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Corona in Österreich: Trotz Mega-Kritik! Seilbahn-Chef will Ski-Gondeln vollmachen - Nasser Mundschutz nutzlos?

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Von: Patrick Mayer, Cindy Boden, Felix Durach

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Corona-Zwist: Warteschlangen an den Skiliften, während Österreich im harten Lockdown versucht, das Coronavirus in den Griff zu bekommen. Es gibt Kritik und Rechtfertigungen. Der News-Ticker.

+++ Dieser Ticker ist beendet. Alle Entwicklungen zur Coronavirus-Pandemie in Österreich lesen Sie fortan in diesem News-Ticker. +++

Update vom 29. Dezember, 22 Uhr: Eine Medizinerin aus Wien hat die FFP2-Maskenpflicht an österreichischen Skiliften als angeblich unwirksam kritisiert.

Beim Sport würden die entsprechenden Mundschutzmasken schnell durchfeuchten und überhaupt nicht mehr vor einer Übertragung von Erregern schützen, erklärte die Assistenzprofessorin am Institut für Hygiene und angewandte Immunologie der Med-Uni Wien, Miranda Suchomel, dem Standard.

Zudem müssten die Skifahrer in Gondeln und Kabinen deutlich lauter miteinander sprechen - Suchomel: „Das erhöht die Ansteckungsgefahr um ein Weiteres.“

Coronavirus-Pandemie in Österreich: Seilbahn-Chef fordert vollere Gondeln in Skigebieten

Update vom 29. Dezember, 21.30 Uhr: Die österreichische Regierung hat mit mehreren Tagen Verzögerung auf den teils starken Andrang an Skiliften in der Alpenrepublik reagiert und die Corona*-Hygiene-Vorschriften für die Liftbetreiber verschärft.

In einem Erlass des Gesundheitsministeriums wird laut APA erklärt: „Im Fall der wiederholten mangelhaften Umsetzung von ausreichenden Schutzmaßnahmen sind Betretungsverbote auszusprechen. (...) Jedenfalls sind epidemiologisch bedenkliche Situationen, wie Menschenansammlungen, zu verhindern, dies beispielsweise durch Leitsysteme und zahlenmäßige Limitierungen.“

Währenddessen fordert Seilbahn-Chef Franz Hörl laut Nachrichtenportal oe24.at ein Ende von Personenbeschränkungen für Gondeln in den Skigebieten. Bisher dürfen die Gondeln nur bis zu 50 Prozent mit Fahrgästen ausgelastet werden. Gerade dies führe laut Hörl zu den Warteschlangen an den Lift-Zugängen.

Skifahrer in Österreich
Eine Gondel der Seilbahn am Ifen fährt bei Hirschegg (Österreich) über dem im Tal liegenden Nebel. Foto: Karl-Josef Hildenbrand/dpa © Karl-Josef Hildenbrand

Coronavirus-Pandemie in Österreich: Weiter Ärger wegen Menschenansammlungen an Skiliften

Update vom 29. Dezember, 14.30 Uhr: Strenge Vorschriften und Hygiene-Konzepte waren die Grundvoraussetzung dafür, dass die österreichischen Skigebiete am Heiligabend wieder ihre Pforten öffnen durften. So manches Skigebiet greift dabei aber wohl auch zu etwas unkonventionellen Maßnahmen, wie unter anderem aus einem Bericht von Der Standard hervorgeht. Eine Twitter-Userin hatte auf eine Besonderheit aufmerksam gemacht, die ihr im Skigebiet Hochzillertal aufgefallen war.

Dabei geht es um die Webcam, welche der Liftbetreiber auf seiner Website anbietet, um unter anderem über die Wetterverhältnisse und den Andrang an den Liften zu informieren. Am Morgen des 27. Dezember ist die Webcam dabei noch so ausgerichtet, dass man vereinzelte Skifahrer vor dem Lift stehen sieht.

Corona in Österreich: Menschentraube bildet sich vor Skilift - Kritik an Betreiber wird laut

Ab 10 Uhr ändert sich jedoch die Position der Webcam, deren Bilder zur vollen Stunde noch immer auf der Website einsehbar sind. Der Kamerawinkel zeigt nun vor allem die Piste und die Masten der Liftanlage. Der Wartebereich ist nur noch einsehbar, wenn man das Bild im Vollbild öffnet. Dann zeigt sich jedoch eine relativ große Menschentraube vor dem Sessellift. Zwar trägt ein Großteil der Skifahrer Masken, jedoch ist von Abstand keine Rede.

