die Forscher. (chd) *Merkur.de ist Teil des Ippen-Digital-Netzwerkes.