Gegen 11 Uhr ändert sich die Position der Webcam erneut, sodass der Wartebereich nun auch im Vollbild nicht mehr eingesehen werden kann. Einen Großteil des Bildes nimmt nun der Himmel ein. „Bergbahnbetreiber reagieren bereits auf den großen Andrang. Sie haben als Sofortmaßnahme die Position der Webcams geändert“, schreibt eine Nutzerin auf Twitter und glaubt wohl nicht an einen Zufall.

Corona in Österreich: Liftbetreiber äußert sich zu Vorwürfen und dankt Skifahrern für Disziplin

Betriebsleiter Christian Knapp bestätigte noch am Sonntag, dass die Position der Kamera verändert wurde. Zur gleichen Zeit sei der Lift offenbar aufgrund eines Defekts für eine halbe Stunde abgeschaltet worden. Deswegen seien auch längere Wartezeiten entstanden, was die Menschentraube im Wartebereich erklären könnte. Knapp bedankte sich bei den Skigästen „für die Eigenverantwortung und Disziplin“. Warum die Position der Webcam verändert wurde, lies der Betriebsleiter aber offen.

Österreich im Lockdown: Innenminister warnt Skifahrer an Silvester - „Kann nicht ohne Konsequenzen bleiben“

Update 29. Dezember, 9.45 Uhr: Trotz der befremdlichen Bilder der vergangenen Tage, zeigt sich der Geschäftsführer der Bergbahnen Beteiligungsgesellschaft von Niederösterreich Markus Redl gegenüber dem ORF zufrieden mit der Öffnung der Skigebiete zu Weihnachten: Die Sicherheitsmaßnahmen würden gut funktionieren. Auch die langen Schlangen vor den Liften am Semmering, die in den sozialen Netzwerken für Aufsehen gesorgt hatten, seien lediglich durch eine „Verkettung unglücklicher Umstände“ entstanden und die Maßnahmen seien mittlerweile verschärft worden, so Redl.

Coronavirus in Österreich: Silvester als Prüfstein für Skigebiete - Innenminister mahnt

Weiter betonte er, dass sich die meisten Skifahrer ohnehin sehr diszipliniert verhalten würden und man bei Verstößen gegen die Corona-Maßnahmen keinerlei Toleranz an den Tag lege. Keinerlei Toleranz heißt zumindest in Niederösterreich jedoch nicht, dass Verstöße zu einer Anzeige führen, sondern lediglich den Verlust der Liftkarte bedeuten.

Landesweit wird sich jedoch wohl vor allem das Silvester-Wochenende als Prüfstein erweisen. Sollte hier vermehrte Verstöße gegen die geltenden Regelungen auftreten, müsste die Regierung wohl mit weiteren Verschärfungen reagieren. „Für das Betreiben von Skiliften gelten nicht ohne Grund strenge Vorschriften“, sagte Innenminister Karl Nehammer (ÖVP) gegenüber der Krone Zeitung. „Wenn einzelne Liftbetreiber sich jedoch nicht an die Regeln halten und nicht richtig vorbereitet waren, dann kann das nicht ohne Konsequenz bleiben.“

Österreich im Lockdown: Skigebiete proppenvoll - Gastro und Handel starten Revolte gegen Kontroll-Plan

Update vom 28. Dezember, 21.12 Uhr: „Wie eine Bombe eingeschlagen“, habe die Nachricht, dass Gastro- und Handelsbetriebe in Österreich Freitestungen selbst kontrollieren sollen, sagt Gastro-Spartenobmann Mario Pulker der APA. In Österreich endet der Lockdown am 17. Januar nur für Personen, die einen negativen Corona-Test vorlegen können. Für Verweigerer dauert er auf jeden Fall eine Woche länger.

Ab Mitte Januar heißt das konkret: Wer einen negativen Test hat, darf Geschäfte und Restaurants betreten. Wer nicht, bleibt draußen. Aber wer übernimmt die Kontrollen vor den Läden? Innenminister Karl Nehammer will diese Aufgabe nun an die Betriebe weitergeben.

Die stellen sich aber quer. „Wir werden nicht kontrollieren. Das ist für uns nicht möglich“, positionierte sich Pulker eindeutig. Und auch der Handel will sich nicht um die Corona-Tests kümmern. „Die Gesundheitsbehörde muss für gesundheitsbehördliche Kontrollen zuständig bleiben“, fordert Handelsverbandschef Will, „weder für den Handel noch für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ist eine weitere Zusatzbelastung zumutbar. Daher appellieren wir an die Bundesregierung, am bereits zugesicherten Ablauf festzuhalten“.

Gastro-Obmann Pulker schimpfte über die sich anbahnende „Zettelwirtschaft“ und rief die Bevölkerung dringend dazu auf, sich impfen zu lassen. „Diesen Auf-zu-Zustand werden wir nicht mehr lange überleben“, sehnte er die Normalität zurück. „Wir warten auf die neue Verordnung. Dann werden wir auch hierzu mehr wissen“, will er den Streit um die Freitestungskontrollen dennoch aussitzen.

Österreich im Corona-Lockdown: Verrückte Welt - Skigebiete proppenvoll

Erstmeldung vom 28. Dezember, 16.17 Uhr: Wien - Lockdown und offene Skipisten: Wie passt das zusammen? In Corona-Zeiten denkbar wenig, in Österreich ist es aber möglich. Lange Schlangen an den Skiliften, Verkehrstaus, alles eng an eng. Und dabei kämpft das deutsche Nachbarland gegen weiter hohe Corona-Zahlen. Österreich verzeichnet aktuell eine 7-Tage-Inzidenz von 152,8 - der Wert ist damit nur etwas geringer als derzeit in Deutschland.

Doch auch der seit Samstag geltende, wohl bemerkt bereits dritte Lockdown scheint die Skifahrer nicht zu stören. Viele Geschäfte bleiben bis zum 17. Januar erst einmal geschlossen, Friseure und andere Dienstleister, Kultur- und Freizeiteinrichtungen zu. Aber: Skilifte auf.

Corona in Österreich: Skigebiete am Wochenende als „Ischgl 2“

Videos in sozialen Netzwerken und in österreichischen Medien zeigen überfüllte Skigebiete. Auf Twitter war von „Ischgl 2“ zu lesen. Parkplätze sollen mancherorts schon am Vormittag belegt gewesen sein. Auch der ORF-Journalist Armin Wolf gab ein Statement auf Twitter ab. Zu einem Bild voller wartender Skibegeisterter zwischen Zäunen schrieb er am Sonntag: „Aber man darf seit gestern und bis 18. Januar die Großeltern nicht besuchen...“ Ein paar Regionen wie das Bodental in Kärnten blieben nach dem Ansturm von Samstag am Sonntag bereits geschlossen.

Solche Menschenmengen sollen sich während der Corona-Pandemie nicht wiederholen, findet auch das Bundesland Oberösterreich. In den dortigen Skigebieten Hinterstoder, Wurzeralm und Kasberg herrschte am Sonntag bei schönem Wetter besonders großer Andrang. Die Sicherheitskonzepte werden nun angepasst, kündigte Wirtschafts- und Tourismuslandesrat Markus Achleitner (ÖVP) an. Die Parkplätze sollen limitiert, das Sicherheitspersonal aufgestockt und die geregelten Anstellbereiche noch weiter vergrößert werden, hieß es.

Corona in Österreich: Appell an die Eigenverantwortung - angepasste Sicherheitskonzepte

„Im Sinne der Eigenverantwortung appelliere ich aber auch an die Skifahrerinnen und Skifahrer, so weit möglich auch erst ab Mittag in die Skigebiete zu kommen, denn da sind viele Gäste vom Vormittag wieder auf dem Heimweg und man kommt so bequem und ohne Staus auf die Piste“, so Achleitner weiter. Am Sonntag seien um 12 Uhr rund 3000 Gäste im Skigebiet Hinterstoder gewesen, ein Drittel aber bis 12.30 Uhr wieder abgereist.

Bergblick, im Vordergrund viele Skifahrer
Ausflügler sind zum Skifahren auf dem Kasberg in Österreich unterwegs.  © Wolfgang Spitzbart/APA/dpa

Bisher sind an den Gondeln und Liften FFP2-Masken als Mund- und Nasenschutz für alle Skifahrer über 14 Jahre vorgeschrieben. Die Bergbahnen befördern teils nur halb so viele Gäste, um Abstandsregeln einhalten zu können. Tickets sollen online gebucht werden.

Corona in Österreich: Kanzler Kurz in der Kritik

Kanzler Sebastian Kurz* begründete die Öffnung der Skipisten vor dem großen Ansturm in einem Interview bei dem Sender ORF mit demokratischen Entscheidungsprozessen. Viele Bundesländer hätten dafür gekämpft, dass Sport im Freien auch während des Lockdowns möglich sein müsse. Unter einen Tweet vom 18. Dezember, in dem Kurz die Lockdown-Regeln erklärt und schreibt „Treffen Sie ab dem 26. Dezember niemanden!“ sammelt sich Spott angesichts der Bilder aus den Skigebieten. „Treffen Sie ab dem 26. Dezember niemanden - gehen Sie Skifahren! - oder?“ heißt es etwa.

Die Öffnung der Skigebiete gilt praktisch nur für Österreicher. Einreisende müssen in eine mehrtägige Quarantäne. Hotels sind wegen des Lockdown geschlossen. (cibo/dpa) *Merkur.de ist Teil des Ippen-Digital-Netzwerks.

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